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Klein und leicht – Das sind die Trends vom Caravan Salon

Campingfans werden immer jünger und bevorzugen kompakte und komfortable Gefährte. Der neue Trend verhilft der Branche zu neuen Rekorden.

Vor einem Reisemobil sind die Schlangen der Neugierigen auf dem Caravan Salon in Düsseldorf in diesem Jahr besonders lang. Viele Campingfans wollen Hymers Vision Venture einmal von innen sehen. Mit BASF haben die Schwaben einen Concept Car auf Basis eines Allrad-Mercedes Sprinter entwickelt, der Maßstäbe für die Zukunft setzen soll.

So lässt sich am Heck eine Holz-Terrasse ausziehen, an deren Seite ein Barbecue-Grill eingelassen ist. Im Bad gibt es eine Regenwald-Dusche. Der Boden ist in moderner Betonoptik statt Teppich oder PVC gehalten, die Wände sind aus Naturstoffen wie Holz, Filz oder mit hauchdünnem Schiefer beschichtet. „Wir haben bewusst moderne Materialien verwendet. Bambus-Paneel statt Eiche rustikal“, sagt Martin Brandt, Chef der Erwin Hymer Group aus Bad Waldsee.

Der Allrad-Wagen ist außen dunkelgrün statt weiß lackiert, wie üblich. Die spezielle Beschichtung Chromacool von BASF reflektiert das Sonnenlicht und verhindert, dass sich der Wagen stark aufheizt.

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Zum Dach führt eine feste Holztreppe mit LED-beleuchteten Stufen, die mit Schubladen zusätzlichen Stauraum bieten. Das aufblasbare beleuchtete Schlafdach aus luftgefüllten Waben pumpt sich in einer Minute auf - wahlweise mit beheizter oder gekühlter Luft. Dort gibt es auch eine hölzerne Dachterrasse, auf dem Autodach sind Solarzellen. „Das ist fast schon ein Tiny House“, sagt Martin Brandt. „Sogar denkbar für Studenten, die kein Zimmer finden.“

Ohne modernes Design, Komfort und raffinierte Ausstattung geht es beim Caravaning künftig nicht mehr. Vorbei die Zeiten als vornehmlich Senioren mit Wohnwagen in Eichenfurnier durch die Landschaft tingelten. „Das alte Klischee, dass Caravans und Reisemobile nur etwas für Ältere und Rentner sind, ist längst widerlegt. Vor allem Jüngere begeistern sich für Caravaning“, bestätigt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbands (CIVD).

Nach einer aktuellen Umfrage der GfK kann sich ein knappes Viertel der Deutschen vorstellen, in den nächsten fünf Jahren Urlaub mit dem Reisemobil oder Caravan zu machen, die meisten sind jünger als 45 Jahre. Gerade bei den Millennials und jungen Familien liegt individueller Outdoor-Urlaub im Trend. Caravaning gilt heute als cool und vor allem als „instagrammable“.

Das liegt auch daran, dass die Digitalisierung Caravaning auf eine neue Stufe hebt. Das beginnt beim Konfigurieren des gewünschten Modells samt Ausstattung am Bildschirm. Und inzwischen lassen sich fast alle Geräte im Freizeitmobil über ein zentrales Bedienelement digital steuern. Die Füllstände von Wassertanks, Batterie und Gasflasche sind zudem per Smartphone abrufbar.

Beim Tabbert Cellini vom niederbayerischen Hersteller Knaus Tabbert sind sogar die verschiedensten Funktionen im Wohnwagen per Sprachsteuerung zu bedienen. Befehle wie „Mir ist kalt“ oder „Licht in der Küche einschalten“ reichen aus. Auch komplette Lichtszenarien im Schlafzimmer, Küche oder Wohnraum können aktiviert werden mit Stichworten wie „Gute Nacht“ oder „Guten Morgen“.

Die vielen neuen Zusatzfeatures, wie auch Assistenzsysteme zum leichteren Einparken erhöhen allerdings das Gewicht. Das Problem: Seit der EU-Führerschein-Reform 1999 dürfen nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen mit normaler Pkw-Fahrerlaubnis gesteuert werden. Deshalb achten die Hersteller tunlichst daran, diese Gewichtsgrenze nicht zu überschreiten. Alle Hersteller forschen am Leichtbau mit alternativen Materialien.

Klein und leicht – lautet ein Trend bei Reisemobilen. So genannte Campervans zu günstigen Einsteigerpreisen sind immer beliebter. Kompakte Camper und Kastenwagen haben mit einem Anteil von 40 Prozent an den Gesamtzulassungen die teilintegrierten Reisemobile (38 Prozent) inzwischen sogar überholt. Campervans richten sich vor allem an Städter, die ein alltagstaugliches, multifunktionales Wohnmobil suchen.

Hymer hat auf dem Caravan Salon ein Mini-Reisemobil auf Toyota Verso-Basis vorgestellt. Der Crosscamper passt in jede Garage, kann als normales Auto genutzt werden und am Wochenende etwa zum Surfen oder Mountainbiking. Oben lässt sich ein Schlafdach mit zwei Betten hochklappen. „Damit wollen wir ganz neue Kunden gewinnen, die bisher nie an Camping gedacht haben“, sagt Brandt, Chef der Erwin Hymer Group.

In Deutschland erreicht die Nachfrage nach Reisemobilen und Caravans einen neuen Höchststand. Im ersten Halbjahr liefen hierzulande 68.500 Fahrzeuge vom Band, ein Plus von 1,2 Prozent. Fast die Hälfte davon ging ins Ausland, auch wenn der Export um 4,3 Prozent leicht rückläufig war. „Die Hersteller bedienen zuvorderst den heimischen Markt“, erklärt der Verband CIVD. „Aktuell sind die Produktionskapazitäten der meisten Hersteller hierzulande ausgelastet.“

Die deutsche Caravaningbranche erwartet deshalb für 2019 das beste Jahr ihrer Geschichte. Mit Neufahrzeugen, Gebrauchten und Zubehör wird ein Rekordumsatz von 11,6 Milliarden Euro angepeilt.

Mehr: Familie Hymer verkaufte ihren Reisemobilbauer an Thor. Bei Qualität und Arbeitstempo gibt es nun Differenzen. Die Chefs wollen voneinander lernen.