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„Als Kind habe ich die Frage nach dem Traumberuf gehasst“ – was die Byrd-Gründerin aufs Startup-Leben vorbereitete

Schon als Achtjährige gründete Petra Dobrocka einen Sportverein – für drei Mitglieder: Mama, Papa und Bruder, die als Versuchskaninchen herhalten mussten.
Schon als Achtjährige gründete Petra Dobrocka einen Sportverein – für drei Mitglieder: Mama, Papa und Bruder, die als Versuchskaninchen herhalten mussten.

Mit sieben Jahren zog Petra Dobrocka mit ihren Eltern aus der Slowakei nach Österreich. Damals konnte sie kein einziges Wort Deutsch. Eine Hürde, aber kein Hindernis. Heute ist Dobrocka Mitgründerin und Chief Commercial Officer bei Byrd, einem Wiener Startup, das Onlinehändler mit freien Warenlagern vernetzt und ihnen ermöglicht, die Liefergeschwindigkeiten und Versandkosten zu verwalten und zu optimieren. Im Flashback-Interview verrät uns die 32-Jährige, wie ihre Kindheit sie prägte, mit welchen Tricks ihre Eltern sie zu mehr Selbstständigkeit brachten und warum sie als Kind die Frage nach dem Traumberuf hasste.

Hi Petra! Wer hat dich deiner Meinung nach am meisten beeinflusst? Familie, Freunde oder deine Schulzeit?

Meine Eltern haben mich immer dazu angeregt, selbst Lösungen zu finden. Meine Mitschüler brachten beispielsweise Formulare oder Anmeldungen für Schulausflüge nach Hause und die Eltern füllten sie einfach aus. Meine Eltern erwarteten allerdings, dass ich alle Unterlagen erst einmal selbst lese, ausfülle und ihnen dann die Executive Summary gebe. Als Kind war das nervig, aber das hat mich auch extrem selbstständig gemacht. Gleichzeitig haben sie mich auch dazu erzogen, sehr empathisch zu sein und auf meine Mitmenschen zu achten. Das versuche ich heute mit meinem Team auch so zu machen.

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Gab es in deiner Kindheit oder deiner Jugend bestimmte Schlüsselmomente, die sehr prägend für dich waren?

In meiner Kindheit war definitiv der Umzug aus der Slowakei nach Österreich sehr prägend, als ich sieben Jahre alt war. Ich konnte kein Wort Deutsch und musste mich somit an meine neue Umgebung anpassen und schnell lernen. Ich glaube, dass mich diese Erfahrung sehr anpassungs- und widerstandsfähig gemacht hat und ich dadurch keine Angst habe, mich neuen, unsicheren Situationen zu stellen. Unsere Investoren haben einmal einen Persönlichkeitstest mit uns Gründern gemacht. Bei mir ist „Resilienz“ als überdurchschnittlich hoch aufgefallen. Diese Phase in meiner Kindheit ist wahrscheinlich der Grund dafür.

An welches Kindheitserlebnis erinnerst du dich gerne zurück?

Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind immer schon gerne Sachen für meine Familie organisierte. Als ich acht oder neun Jahre alt war, gründete ich einen „Sportverein“, in den alle meine Familienmitglieder zwangsverpflichtet wurden. Dort mussten sie immer wieder an diversen „Sportevents“ teilnehmen. Ich persönlich erinnere diese Nachmittage als witztige Familienevents. Aber im Nachhinein frage ich mich, was sich meine Eltern und mein Bruder damals gedacht haben müssen und woher sie die Geduld nahmen, bei meinen erfundenen Sportarten mitzumachen.

Was wolltest du als Kind von Beruf werden?

Als Kind habe ich diese Frage immer gehasst. Ich konnte nie verstehen, wieso im Alter von vier bis fünf Jahren andere schon von mir wissen wollten, was ich machen will, wenn ich erwachsen bin. Vielleicht, weil ich tendenziell eher ein Generalist bin, fand ich die Vorstellung, dass ich mich darauf festlegen muss, was ich mein ganzes Leben lang machen will, komplett verrückt und unvorstellbar.

Kannst du den genauen Moment beschreiben, in dem du dich für die Gründung von Byrd entschieden hast?

Ich habe schon in meinem ersten Startup-Job bei Kochabo ­(heute Marley Spoon) gesehen, dass ich mich in der Startup-Welt super wohl fühle und gerne weiter in dem Feld aktiv sein möchte. Selbst zu gründen kam allerdings erst später, als ich nach längerer Zeit aus dem Ausland zurück nach Wien kam und nach einer neuen Gelegenheit suchte. Ich führte damals einige Interviews für unterschiedliche Positionen in Startups. Obwohl ich mich oft für das Startup an sich und die Idee begeistern konnte, konnte ich mir nie vorstellen, als der x-te Mitarbeiter einzusteigen – in ein Geschäft, wo die Grundlagen schon definiert waren.

Erst nachdem sich diese Situation mehrfach wiederholt hatte, realisierte ich, dass ich gar nicht nach einer Mitarbeiter-Position suchte, sondern eigentlich gerne selbst etwas gründen wollte. Als mir das bewusst wurde, war es viel einfacher, nach Ideen und Gründungs-Möglichkeiten Ausschau zu halten.

Wer hat dich dabei unterstützt, dich selbstständig zu machen?

Angefangen bei Freunden über Familie bis hin zu ehemaligen Kollegen und Mentoren gab es viele Personen in meinem Umfeld, die mich immer in dieser Hinsicht unterstützten. Aber eine Situation sticht besonders hervor. Als ich meinem ehemaligen Chef und Mentor erzählte, dass ich darüber nachdachte, bei Byrd einzusteigen. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob er mich für verrückt erklären oder davon überzeugen würde, dass die Geschäftsidee keinen Sinn machte. Aber er sagte mir, dass ich das auf jeden Fall machen und dort auch definitiv als Gründerin einsteigen sollte – weil ich’s drauf hätte. Das hat mir einen extremen Push gegeben.

Basierend auf deinem Hintergrund, welchen Rat würdest du anderen Gründerinnen und Gründern und solchen, die es werden wollen, mit auf den Weg geben?

Aus meiner Sicht sind zwei Punkte entscheidend. Einerseits: „Don’t overthink.“ Ich habe oft das Gefühl, dass die Unternehmer erfolgreicher sind, die sich trauen, es einfach zu machen. Sie analysieren nicht ewig lang, sie fragen nicht lange herum, sondern sie wagen den nächsten Schritt. Der andere Punkt ist: Finde ein Umfeld, das dich beim Gründen unterstützt. Hätte ich um mich herum regelmäßig Leute gehabt, die nicht an mich geglaubt oder immer wieder in Frage gestellt hätten, was ich mache, hätte ich mich eventuell von meinem Ziel abbringen lassen. Aber ich hatte das große Glück, ein Umfeld zu haben, das mich immer mit konstruktivem Input unterstützte – das hat extrem geholfen.