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Warum der Kik-Chef für einen harten Brücken-Lockdown ist — obwohl er dadurch Millionen verliert

Der Kik-CEO Patrick Zahn
Der Kik-CEO Patrick Zahn

Während Bund und Länder noch immer um einheitliche Corona-Regelungen und die Notbremse-Regelung debattieren, forderte NRW-Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende Armin Laschet einen vorübergehenden, harten "Brücken-Lockdown". Merkel will bekanntlich schon länger einen harten bundesweiten Lockdown durchsetzen.

Nun tauchen auch erste Stimmen aus der Wirtschaft auf, die einen harten Lockdown inklusive nächtlicher Ausgangssperren fordern. Als erster bekannter Handels-Manager spricht sich der Chef des Textil-Discounters Kik, Patrick Zahn, im Gespräch mit Business Insider offen für diese Maßnahme aus — obwohl ihm dadurch erneut ein Millionen-Ausfall entstehen würde.

"Ich bin für einen kurzen, harten Brücken-Lockdown von zwei bis drei Wochen, wenn dieser konsequent umgesetzt und auch entsprechend kontrolliert wird", sagt Zahn. Dabei bezieht er sich auf Laschets Vorschlag, im Kampf gegen die dritte Corona-Welle einen Lockdown von "zwei bis drei Wochen" zu beschließen, damit die Zeit überbrückt wird, bis viele Menschen geimpft sind. Dieser sähe auch nächtliche Ausgangssperrungen, Kita- und Schulschließungen, ein heruntergefahrenes öffentliches Leben sowie eine Komplett-Schließung aller Geschäfte vor. Händler wie Kik würden in diesem Fall also bis zu drei Wochen erneut keinerlei Umsatz machen können.

„Lieber ein Ende mit Schrecken als weiterhin ein Schrecken ohne Ende“

Die steigenden Infektionszahlen würden Armin Laschet recht geben, so Zahn. Dessen Konzept von einer klar befristeten Einschränkung bei parallel vorangetriebenen Impfungen sowie konsequenten Tests sei laut Zahn "besser als das bisherige Lockdown-Hopping". Seiner Meinung nach werde es ohne einen konsequenten Lockdown zu vielen unkontrollierten Teilschließungen kommen, welche die Wirtschaft teurer zu stehen kommen würden.

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„Lieber jetzt nochmal ein Ende mit Schrecken als weiterhin ein Schrecken ohne Ende“, sagt der KiK-CEO. Zahn befürwortet deshalb Laschets Vorschlag, Schulen, Kitas sowie Einzelhandel erneut ganz zu schließen — aber zu "gleichberechtigten Bedingungen für alle Sektoren im Handel und für alle Wirtschafts-Branchen."

In den vergangenen Wochen hatten der Handelsverband HDE und etliche Einzelhändler, so auch Zahn, noch vor einem erneuten Lockdown gewarnt. Eine weitere Schließungswelle würden viele Handelsunternehmen nicht überstehen, hieß es. Zahn gründete im Februar gemeinsam mit den Geschäftsführern von Thalia, S. Oliver, Ernstings Family und vielen weiteren die Initiative „Leben im Zentrum“ und entwickelten ein Öffnungskonzept für den Einzelhandel, das sie der Politik vorlegten. Dabei betonen die Initiatoren der Initiative immer wieder, dass der Handel kein Infektionsherd sei. Studien der TU Berlin unterstützen diesen Eindruck und diese Einschätzung wird auch vom RKI geteilt. Deshalb lobbyieren eigentlich sämtliche von den Schließungen betroffenen Einzelhändler seit Wochen gegen einen Lockdown. Zahn war immer einer der lautesten Kritiker der Corona-Maßnahmen und machte seinen Frust in vielen Interviews deutlich. Im Februar sagte er etwa dem „Handelsblatt“, dass mit dem Lockdown eine „ganze Branche zum Schafott geführt“ werde.

Seine Meinung sei kein Sinneswandel, sagt Zahn nun. Vielmehr müsse man in einer Pandemie auch zugestehen, dass sich Situationen und deren Bewertungen schnell und dynamisch ändern können. Denn seit Wochen steigen die Covid-19-Fallzahlen wieder an nach den Lockerungen, die derzeitigen Maßnahmen scheinen keine Wirkung mehr zu erzielen. Virologen wie Christian Drosten oder der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordern seit Wochen einen harten Lockdown. Zahn sagt daher nun: "Ich befürworte alles, was zu einem Ende der Pandemie führt und damit der Wirtschaft wieder eine Perspektive gibt."

Zahn ist auch für Ausgangssperren

Laut Zahn müssen die Maßnahmen im Rahmen eines „Brücken-Lockdowns“ stärker als bisher auf das Verhalten der Bürger im privaten Raum abzielen. “Ich würde im Rahmen eines Gesamtkonzepts sogar Ausgangssperren befürworten, weil ich dann nicht versucht bin, mit meinem Kumpel abends noch ein Bier zu trinken.” Außerdem fordert er strengere Kontrollen der Corona-Auflagen, wie beispielsweise für das Maskentragen, inklusive der nächtlichen Ausgangssperren.

Seit März dürfen Händler in einigen Regionen wieder öffnen, unter Auflagen wie Shopping via Termin (Click&Meet) und, wie etwa in Berlin, wenn die Kunden ein negatives Testergebnisses vorlegen. Der Handelsverband sagt jedoch, dass es sich unter diesen Rahmenbedingungen für viele Einzelhändler wirtschaftlich nicht lohne, überhaupt zu öffnen. Click&Meet funktioniere zwar einigermaßen reibungslos, sagt Zahn, trotzdem kritisiert er die Rahmenbedingungen für das Shopping mit negativem Testergebnis. Hier ergäben sich für Händler noch zu viele Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, da es keine klaren Vorgaben und Regelungen von der Politik gäbe.

Auf die Länder könnten Schadensersatz-Klagen der Händler zukommen

Die Hälfte von Kiks Filialen sind momentan bundesweit immer noch geschlossen. Im Lockdown verliere der Textil-Discounter durchschnittlich 30 Millionen Euro die Woche. Bis auf Kurzarbeitergeld hat das Unternehmen laut eigener Aussage bislang noch keine Staatshilfe erhalten. "Die Pandemie hat uns bisher an die 200 Millionen Euro an Eigenkapital gekostet. Das ist Geld, das uns für Zukunftsinvestitionen und damit auch für das Schaffen neuer Jobs fehlt", sagt Zahn. Das Geld wollte der Geschäftsführer eigentlich unter anderem in die Gestaltung der Filialen sowie den Bau eines Logistiklagers stecken.

Viele Einzelhändler haben in den vergangenen Monaten immer wieder versucht, mit Eilanträgen und Klagen gegen die Schließungen vorzugehen. In den meisten Fällen scheiterten die Kläger. Einige Händler, darunter etwa S. Oliver und eben auch Kik, erwägen inzwischen sogar, die Bundesländer – denn diese sind zuständig - auf Schadensersatz für die Umsatzausfälle im Lockdown zu verklagen. "Momentan steht alles auf Klage", sagt Zahn.