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Kennedy-Dynastie: Das politische Ende einer der einflussreichsten Familien steht bevor

Seit 73 Jahren sitzen die Kennedys fast ununterbrochen im US-Kongress. Die erfolgreiche Zeit könnte nun vorbei sein. Doch es gibt noch einen Hoffnungsträger.

New Jersey, zweiter Kongressbezirk: Amy Kennedy gegen Jeff Van Drew. Was sich zunächst wie ein gewöhnlicher politischer Wahlkampf um einen Sitz im Repräsentantenhaus liest, sollte über den Fortbestand einer Ära, einer seit Jahrzehnten andauernden Präsenz im US-Kongress entscheiden.

Denn es war der vermutlich vorerst letzte Wahlkampf der Kennedy-Familie für die kommenden Jahre – und er endete mit einer Niederlage. Amy Kennedy unterlag in der vergangenen Woche dem Republikaner und Amtsinhaber Van Drew mit 46 zu 52 Prozent der Stimmen.

Nun könnte die fast ununterbrochene 73-jährige Präsenz der Kennedys im US-Kongress enden. Eine Zeit, die von Erfolg und Ruhm, aber auch von schweren familiären Tragödien geprägt war. Es wäre das politische Ende einer der einflussreichsten Familien der USA, die in der Politik ausschließlich für die Demokratische Partei angetreten ist.

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Am 3. Januar 1947 zog John Fitzgerald Kennedy (JFK) in das Repräsentantenhaus ein. Er war ambitioniert, hatte Charisma, was ihm große Beliebtheit verschaffte. JFK stieg schnell auf. Über den Weg eines Senatspostens kandidierte er 1960 gegen Richard Nixon um das Amt des US-Präsidenten – und gewann. Er wurde damit der jüngste gewählte und zugleich erste irisch-amerikanische Präsident der Vereinigten Staaten. Schnell entwickelte sich JFK zur Kultfigur.

Blieb die soziale Anerkennung den katholischen Aufsteigern anfangs noch verwehrt, stand die Familie spätestens seit der Präsidentschaft im Rampenlicht. Die Mitglieder traten im Fernsehen auf, ließen sich für populäre Magazine fotografieren – und wurden so zu einer Art Royals.

Auf seinem politischen Weg wurde JFK stets von seinem Bruder unterstützt: Robert Francis Kennedy, genannt „Bobby”. Er leitete den Präsidentschaftswahlkampf von JFK, wurde nach dessen Ernennung zum Präsidenten Justizminister in dessen Kabinett. Auch im Heimatstaat des Kennedy-Clans erhielten sie politischen Einfluss. 1962 wurde ein weiterer Bruder von JFK, Edward Moore Kennedy, genannt „Ted”, zum Senator in Massachusetts gewählt.

Doch in dem Jahrzehnt erfuhren die Kennedys auch zwei ihrer schwersten Schicksalsschläge. Erst wurde der damalige US-Präsident John F. Kennedy in Dallas auf offener Straße in einem Auto erschossen. Nur fünf Jahre später wurde auch sein Bruder Bobby in einem Hotel in Los Angeles getötet. Die Welt trauerte. Der politische Einfluss der Kennedys blieb jedoch über ihre Tode hinaus bestehen, Ted sogar bis 2009 im Amt des Senators von Massachusetts.

In den 80er-Jahren stieg auch der Nachwuchs in die Politik ein. 1987 gewann Bobbys Sohn, Joseph Patrick Kennedy II, einen Sitz im Repräsentantenhaus für Massachusetts, 1989 tat es ihm Teds Sohn Patrick Joseph Kennedy mit einem Sitz für Rhode Island gleich. Nach Teds Tod 2009 war sein Sohn der letzte Vertreter der Familie im US-Kongress. Er entschied sich 2011 jedoch dagegen, zur Wiederwahl anzutreten – und sorgte so für den ersten Bruch in der langen Zeit der Kennedys im US-Kongress.

Doch es dauerte nur zwei Jahre, bis der nächste Kennedy in ein Amt einzog: Ab 2013 saß Joseph P. Kennedy III für Massachusetts im Repräsentantenhaus. Das Amt genügte dem 40-Jährigen nicht, er wollte einen Sitz im Senat. Also forderte er in diesem Jahr Amtsinhaber Edward Markey in den Vorwahlen heraus – und erlitt eine herbe Niederlage.

Erstmals in der Familien-Historie verlor damit ein Mitglied der Kennedys eine Vorwahl der Demokraten für die Wahl zum US-Senat in Massachusetts. Wegen seiner Senats-Kandidatur konnte er auch nicht mehr für eine weitere Amtszeit im Repräsentantenhaus kandidieren.

Joseph P. Kennedy III wie auch Amy Kennedy hatten große Ambitionen bei den diesjährigen Wahlen. Sie scheiterten aber schlussendlich an ihren Kontrahenten. Die ruhmreiche Zeit der Kennedys in den einflussreichsten Machtpositionen scheint vorbei. Doch die Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten ist der letzte Hoffnungsschimmer für die Kennedy-Familie: Joseph P. Kennedy III könnte ein Amt in der Biden-Regierung bekommen.

Für ihn spricht die tiefe Verbundenheit seiner Familie mit den Bidens. Andererseits unterstützte er Bidens Rivalin Elizabeth Warren im Präsidentschaftswahlkampf. Die Hoffnung bleibt, dass die familiären Verbindungen alle Bedenken übertrumpfen – und der Name Kennedy seine große Bedeutung behält.

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