Werbung
Deutsche Märkte schließen in 5 Stunden 8 Minuten
  • DAX

    17.982,23
    -106,47 (-0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.963,68
    -26,20 (-0,52%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Gold

    2.337,70
    -0,70 (-0,03%)
     
  • EUR/USD

    1,0732
    +0,0031 (+0,29%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.340,15
    -2.542,40 (-4,11%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.359,97
    -22,60 (-1,63%)
     
  • Öl (Brent)

    82,73
    -0,08 (-0,10%)
     
  • MDAX

    26.302,12
    -43,95 (-0,17%)
     
  • TecDAX

    3.290,76
    -8,84 (-0,27%)
     
  • SDAX

    14.145,28
    -62,35 (-0,44%)
     
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • FTSE 100

    8.092,81
    +52,43 (+0,65%)
     
  • CAC 40

    8.042,03
    -49,83 (-0,62%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     

Kellerhals klagt gegen Metro-Aufspaltung

Der Streit der Metro mit Erich Kellerhals eskaliert weiter: Der Minderheitsaktionär von Media-Saturn hat eine Anfechtungsklage gegen die Teilung des MDax-Konzerns eingereicht. Doch noch gibt es Hoffnung auf Einigung.

Gegen die Pläne der Metro, das Unternehmen aufzuspalten, formiert sich juristischer Widerstand. Wie das Handelsblatt von Insidern erfuhr, hat Erich Kellerhals, Minderheitsaktionär der Metro-Tochter Media-Saturn-Holding, vor Gericht eine Anfechtungsklage eingereicht. Ein Sprecher von Convergenta, der Investmentgesellschaft von Kellerhals, wollte sich auf Nachfrage dazu nicht äußern. Auch die Metro gab dazu keinen Kommentar ab.

Kellerhals, der rund 21 Prozent an Media-Saturn hält, streitet seit vielen Jahren mit Mehrheitseigner Metro um die Macht bei dem Elektronikhändler. Seit klar ist, dass sich die Metro aufspalten will, gibt es Mediationsgespräche mit dem Ziel einer möglichen Trennung und Abfindung von Kellerhals.

Eine erste Mediationsrunde unter der Vermittlung des Investors Clemens Vedder war Ende Januar kurz vor der entscheidenden Hauptversammlung der Metro ergebnislos abgebrochen worden. Die Parteien hatten sich nach Angaben von Insidern jedoch darauf verständigt, die Gespräche wieder aufzunehmen.

Die Hauptversammlung der Metro hatte am 6. Februar mit großer Mehrheit der geplanten Aufspaltung des Konzerns zugestimmt. Das Geschäft mit dem Großhandel und die Supermärkte unter der Marke Real sollen abgespalten werden in einer neuen Gesellschaft, die dann wieder Metro heißen soll. Der Elektronikhandel rund um Media Markt und Saturn verbleibt in einer Holding unter dem Namen Ceconomy. Beide Unternehmen sollen künftig im MDax notiert sein.

WERBUNG

Aktionäre hatten ab dieser Entscheidung die Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen eine Anfechtungsklage einzureichen. Diese Frist ist am Montag dieser Woche abgelaufen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll Kellerhals nicht der einzige Anteilseigner sein, der eine Anfechtungsklage eingereicht hat.


Metro offen für Aufteilung von Media-Saturn

Ein Metro-Sprecher bekräftigte am Mittwoch auf Anfrage des Handelsblatts: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Spaltung Mitte 2017 wirksam wird.“ Metro-Chef Olaf Koch hatte bereits auf der Hauptversammlung betont, dass der Machtkampf mit Kellerhals keine Hürde für die geplante Teilung sei. „Wir kontrollieren dieses Unternehmen“, hatte er vor den Aktionären gesagt. Ob die Anfechtungsklagen, die Aufspaltung wirklich verzögern können, ist noch nicht klar.

Zugleich hatte Koch aber auch angedeutet, dass das Unternehmen offen für konstruktive Gespräche mit dem Minderheitsaktionär sei. Selbst eine Aufteilung von Media-Saturn sei diskutiert worden, zu einer Einigung sei es aber nicht gekommen.

Ob und wann die Gespräche weitergehen, ist noch offen. Clemens Vedder stehe als Mediator weiter zur Verfügung, heißt es. Auch Kellerhals scheint weiter gesprächsbereit zu sein, wollte aber offenbar seine Rechtsposition nicht schwächen, indem er die Frist einer möglichen Klage verstreichen lässt. Zugleich ist die Einreichung der Anfechtungsklage jedoch auch eine Belastung für weitere Gespräche, war aus Verhandlungskreisen zu hören.

Kellerhals, einer der Mitgründer von Media Markt, hält zwar nur einen Minderheitsanteil an der Media-Saturn-Holding, verfügt aber in vielen Fragen über weitgehende Vetorechte. Er ist bereits gegen zahlreiche Unternehmensentscheidungen vor Gericht gezogen.

KONTEXT

Warum die Metro sich aufspaltet

Warum will sich die Metro überhaupt aufteilen?

Die Geschäfte beim Düsseldorfer Handelsriesen liefen zuletzt nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz ist groß und das Unternehmen schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden große Konzernteile verkauft - wie etwa die Warenhäuser Galeria Kaufhof oder das Auslandsgeschäft der Supermarktkette Real. Die Folge: Der Konzern verlor nicht nur den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns, er musste auch seinen Platz in der höchsten Börsenliga, dem Dax-30, räumen. Die Aufspaltung soll nun zu neuem Schwung verhelfen.

Was verspricht sich Metro-Chef Olaf Koch von der Aufspaltung?

Mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz bei beiden Gesellschaften um mindestens drei Prozent pro Jahr steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich hat die Metro-Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert gewonnen.

Sehen das auch Branchenexperten so?

Viele Analysten halten die Teilung für sinnvoll. Laurence Hofmann vom Investmenthaus Oddo sieht mehr Spielraum für Zukäufe und Partnerschaften. Dies hat aus seiner Sicht vor allem Media-Saturn nötig, will die Tochter ihre Stellung als größter Elektronikhändler Europas gegen mächtige Internetriesen wie Amazon auf Dauer verteidigen. Der Lebensmittelteil wiederum dürfte sein Geschäft mit der Belieferung sowie Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen für das Hotel- und Restaurantgewerbe ausbauen, erwartet Christian Bruns von der Investmentbank Equinet. Der Experte verspricht sich zudem schnellere Entscheidungen auf Managementebene und insgesamt mehr Transparenz.

Wie funktioniert die Aufspaltung?

Heute vereint die Metro unter ihrem Dach zwei Geschäftsbereiche, die eigentlich wenig gemeinsam haben: die Lebensmittelsparte mit den Metro-Großmärkten und den Real-Supermärkten auf der einen Seite, sowie die Elektroniksparte mit den Ketten Media Markt und Saturn auf der anderen. Nach der Trennung Mitte 2017 sollen diese Sparten als eigenständige Unternehmen getrennte Wege gehen. Dabei behält die Lebensmittelsparte den Traditionsnamen Metro. Die Elektroniksparte erhält den neuen Kunstnamen Ceconomy. Die Elektronikketten selbst werden aber weiter unter den altbewährten Namen Media Markt und Saturn firmieren. Beide Unternehmen werden weiterhin an der Börse notiert sein.

Und was ändert sich für die Verbraucher?

Erst einmal wenig. Denn der Verkauf wird in den Großmärkten ebenso wie bei Real, Media Markt oder Saturn unverändert weitergehen. Auf Dauer würden aber auch die Verbraucher profitieren, meint Koch, weil sich die spezialisierten Gesellschaften besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen könnten.

Was spricht gegen eine Aufspaltung?

Wenig, außer vielleicht den hohen Kosten. Denn Gemeinsamkeiten zwischen den Geschäftsbereichen gibt es kaum. Konzernchef-Koch meint sogar, der Zusammenschluss der Metro-Großmärkte, der Real-Supermärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter einem Dach habe zuletzt die Geschäfte eher behindert als gefördert. Die Aufspaltung ist allerdings nicht billig. Der Konzern beziffert die Kosten auf rund 100 Millionen Euro.

Steht schon fest, wer die neuen Unternehmen leiten wird?

Ja. Die Leitung des Lebensmittelgeschäfts übernimmt Koch selbst, Aufsichtsratsvorsitzender soll der bisherige Metro-Chefkontrolleur Jürgen Steinemann werden. An der Spitze der Elektronikkette wird der Media-Saturn-Chef Pieter Haas stehen. Für den Aufsichtsratsvorsitz ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vorgesehen.

Ist die Idee einer Aufspaltung ungewöhnlich?

Im Gegenteil. Zurzeit ist das Aufspalten oder Abspalten bei deutschen Konzernen geradezu in Mode. Die Energieriesen Eon und RWE spalteten sich kürzlich jeweils in zwei Teile auf, um das wenig zukunftsfähige Geschäft mit konventionellen Kraftwerken vom lukrativeren Zukunftsgeschäft um Ökostrom, Vertrieb und Netzbetrieb zu trennen. Und der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer brachte 2015 seine Kunststoffsparte als Covestro an die Börse, um sich stärker auf das lukrativere Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze zu konzentrieren.

Quelle: dpa