Keine Gnade für europäische Banken
An der britischen Börse ist am Montag der Handel mit mehreren Aktien ausgesetzt worden. Kursstürze vor allem bei Bankaktien lösten Sicherheitsmechanismen der Handelssysteme aus, nach Wiederaufnahme rutschte das Papier der Großbank Barclays um mehr als 18 Prozent ab, die Royal Bank of Scotland gab um mehr als 22 Prozent nach.
Die Unsicherheit nach dem EU-Referendum in und , doch vor allem Finanztitel leiden. Analysten senken die Gewinnerwartungen für große Investmenthäuser. Sie sorgen sich, dass wichtige große Firmenübernahmen abgeblasen werden könnten und das Wertpapiergeschäft leiden dürfte – auch wenn die Belebung im Zuge der Brexit-Krise in manchen Bereichen des Handels zu Umsatzzuwächsen führen könnte.
Einnahmen aus einzelnen Geschäftsbereichen werden höchstwahrscheinlich „einbrechen“ und bei europäischen Banken um mehr als 30 Prozent zurückgehen, prophezeit Chirantan Barua, Analyst bei Sanford C. Bernstein. Analysten von Citigroup und JP Morgan senkten ebenfalls ihre Erwartungen an Einnahmen aus Wertpapieremissionen in Großbritannien und Europa.
„Keiner weiß etwas mit dem Ergebnis des Brexit-Referendums anzufangen“, sagte ein Börsianer. „Schließlich ist es schwer zu beurteilen, was das für die Wirtschaft bedeutet. Es wird turbulent bleiben und eher abwärts gehen.“
Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Brexit flüchten Anleger aus europäischen Finanzwerten. Ihre Verkäufe drückten die Aktien einiger Institute wie Deutsche Bank oder der HVB-Mutter Unicredit auf Rekordtiefs. Der europäische Banken-Index, der am Freitag mit einem Minus von knapp 15 Prozent den größten Tagesverlust seiner Geschichte eingefahren hatte, fiel am Montag um weitere sieben Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 119,66 Punkten.
Deutsche Bank mit zehn Prozent im Minus
Die Deutsche Bank verlor zeitweise rund zehn Prozent auf knapp über zwölf Euro. Einem Börsianer zufolge strich Analyst Kian Abouhossein von JP Morgan seine Übergewichtungs-Empfehlung für die Papiere des Finanzkonzerns. Damit habe einer der letzten Optimisten seine positive Einschätzung geändert, kommentierte der Börsianer die Abstufung.
Die Commerzbank gab mehr als fünf Prozent auf 5,86 Euro nach und damit nur minimal über ihrem Drei-Jahres-Tief vom Freitag. An der Mailänder Börse brachen Unicredit um bis zu 8,9 Prozent auf 1,89 Euro ein. In Zürich waren Credit Suisse mit 10,21 Franken ebenfalls so billig wie nie zuvor. Letztere litten zusätzlich unter negativen Analystenkommentaren.
Die laufende Woche werde für die Banken zwar „in Bezug auf Handelsvolumen okay sein“, sagte Joseph Dickerson, Analyst bei Jefferies. Doch wichtige Emissionen im Aktien- und Anleihengeschäft dürften zumindest aufgeschoben werden.
JP-Morgan-Chef Jamie Dimon hatte davon berichtet, dass die Bank am Freitag Rekordumsätze im Devisenhandel verzeichnet habe. An einem Punkt seien mehr als 1.000 Transaktionen in der Sekunde verarbeitet worden.
Die Unsicherheit rührt auch daher, dass befürchtet wird, einige Banken könnten noch „Bomben in ihren Handelsbüchern“ haben, berichtet Gary Greenwood, Analyst von Shore Capital. Allerdings hoffe er, dass große Positionen ausreichend abgesichert worden seien.
KONTEXT
Größte Banken im Devisenhandel (2015)
Platz 10
Morgan Stanley
2016: Rang 10
2015: Rang 13
Quelle: Euromoney, Mai 2016
Platz 9
XTX Markets
2016: Rang 9
2015: nicht im Ranking vertreten
Platz 8
Goldman Sachs
2016: Rang 8
2015: Rang 7
Platz 7
Goldman Sachs
2016: Rang 7
2015: Rang 9
Platz 6
Barclays
2016: Rang 6
2015: Rang 3
Platz 5
Bank of America Merrill Lynch
2016: Rang 5
2015: Rang 6
Platz 4
Deutsche Bank
2016: Rang 4
2015: Rang 2
Platz 3
UBS
2016: Rang 3
2015: Rang 5
Platz 2
JP Morgan
2016: Rang 2
2015: Rang 4
Platz 1
Citigroup
2016: Rang 1
2015: Rang 1
KONTEXT
Die größten Banken Europas (nach Bilanzsumme)
Platz 10
ING GroupNiederlande993 Milliarden EuroStand: Anfang November 2015. Quelle: Bloomberg, EU-Kommission
Platz 9
Lloyds BankingGroßbritannien1101 Milliarden Euro
Platz 8
Banco SantanderSpanien1266 Milliarden Euro
Platz 7
Société GénéraleFrankreich1308 Milliarden Euro
Platz 6
Royal Bank of ScotlandGroßbritannien1353 Milliarden Euro
Platz 5
Crédit AgricoleFrankreich
1589 Milliarden Euro
Platz 4
Deutsche Bank
Deutschland
1709 Milliarden Euro
Platz 3
Barclays
Großbritannien
1749 Milliarden Euro
Platz 2
BNP Paribas
Frankreich
2078 Milliarden Euro
Platz 1
HSBC
Großbritannien
2177 Milliarden Euro