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Kein Kartellverfahren gegen Lufthansa wegen hoher Ticketpreise

Nach der Pleite von Air Berlin stiegen die Preise um bis zu 30 Prozent. Das Bundeskartellamt sieht aber keinen Grund für ein Missbrauchsverfahren.

Vor allem unter Geschäftsreisenden hatte es für große Aufregung gesorgt: Um bis zu 300 Prozent waren die Preise für Lufthansa-Tickets nach der Pleite von Air Berlin im vergangenen Jahr in Einzelfällen gestiegen. Das hatte das Internetportal Mydealz analysiert. Die enormen Preisanstiege hatten auch Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt auf den Plan gerufen. Nun sind die Wettbewerbshüter aber zu dem Schluss gekommen, dass ein Verfahren nicht gerechtfertigt wäre.

Lufthansa-Tickets seien nach der Insolvenz durchschnittlich um 25 bis 30 Prozent teurer geworden, in Einzelfällen habe es auch deutlich höhere Preisanstiege gegeben, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Bundeskartellamts. „Dieser Preisanstieg ist zwar erheblich, rechtfertigt aber nicht die Einleitung eines Missbrauchsverfahrens“, so Mundt.

Die Begründung der Lufthansa konnte damals nicht wirklich überzeugen. Demnach waren die teureren Tickets ausschließlich eine Folge der weitgehend automatisierten Preissysteme des Konzerns.

Diese stellen die Preise je nach Nachfrage: Sind Flugscheine der billigsten Kategorie schnell vergriffen, gibt es nur noch teurere. Gerade auf vielen innerdeutschen Strecken fehlte es nach dem Aus von Air Berlin einfach an Kapazität, die billigen Ticketklassen waren deshalb sofort vergriffen.

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Diese Argumentation sei zwar grundsätzlich richtig dennoch wäre es möglich gewesen, dieses System an die besondere Situation im Herbst 2017 anzupassen. Darauf weist der Kartellamtspräsident in seiner Erklärung von Dienstag auch ausdrücklich hin: „Die Verwendung eines Algorithmus zur Preisfestsetzung entbindet ein Unternehmen selbstredend nicht von seiner Verantwortung“, so Mundt.

Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass die Fluggesellschaften die Rahmendaten und Parametereinstellung für die dynamische Preisanpassung jeweils pro Flug gesondert vorgeben. „Außerdem managen die Fluggesellschaften Änderungen dieser Rahmendaten aktiv und pflegen etwa Sonderereignisse manuell ein, die das System nicht automatisch berücksichtigt.“

Doch bei der Entscheidung über ein Verfahren gegen die Lufthansa habe das keine Rolle gespielt. Wichtiger war die Tatsache, dass sich die Situation recht schnell wieder entspannte. „Konsequente Fusionskontrolle hat den raschen Markteintritt von Easyjet ermöglicht. Im Anschluss fielen die Preise auf den entsprechenden Strecken wieder umgehen“, sagte Mundt. „Die Entwicklung der Flugpreise wäre bestimmt nicht so günstig verlaufen, wenn die Lufthansa dauerhaft Monopolist auf diesen Strecken geworden wäre.“

Hinzu kam: Die untersuchten innerdeutschen Verbindungen hätten durch die Air-Berlin-Insolvenz zeitweise unter einem starken Kapazitätsrückgang zu leiden gehabt, der sich auch in einer intakten Konkurrenzsituation in steigenden Preisen niedergeschlagen hätte.

Tatsächlich zeigten auch Analysen des Verbraucherportals Mydealz schon ab Januar eine deutliche Entspannung bei den Ticketpreisen. Danach kostet ein Hin- und Rückflug innerhalb Deutschlands an einem der vier Januarwochenenden im Durchschnitt 117,29 Euro. Das waren 1,44 Prozent weniger als der Wert im Oktober vergangenen Jahres, als die Air-Berlin-Flugzeuge noch in der Luft waren. Gegenüber dem Durchschnittspreis im vergangenen November – also unmittelbar nachdem Air Berlin seine Flugzeuge endgültig geparkt hatte – betrug das Minus sogar 29 Prozent.

Das Bundeskartellamt will die Preisgestaltung im deutschen Luftverkehr allerdings weiter beobachten und gegebenenfalls erneut einschreiten, sollte es Hinweise auf Missbrauch geben. Doch seit Januar hat sich die Wettbewerbssituation eher noch verschärft, spüren Lufthansa und die Tochter Eurowings also noch mehr Gegenwind als unmittelbar nach der Air-Berlin-Pleite.

So macht sich der irische Billiganbieter Ryanair über den Einstieg bei Laudamotion – der Nachfolgegesellschaft der früheren Air-Berlin-Tochter Niki – seit kurzem in Düsseldorf und Berlin breit. Da dürfte es für alle Anbieter schwer werden, Preiserhöhungen durchzusetzen.