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VW-Chef Diess buhlt um BMW-Manager für den Chefposten bei Audi

VW-Chef Diess sucht offenbar bei BMW nach einem neuen Chef für Audi. Doch die Münchener mauern. Viele Alternativen hat Diess nicht.

Sven Schuwirth ist nicht lange in München geblieben. Fünf Monate verantwortete der ehemalige Audi-Manager die Marke BMW, Mitte Mai kündigte er seinen Job. Die Gründe für den plötzlichen Abgang will BMW nicht kommentieren. Doch zwei Deutungsmuster kursieren im Haus.

Zum einen ist die Luft in den Bereichen Marketing und Vertrieb sehr dünn geworden. Seit Monaten stagnieren die Verkaufszahlen, mittlerweile kümmert sich eine „Taskforce“, angeführt von BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter, um das Problem. Zum anderen habe Marketingspezialist Schuwirth ein sehr gutes Angebot aus Wolfsburg vorgelegen.

Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess habe Schuwirth einen lukrativen Mehrjahresvertrag in Aussicht gestellt – zum Ärger von BMW. Offiziell bestätigen will das im Moment noch niemand. Und in Wolfsburg ist Schuwirth bisher auch noch nicht aufgetaucht.

Sicher ist: Es knistert zwischen Audi, Volkswagen und BMW, zwischen VW-Chef Herbert Diess und seinem alten Arbeitgeber in München. Das gilt erst recht, seitdem Rupert Stadler zu Wochenbeginn wegen seiner Verwicklung in den Dieselskandal festgenommen und beurlaubt wurde.

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Mit Bram Schot hat die Ingolstädter VW-Tochter zwar einen Übergangs-CEO bekommen, doch der Vertriebsvorstand dürfte den Job wahrscheinlich höchstens ein paar Monate machen.

Herbert Diess braucht eine dauerhafte Besetzung für Ingolstadt, und das möglichst schnell. Die Königslösung wäre ein BMW-Vorstand, fürchtet man in München. Der heutige Volkswagen-Chef war bis 2014 BMW-Entwicklungsvorstand, zuvor leitete er das Einkaufsressort.

Das Rennen um den Chefsessel bei BMW verlor der ehrgeizige Diess auf den letzten Metern gegen Harald Krüger. Dass er sich anschließend vom damaligen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch abwerben ließ, verübelt man Diess bei BMW noch immer.

Sicher ist: Der neue VW-Chef nahm ein gut gefülltes Adressbuch mit nach Wolfsburg, das er bei Bedarf herauszieht. Diess holt immer wieder BMW-Manager nach Wolfsburg. Wie etwa Christian Senger, der in München die elektrisch angetriebenen i-Modelle verantwortete und jetzt den Einstieg des VW-Konzerns in die Welt der Elektromobilität vorbereitet.

Unter einem Adressbucheintrag dürfte auch Klaus Fröhlich zu finden sein, der lange unter Diess gearbeitet hat. Heute ist Fröhlich selbst Entwicklungsvorstand bei BMW, also der Nachfolger von Herbert Diess. Fröhlich treibt die Elektromobilität und das autonome Fahren voran, zwei wichtige Zukunftsfelder für die gesamte Automobilindustrie. Der durchsetzungsstarke Ingenieur wäre auf dem Papier eine Idealbesetzung für Audi.

Denn letztlich befindet er sich in einer ähnlichen Situation wie Herbert Diess im Jahr 2014. Der Aufstieg zum BMW-Chef ist für Fröhlich schon aus Altersgründen unwahrscheinlich. Anders als im Volkswagen-Konzern ist für BMW-Manager bereits mit 60 Schluss, diese Altersgrenze erreicht der Westfale in zwei Jahren. Audi ginge also noch.

Mitte April schossen erstmals die Spekulationen ins Kraut. „Nein, ich will nicht zu Audi“, sagte Fröhlich damals, als Rupert Stadler in Ingolstadt noch im Amt war. Eine Aussage, die Fröhlich später ein weiteres Mal gegenüber BMW-Aufsichtsratschef Norbert Reithofer wiederholen sollte.

VW fehlen die Alternativen für den Audi-Chefposten

Seitdem Diess im Dezember 2014 seinen Hut nahm, sind die BMW-Granden gewarnt. Reithofer möchte nicht den nächsten Entwicklungsvorstand an den VW-Konzern verlieren. Es werde dabei bleiben, hieß es auch an diesem Mittwoch: Fröhlich wie die restlichen Vorstandsmitglieder dächten nicht daran, den Münchener Autohersteller zu verlassen. Versuche, einen BMW-Manager zum neuen Audi-Chef zu machen, werden dort als unfreundlicher Akt gewertet.

Und so wird das Suchfeld ein bisschen kleiner, wenn es um die endgültige Neubesetzung des Audi-Chefpostens geht und sich bei BMW kein geeigneter Kandidat abwerben lässt. Offiziell ist Rupert Stadler nach seiner Verhaftung vom Montag nur beurlaubt worden. Aber niemand rechnet mit seiner Rückkehr an die Konzernspitze.

„Das rechtliche Risiko ist zu groß geworden“, sagt ein VW-Insider. Auch die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hätten eingesehen, dass sich Stadler nicht mehr länger halten lasse. Der kommissarische Audi-Chef Bram Schot werde nach wenigen Wochen auf seinen Posten als Vertriebsvorstand zurückkehren, lautet die einhellige Einschätzung in Ingolstadt und in Wolfsburg.

Doch es dürfte für Herbert Diess und die Familien nicht einfach werden, einen Nachfolger für den inhaftierten Stadler zu finden. Nach Möglichkeit soll in Ingolstadt bald wieder ein Techniker die Geschäfte führen. Stadler ist gelernter Finanzmann, Schot kommt aus dem Vertrieb. Audi gilt zudem als Keimzelle des Dieselskandals.

Ein Ingenieur an der Unternehmensspitze gilt als Garant dafür, dass sich die Affäre nicht so schnell wiederholt. In seiner Verteidigung hatte Stadler immer wieder angedeutet, dass er als Nicht-Techniker für die Manipulationen nicht verantwortlich gewesen sein könne.

Wenn BMW schon nicht als Reservoir für eine Stadler-Nachfolge zur Verfügung steht, wäre eine interne Besetzung aus dem VW-Konzern die nächste realistische Variante. Doch auch innerhalb der Volkswagen-Reihen ist bislang niemand in Sicht, der den Audi-Posten übernehmen könnte.

Porsche-Vorstandschef Oliver Blume wäre zwar ein Kandidat, doch er soll schon vor geraumer Zeit abgewinkt haben, wie es aus Konzernkreisen heißt. Möglicherweise bleibt Übergangschef Bram Schot doch viel länger als geplant – weil sich niemand anderer findet, der den Job übernehmen will.