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Kehrwochen im Homeoffice

Deutschland sortiert aus. Die Coronakrise beschert Online-Marktplätzen wie Ebay, Rebuy, Shpock und Kleiderkreisel einen Nachfrageschub. Mehr Menschen als sonst kaufen und verkaufen bei den Secondhand-Anbietern.

Den Lockdown haben viele Menschen offenbar für den großen Kehraus genutzt und ihre Keller, Regale und Kleiderschränke entrümpelt. Die Folge: Auf Online-Marktplätzen wie Ebay Kleinanzeigen, Rebuy, Shpock oder Kleiderkreisel steigt die Nachfrage.

So verzeichnet der Online-Kleinanzeigenmarkt von Ebay derzeit „ein rapides Wachstum“, wie das Unternehmen mitteilt. Mit Beginn der Corona-Maßnahmen am 16. März sei die Zahl der neuen Anzeigen zwar zunächst auf 500.000 gesunken. Doch bereits am 23. März erreichte die Anzahl der Anzeigen wieder das Vorjahresniveau. Seitdem geht es weiter aufwärts. Mehr als 1,3 Millionen neue Anzeigen wurden allein am Ostermontag eingestellt. In der Woche nach Ostern veröffentlichten die Nutzer nach Angaben des Unternehmens insgesamt 7,2 Millionen neue Inserate auf Ebay Kleinanzeigen. Der bisherige Höhepunkt wurde am 1. Mai mit rund 1,5 Millionen neue Anzeigen erreicht.

In gleichem Maße wie das Angebot sei auch die Nachfrage gestiegen. Die Seitenaufrufe sind im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als 40 Prozent nach oben geschnellt. Über 180 Millionen Visits wurden in der Woche nach Ostern auf Ebay Kleinanzeigen erfasst. Vor allem nach saisonalen Artikeln wie Fahrrädern und Gartenzubehör würden die Kunden derzeit suchen. Gesellschafts- und Videospiele sowie Bücher und Filme werden ebenfalls vermehrt angeboten und gekauft.

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Das kann Philipp Gattner, Chef von Rebuy, bestätigen. Der Onlineanbieter ist auf den Handel mit gebrauchten Medien und Produkten spezialisiert. Das Geschäft habe sich „in den letzten Monaten nochmal deutlich besser entwickelt“ als geplant, sagt Gattner. „Es scheint, als hätten die Corona-Massnahmen daran erheblichen Anteil.“

So sei die Nachfrage nach Elektronikprodukten wie Handys, Tablets und Konsolen ebenso gestiegen, wie die nach Büchern, Videospielen, Musik und Filmen. Gattner sieht vor allem zwei Gründe für die Entwicklung. Zum einen seien viele Kunden angesichts von Kurzarbeit und Arbeitsplatzunsicherheit „in der aktuellen Situation etwas preissensibler“. Statt jeweils neue Produkte zu kaufen, greifen sie etwa zum Handymodell des Vorjahres, um Kosten zu sparen. Zum anderen würden viele Kunden aber in der Krise bewusster konsumieren. „Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle“, so Gattner. Gebrauchte aber funktionstüchtiger Artikel sollen nicht mehr entsorgt, sondern weitergenutzt werden. Rebuy „profitiert von diesem Wandel“, so Gattner.

Bei anderen Verkaufsplattformen steht der dagegen der „Corona-Effekt“ im Vordergrund. „Viele Deutsche haben die Quarantäne-Zeit zum Aussortieren und Entrümpeln genutzt“, sagt eine Sprecherin der Flohmarkt-Seite „Shpock“. Das Unternehmen vermeldet „einen klaren Verkaufsanstieg bei Produkten, die Zuhause für Unterhaltung sorgen: Spielkonsolen, Sportgeräte, aber auch Smartphones und Tablets werden aktuell verstärkt nachgefragt“. Zudem seien Produkte für das Homeoffice gefragt: Schreibtische, Monitore oder Laptops. „Insgesamt haben wir aktuell ungefähr 50 Prozent mehr Suchanfragen und sogar zwei Drittel mehr verkaufte Produkte“, heißt es bei Shpock.

Selbst im Bekleidungshandel ist das Secondhand-Phänomen zu spüren. Bei „Kleiderkreisel“, einer Plattform für gebrauchte Mode, meldeten sich in den vergangenen Wochen deutlich mehr neue Nutzerinnen und Nutzer an. „Zudem stellen wir ein wachsendes Engagement unserer Community beim Hochladen neuer Artikel zum Verkauf fest“, sagt eine Sprecherin. „Dies könnte tatsächlich eine direkte Folge davon sein, dass Menschen zu Hause bleiben und sich die Zeit nehmen, ihren Kleiderschrank aufzuräumen und ihre Kleidung, Schuhe und Accessoires zu sortieren.“

Der Secondhand-Boom ist indes nicht auf Deutschland beschränkt, sondern inzwischen auch für viele Chinesen zur neuen Gewohnheit geworden. Idle Fish, Chinas größte Online-Website für Secondhand-Waren, schaffte im März ein Rekord-Transaktionsvolumen, wie die Muttergesellschaft Alibaba gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ bestätigte. Postings mit dem Hashtag #EntsorgenSieIhrZeug wurden in den vergangenen Wochen in den sozialen Medien Chinas zum Trend. Der Hashtag wurde mehr als 140 Millionen mal verwendet.

Forscher der Regierung prognostizieren, dass die Transaktionen für gebrauchte Waren in China in diesem Jahr erstmals die Marke von einer Billion Yuan – umgerechnet rund 130 Milliarden Euro - übersteigen könnten. Davon ist der deutsche Secondhand-Markt noch weit entfernt.

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