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Keine PS-Protze in Paris

Die Liebe zum Auto ist in Paris merklich abgekühlt. Obwohl sich die Autokolonnen immer noch wie gewohnt um den Kreisverkehr am Arc de Triomphe drängen, ist der Verbrenner in der französischen Hauptstadt auf dem Rückzug. Wichtige Straßen werden heute bereits an einigen Sonntagen für Autos gesperrt. „Paris atmet“, heißt das Programm von Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Die Pariser Spitzenpolitikerin macht aus ihrer Abneigung keinen Hehl. Bereits kurz nach ihrem Amtsantritt hatte sie angekündigt, den Diesel bis 2020 von den Straßen der französischen Hauptstadt verbannen zu wollen.

Das ist das Umfeld, in dem in dieser Woche eine der größten Automesse Europas stattfinden soll: die Mondial de l'Automobil 2016. Ab kommenden Samstag werden in Paris 1,2 Millionen Besucher erwartet, um sich die automobile Zukunft anzusehen. Doch in den traditionsreichen Messehallen an der Porte de Versailles werden dieses Jahr nicht die Verbrenner die Hauptrolle spielen. Kein Glanz wie in Genf, keine PS-Protze wie in Detroit – Paris ist dieses Jahr die wohl rationalste Automesse der Welt.

Fast alle Autokonzerne präsentieren in elektrische Neuheiten. Getrieben durch den Dieselskandal und neue Konkurrenten wie Tesla wollen insbesondere die Deutschen ihre Flotten in den kommenden Jahren stärker elektrifizieren. „Die Elektromobilität wird in den nächsten fünf Jahren einen Riesenschritt machen“, ist Autoexperte Thomas Schiller von der Beratungsgesellschaft Deloitte überzeugt. Dafür müssen die so genannten RIP-Probleme überwunden werden: Reichweite, Infrastruktur und Preis.

500 Kilometer Reichweite verspricht Daimler-Chef Dieter Zetsche für ein elektrisches SUV auf der Basis des GLC, das nur der Auftakt für eine elektrische Offensive sein soll. Auch der neue Smart wird in seiner elektrischen Variante vorgestellt. Mindestens sechs Modelle wollen die Schwaben einem Insider zufolge ab 2018 auf den Markt bringen. Darüber hinaus könnte in Paris auch eine eigene Submarke für Elektroautos vorgestellt werden, wie sie Konkurrent BMW heute schon hat.

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Die Münchener hatten – – zuletzt ihre Elektrostrategie erweitert. Neben einer neuen Batterie für den i3 sollen weitere Modelle der Münchener elektrifiziert werden. Damit verabschiedet sich BMW auch von der lange verfolgten Strategie, die Elektromodelle aus dem ultraleichten, aber teuren Werkstoff Carbon zu fertigen. Insidern zufolge sollen batteriebetriebene Versionen vom Mini und einem SUV der X-Reihe auf den Weg gebracht werden.

Und auch Volkswagen sucht in Paris den Befreiungsschlag mit einem Elektromodell. Mit Spannung wird ein kompaktes, elektrisches Konzeptfahrzeug erwartet, das nicht nur beim Design, sondern auch beim Antrieb den Trend für die nächsten Jahre vorgeben soll. 400 Kilometer Reichweite werden erwartet. Allein bei der Kernmarke sollen bis zum Jahr 2020 ganze 20 rein elektrische Modelle auf den Markt kommen. Und auch die Premiummarken legen nach. Neben dem SUV Cayenne soll bei Porsche künftig auch der Panamera als halbelektrischer Plug-in-Hybrid erhältlich sein.


Wer Luxus verkauft, kommt nicht nach Paris

Neben all den Zukunftsmodellen gibt es einen Hersteller, der in Paris bereits ein kompaktes Elektromodell zeigen kann, das den anderen in puncto Reichweite deutlich voraus ist: Der Ampera E basiert auf dem Chevrolet Bolt und soll ganze 400 Kilometer rein elektrisch fahren. Allerdings dürfte der Preis mit rund 35.000 Euro auch stattlich für einen kompakten ausfallen.

Dem französischen Autobauer Renault kann beim Heimspiel ebenfalls mit einem serienreifen Modell aufwarten. Mit 21.000 Euro gehört der Zoe der Franzosen schon heute zu den erschwinglichen Elektroautos, auch wenn zusätzlich noch Batteriemiete fällig wird. In Deutschland ist das Modell bislang der größte Profiteur der Elektroprämie. In Paris soll der Zoe eine neue Batterie mit mehr Reichweite bekommen.

Darüber hinaus könnten die Franzosen weitere elektrische Überraschungen in der Hinterhand haben. Denn auf der Heimatmesse will auch ein neues Konzeptauto vorstellen, das ebenfalls einen elektrischen Antrieb haben könnte. Und auch der Pionier Tesla zeigt mit dem Model X wie schon in Genf, was man den Konkurrenten bisher noch voraus hat.

„Mit Paris gewinnt der Zeitenwechsel in der Autoindustrie Gestalt“, sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Für ihn ist die Automesse ein Signal, dass die Luft für Verbrennungsmotoren dünner wird. Der starke Fokus auf den elektrischen Antrieb sei auch ein Anzeichen für den Machtverlust der europäischen Autoindustrie, ist Dudenhöffer überzeugt. Denn die Lithium-Ionen-Akkus, aus denen der Strom für den Elektromotor kommt, werden überwiegend in Asien produziert. „Auf dieser Messe wird deutlich, dass zukünftig das neue Herz der Branche in China, Korea und Japan schlägt“, sagt Dudenhöffer.

Tatsächlich scheint auch die Messe selbst für viele Hersteller an Relevanz eingebüßt zu haben. Besonders bei den Luxusherstellern scheint Paris – immerhin Heimat von Louis Vuitton, Coco Chanel und Jean-Paul Gaultier – an Attraktivität eingebüßt zu haben. Neben Porsche und Ferrari sind nur wenige Hersteller der absoluten Premiumklasse vertreten. Die VW-Töchter Bentley und verzichten auf einen eigenen Messestand, genauso hält es die britische BMW-Tochter Rolls-Royce.

Und auch einige Volumenhersteller sparen sich die publikumsreiche Messe. Volvo hatte schon die IAA in Frankfurt im vergangenen Jahr geschwänzt. Dieses Mal schließt sich auch der US-Volumenhersteller Ford an. Das Auto, so scheint es, hatte es in schon mal leichter.