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Kauflaune der Verbraucher sinkt – Inflation dürfte deutlich steigen

Die Preise steigen, weil die Mehrwertsteuersenkung ausgelaufen ist – und die Kunden kaufen weniger. Im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft wieder schrumpfen.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hinterlassen ihre Spuren. Foto: dpa
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hinterlassen ihre Spuren. Foto: dpa

Die Wirkung war absehbar und die Folgen wie aus dem Lehrbuch: Im Schlussquartal des Jahres deckten sich die Verbraucher mit langlebigen Gütern ein, um noch rasch von der temporären Umsatzsteuersenkung zu profitieren. Dieser vorgezogene Konsum scheint nun im ersten Quartal zu fehlen. Dies signalisiert jedenfalls das HDE-Konsumbarometer, das für Februar weiter abrutschte und mit 94,36 Zählern nun auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020 notiert.

Der Index basiert auf einer repräsentativen Verbraucherbefragung, deren Ergebnisse entsprechend ihrer Bedeutung in das Barometer einfließen. Vor allem die steigenden Preise waren für den erneuten Rückgang verantwortlich, wie die Details dieser Umfrage zeigen, die das Handelsblatt Research Institute monatlich im Auftrag des Handelsverbands HDE durchführt.

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Dieser Befund deckt sich mit einer Untersuchung der Bundesbank, nach der die Verbraucher für den Durchschnitt der kommenden zwölf Monate eine Inflationsrate von beachtlichen 3,1 Prozent erwarten. Neben der höheren Umsatzsteuer treibt die neue CO2-Abgabe zum Jahresstart die Preisentwicklung. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Jahr betrug die Inflation in Deutschland lediglich 0,5 Prozent.

Einen Vorgeschmack auf den Teuerungsschub gab das Statistische Bundesamt am Donnerstag: Nach einer ersten Schätzung legten die Preise im Januar um 0,8 Prozent gegenüber Dezember zu. Die Inflationsrate stieg damit auf 1,0 Prozent.

Noch kräftigere Preisschübe erwarten Volkswirte im Sommer, wenn die Maßnahmen zur Pandemiebeschränkung weitgehend aufgehoben sein dürften und zurückgestauter Konsum nachgeholt werden kann. Nicht zuletzt wegen mangelnder Konsummöglichkeiten war die Sparquote im vergangenen Sommer auf 16 Prozent in die Höhe geschnellt – üblich sind neun bis elf Prozent. Geld für Konsum ist also bei vielen Verbrauchern vorhanden. Eine wichtige Stütze des Konsums bleibt der recht stabile Arbeitsmarkt.

Innenstadt-Läden droht das Aus

Der Handelsverband HDE befürchtet, dass bis zu 50.000 Geschäften das baldige Aus drohen könnte. Besonders betroffen sei der Modehandel, da die Pandemie hier den Trend zum Onlineshopping massiv beschleunigt habe. Im Jahr 2030 werde die Hälfte der Mode in Deutschland online gekauft werden, prognostiziert die Studie „Fashion 2030“ der Beratungsgesellschaft KPMG und des Handelsforschungsinstituts EHI.

Der Rückgang der Handelsflächen dürfte das Bild der Innenstädte deutlich verändern. Stütze der deutschen Konjunktur im Schlussquartal 2020 war vor allem die exportstarke Industrie; ihr Auftragsniveau lag im November wieder über Vorkrisenniveau. Vom neuerlichen Lockdown wurde das verarbeitende Gewerbe weitgehend verschont.

Zudem haben laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer „die Industrieunternehmen weltweit gelernt, mit Corona umzugehen und wieder weitgehend normal zu produzieren“. Dies sei „eine große Erfolgsgeschichte“.

Wirtschaft stagniert Ende 2020

Gemäß der Schnellmeldung des Statischen Bundesamts vom Freitag legte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2020 leicht, um 0,1 Prozent, gegenüber dem Vorquartal zu. Einige Volkswirte hatten nach der Verschärfung des November-Lockdowns für das Schlussquartal ein Minus erwartet.

Die Erholung der Konjunktur sei durch die zweite Corona-Welle und den erneuten Lockdown zum Jahresende gebremst worden. „Davon war besonders der private Konsum betroffen, während die Warenexporte und die Bauinvestitionen die Wirtschaft stützten“, so die Statistiker. Details gibt das Amt am 24. Februar bekannt. „In diesem Winter kommt es nun darauf an, Grenzschließungen zu vermeiden, sodass die Lieferketten nicht gestört werden. Dann wird es im produzierenden Gewerbe relativ gut weiterlaufen“, sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld.

Im Gesamtjahr 2020 ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland um fünf Prozent geschrumpft – und damit etwas weniger stark als 2009, dem Jahr nach der Finanzkrise. Für das laufende erste Quartal rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um rund drei Prozent.

Eine zweite Corona-Rezession ist dennoch , wegen des leichten Plus im Schlussquartal 2020 unwahrscheinlicher geworden: Für das zweite Quartal erwarten die meisten Volkswirte eine Erholung. Für das Gesamtjahr 2021 halten sie ein Wachstum von drei bis vier Prozent für möglich. Die Bundesregierung und die Bundesbank sind derzeit mit ihren Jahresschätzungen am vorsichtigsten und erwarten lediglich eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um drei Prozent. Das gewerkschaftsnahe IMK-Institut rechnet demgegenüber mit einem Wachstum über vier Prozent.

Abhängig ist die Erholung vom weiteren Pandemie-Geschehen. Gelingt es, die Infektionszahlen noch im Winter unter 50 Neuansteckungen pro 100 000 Einwohnern pro Woche zu senken? Schnellen die Zahlen nach Lockerungen sofort wieder hoch? Lösen neue Mutanten eine dritte Welle aus?

Damit die Erholung einsetzen kann, müsse die Bundesregierung schneller als bisher die Hilfsleistungen auszahlen und bei den Hilfen insbesondere für den Einzelhandel noch einmal nachlegen, verlangt IMK-Direktor Sebastian Dullien. Auch sollte die Regierung alles daransetzen, die verlorene Zeit in der Impfkampagne aufzuholen.

Das verlangt auch Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW): „Ganz wichtig wäre, dass die beschlossenen Hilfen bei den Unternehmen tatsächlich ankommen und so gestaltet sind, dass sie Zukunftssicherheit schaffen“, fordert er. Die Hilfsprogramme für die Wirtschaft hält er „weitgehend für vermurkst: Wir riskieren dadurch Schäden für die Wirtschaft, die größer als nötig und bleibend sind“, befürchtet er.