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"Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel": Finanz-Experte erklärt, wie reiche Menschen in Deutschland Steuern umgehen

Sind Anlagewerte nach einiger Zeit mehr wert, muss dieser Vermögensgewinn bislang nicht besteuert werden.
Sind Anlagewerte nach einiger Zeit mehr wert, muss dieser Vermögensgewinn bislang nicht besteuert werden.

Immer wieder finden reiche Menschen auf der ganzen Welt Mittel und Wege, Steuerzahlungen zu umgehen – so auch in Deutschland. Finanz-Experte Andreas Peichl sprach im Interview mit dem „Spiegel“ über die Hintergründe. Peichl leitet die Abteilung für Makroökonomie am Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung.

Entscheidend sei vor allem der Unterschied zwischen Einkommen und Vermögen, so Peichl. Einkommen werde zwar besteuert, Vermögen, das beispielsweise in Aktien angelegt wird, jedoch nicht. Dies sei in Deutschland genauso geregelt wie in den USA. Wächst das Vermögen also vordergründig durch steigende Anlagewerte, müssen gesetzlich kaum bis keine Steuern gezahlt werden.

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Würde hier die Gesetzesgrundlage geändert, hätte das zur Folge, dass künftig Vermögensgewinne aller Personen unabhängig von Einkommen und Wert des Vermögens besteuert werden müssten. Außerdem müsste es dann die Möglichkeit geben, realisierte Verluste aus beispielsweise Aktieninvestments gegenzurechnen, sagte Peichl dem „Spiegel“.

Stattdessen plädiert der Finanz-Experte dafür, Schlupflöcher hinsichtlich dem Verkauf von Immobilien und größeren Unternehmensbeteiligung zu schließen. In beiden Bereichen gäbe es Möglichkeiten, Steuersätze zu senken oder bewusst zu umgehen, indem Unternehmen beispielsweise einen Steuersitz außerhalb Deutschlands anmeldeten, wo der Gewinn dann zu einem viel geringeren Satz besteuert werde.

In der Vergangenheit seien einige Vorgehen dieser Art bereits verboten und Regelungen, die diese unterbinden sollen, eingeführt worden, sagte Peichl dem „Spiegel“. Dazu zähle auch die sogenannte Anzeigepflicht, durch welche Steuerberater eine Reduzierung der Steuerschuld ihrer Mandanten offenlegen müssen. Trotzdem bliebe die Verfolgung solcher Vorgehen "ein Katz-und-Maus-Spiel". „Das Problem ist, wie so oft, dass die Verwaltung nicht digitalisiert ist. 16 Bundesländer mit 16 Steuerverwaltungen machen es für den Beamten in Ort A schwierig zu erkennen, ob der Steuerpflichtige in Ort B seine Steuern unzulässig gestaltet“, sagte Peichl.

Um nicht nur das Einkommen, sondern auch Vermögenszuwächse angemessen zu besteuern, müssten die Gestaltungs- und Abzugsmöglichkeiten des Steuersystems in Deutschland überholt werden, sagte Peichl. Derzeit hätten reiche Menschen in Deutschland sogar mehr Möglichkeiten als in den USA, ihr Einkommen und Vermögen auf dem Papier niedriger erscheinen zu lassen, als es tatsächlich ist.

af