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Kartellamt genehmigt Verkauf von Vossloh-Loks an Chinesen

Trotz erheblicher Bedenken gibt das Kartellamt den Kauf von Vossloh Locomotives an den chinesischen Staatskonzern CRRC frei. Und folgt damit dem Votum der Regierung.

Der chinesische Staatskonzern CRRC übernimmt das Lokomotivgeschäft des sauerländischen Mittelständlers. Foto: dpa
Der chinesische Staatskonzern CRRC übernimmt das Lokomotivgeschäft des sauerländischen Mittelständlers. Foto: dpa

Der Vorgang ist ungewöhnlich, zeigt aber, welche Folgen die Entscheidung für die europäische Bahnindustrie haben könnte. Das Bundeskartellamt gab am Montag mit umfangreicher Begründung bekannt, den Kauf der Kieler Vossloh Locomotives durch den weltgrößten Eisenbahntechnikkonzern CRRC Zhuzhou Locomotives zu genehmigen. „Trotz durchaus vorhandener Bedenken“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt.

Zwei Monate zuvor hatte bereits Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die Freigabe erteilt. Die Bundesregierung musste den Deal nach dem Außenwirtschaftsgesetz prüfen. Und die Bahnindustrie gilt inzwischen als durchaus systemrelevante Branche, wie Altmaier gerade erst betont hatte.

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Laut Mundt hat „Vossloh Locomotives in den vergangenen Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, zugleich sind neue Wettbewerber mit innovativen Antriebstechniken in den Markt eingetreten. Neben Vossloh sind inzwischen mehrere starke Wettbewerber tätig. CRRC spielt auf dem europäischen Markt hingegen bisher nur eine untergeordnete Rolle.“ Kurzum: Der Einstieg sei wettbewerbsrechtlich nicht zu verhindern gewesen.

Konkurrenten sehen das anders. Vossloh Locomotives ist mit zuletzt 100 Millionen Euro Umsatz zwar nur ein kleiner Hersteller von Diesellokomotiven, beherrscht aber die komplizierten Zulassungsverfahren für Eisenbahnfahrzeuge in Europa. Daran ist CRRC (27 Milliarden Euro Konzernumsatz) in den vergangenen Jahren oftmals gescheitert, wenn Die Beschaffung von Fahrzeugmaterial durch europäische Bahngesellschaften ausgeschrieben war. Jedes Land hat seine eigenen Regeln und Vorschriften, da ist es schwer als Newcomer durchzudringen.

Die europäische Wettbewerbskommission hatte erst vor gut einem Jahr die Fusion der großen Bahntechnikhersteller Siemens und Alstom untersagt. Unter anderem deshalb, weil sie das von den Unternehmen vorgebrachte Argument nicht akzeptierte, ein Gegengewicht zur wachsenden Konkurrenz durch CRRC aus China schaffen zu müssen. Auch Die Befragung des Bundeskartellamtes hat gezeigt, dass die „europäische Wettbewerber infolge der Übernahme“ weiterhin „Wettbewerbsverzerrungen“ erwarten, teilte die deutsche Kartellbehörde mit.

„Keine generelle Bedrohung für den Wettbewerb“

In der Begründung für die Freigabe heißt es, die Prüfung habe einige Besonderheiten aufgewiesen. Schließlich kauft ein staatlich kontrollierter Konzern ein vergleichsweise kleines Unternehmen.

„Obwohl es sich bei CRRC um ein durch den chinesischen Staat stark protegiertes Unternehmen handelt, das gleich in zwei Industriestrategien – „Made in China 2025“ und „Neue Seidenstraße“ – eine wichtige Rolle spielt, zeigt der Fall, dass chinesische Staatsunternehmen zwar mit großer wirtschaftlicher Kraft in Märkte eintreten, dass das aber nicht generell mit einer Bedrohung für den Wettbewerb gleichgesetzt werden kann“, erläutert Mundt. „Auf der Grundlage unserer Ermittlungen war auszuschließen, dass die Übernahme zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Markt für Rangierlokomotiven in Europa führen würde.“

Vossloh Locomotives baut bislang Diesel- und Hybrid-Lokomotiven, die vor allem im Rangierdienst aber auch als leichte Güterzugloks im Streckendienst eingesetzt werden können. Dieser Markt lief in den vergangenen Jahren nicht gut. Deshalb wollte sich der börsennotierte Vossloh-Konzern aus Werdohl im Sauerland auch von seiner Kieler Tochter trennen. Eine zweite Vossloh-Fabrik im spanischen Valencia hatte bereits der aufstrebende Schweizer Lokomotivbauer Stadler übernommen.

Vossloh Locomotives beschäftigte etwa 500 Mitarbeiter und vernichtete nach Unternehmensangaben allein 2019 rund 40 Millionen Euro an Cash. Vossloh, dessen Großaktionär der Knorrbremse-Eigentümer Heinz-Herrmann Thiele ist, will sich auf Schienenbefestigungssysteme und Weichenbau konzentrieren. Damit machte das Unternehmen zuletzt 938 Millionen Euro Umsatz.