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Ein Kartell und zwei Meinungen

Opec - Ein Kartell und zwei Meinungen

Kann es oder kann es nicht? Die Frage, ob es dem wichtigen Kartell erdölexportierender Staaten gelingt, sich zusammenzuraufen, bestimmt den Ölmarkt seit Ende September. Damals hatte das Kartell bei einem informellen Treffen in Algerien beschlossen, fortan seine Ölproduktion zu kürzen.

Soweit, so ungut. Denn das Kartell ist im Moment alles andere als einig. Der jüngste Querulant: Irak. Das Land fördert täglich 4,8 Millionen Barrel (à 159 Liter) Öl und ist damit der zweitgrößte -Produzent. Am Wochenende aber forderte der Ölminister Jabbar Al-Luaibi eine Ausnahme von der Förderbegrenzung wegen des Kampfes gegen den IS. Sein Stellvertreter wurde noch deutlicher: „Wir werden nicht zurückweichen.“

Ende September hatte sich das Ölkartell auf einem informellen Treffen in Algerien darauf geeinigt, die tägliche Menge gepumpten Öls auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel zu beschränken. Gegenüber August entspräche dies einer Kürzung von bis zu 800.000 Barrel.

Vor allem Saudi-Arabien, das mit einem -Öl-Anteil von einem Drittel führende Mitglied, buhlt kräftig für das Abkommen. Vor wenigen Tagen erklärte Ölminister Khalid al-Falih, dass eine Reihe weiterer Staaten bereit sei, ebenfalls die Produktion zurückzufahren. Die mittlerweile fast täglichen Optimismusbekundungen trieben den Ölpreis allein im vergangenen Monat von 45 auf aktuell knapp 52 Dollar für die Nordseesorte Brent. Das nordamerikanische Leichtöl WTI erklomm in der vergangenen Woche nach einer Meldung über abschmelzende Lagervorräte in den Vereinigten Staaten ein 15-Monats-Hoch.

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Doch mitten in diesen Aufschwung platzt nun der Störenfried Irak. Und mit weiteren Querulanten ist zu rechnen. Der Iran äußert sich offiziell zwar meist im Sinne der Opec. So etwa am Wochenende, als der iranische Präsident – abermals – erklärte, „zu gerechten Fördermengen und fairen Ölpreisen“ beizutragen. Was er genau damit meinte, ließ er indes offen.

Denn seit der Aufhebung der Sanktionen des Westens gegen das iranische Atomprogramm steigt die Ölförderung des Landes wieder. Schon auf dem informellen Treffen Ende September klang an, dass der Iran einen Top-Platz unter den Opec-Produzenten einfordern wird. Auch Libyen und Nigeria fordern Ausnahmen von der Förderkürzung. Fragt sich nur: Was bleibt von einem Abkommen, wenn vier von 14 Mitgliedern schon jetzt nach Sonderrechten rufen?

Die Rohstoffanalysten der Commerzbank jedenfalls bleiben nach den Äußerungen des Iraks skeptisch: „Letztlich würde die Hauptlast damit von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten in der Golfregion getragen werden, da bereits Libyen, Nigeria und der Iran von Produktionskürzungen ausgenommen werden sollen. Eine Einigung auf koordinierte Produktionskürzungen, wie sie beim Treffen in Algier großspurig verkündet wurde, rückt damit in weite Ferne.“


Vom Klassenfeind zum Ölfreund

Indes kämpft – neben den Saudis – kaum einer so um eine Förderbegrenzung wie Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Sein Land galoppiert geradezu auf die Klippe namens Staatspleite zu – eben weil Öl noch immer weniger als halb so viel kostet wie im Jahr 2014. Die Öleinnahmen stehen für rund zwei Drittel der Staatseinnahmen und 95 Prozent aller Exporte. Derzeit tourt Maduro durch die Welt, um ausländische Gläubiger davon zu überzeugen, 2016 und 2017 auslaufende Anleihen für den staatlichen Ölkonzern PDVSA in Papiere mit Frist 2020 umzuwandeln. Würden die Anleihen nun fällig, droht die Zahlungsunfähigkeit des Konzerns – mit erheblichen Folgen für den Staatshaushalt.

Wie verzweifelt Maduro kämpft, macht folgende Situation deutlich: Vergangene Woche erklärte er sich bereit, selbst die USA zum nächsten -Treffen einzuladen und eine Allianz aus - und Nicht-Opec-Staaten schmieden zu wollen. Die USA sind als vermeintlich urkapitalistischster Staat der Welt für Venezuela, einen der wenigen verbliebenen sozialistischen Staaten, eigentlich der Klassenfeind. Zudem haben die US-Schieferölförderer den Ölpreisverfall im Jahre 2014 maßgeblich ausgelöst.

Unterdessen scheinen die Gespräche des Ölkartells mit Russland, dem mit zuletzt 11,1 Millionen Barrel größten Ölförderer der Welt, voranzukommen. Der russische Ölminister Alexander Nowak sagte, er habe mit Saudi-Arabien bestimmte Förderbegrenzungen diskutiert. „Wir sehen die Notwendigkeit, den Markt in den kommenden Monaten ins Gleichgewicht zu bringen, um die Kapitalrendite zu stärken und die Preisschwankungen zu verringern“, sagte Nowak.

Die Spekulanten nehmen das Bestreben der Opec offenbar ernst. Ihre Wetten auf steigende WTI-Preise stiegen zuletzt auf den höchsten Stand seit Mai. Nun hängt es an der Opec, nach ihrem Versprechen auch zu liefern. Ein Scheitern würde das ohnehin schon ramponierte Image wohl endgültig demolieren.

So ähnlich sieht es auch Ole Hansen, Rohstoffanalyst von der dänischen Saxo Bank. Das Abkommen zur Produktionskürzung sei nur dann erfolgreich, wenn darauf eine klare Umsetzungsstrategie folge. „Außerdem hat die Opec in Bezug auf frühere Vereinbarungen die Produktion zu kürzen, nicht gerade eine erfolgreiche Bilanz“, sagt Hansen abschließend. Gemeint sind die bereits zweimal in diesem Jahr gescheiterten Gespräche der Opec über eine Förderbegrenzung.

Damit es nicht zum Debakel kommt, will das Kartell vorbereitet sein. Am 28. und 29. Oktober kommen die Mitglieder zu einem „technischen Meeting“ zusammen. Auf dem nächsten offiziellen Treffen am 30. November in Wien sollen schließlich die Details ausgehandelt werden, also welches Mitglied auf welchen Teil seiner Produktion verzichtet. Saudi-Arabien wird weiter auch bei Nicht-Opec-Staaten um Unterstützung buhlen. Die Querelen im Inneren der Opec sollte das Königreich aber besser nicht vergessen. Auch da liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor den Scheichs – wie das jüngste Ausscheren des Iraks zeigt.

KONTEXT

Wie sich der Opec-Einigung für Verbraucher auswirkt

Wie reagiert der Markt auf die Einigung der Opec-Länder?

Dieser Schritt war nicht erwartet worden und führte zunächst zu einem raschen Anstieg der Ölpreise um mehr als zwei Dollar. Am Donnerstag waren für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent rund 48 Dollar zu bezahlen. Das ist weder besonders viel noch besonders wenig und entspricht dem Durchschnittspreis im laufenden Jahr. Vor einem Jahr war der Ölpreis ungefähr gleich hoch. Im Januar und Februar war er für einige Tage unter die Marke von 30 Dollar gestürzt, hatte sich aber anschließend wieder erholt.

Quelle: dpa

Wird Heizöl nach dem Opec-Beschluss nun teurer?

Kaum. Auch der Preis für Heizöl ging am Donnerstag zwar vorerst in die Höhe, gegenwärtig sind im bundesweiten Durchschnitt 51 Euro für 100 Liter zu bezahlen (inklusive Mehrwertsteuer). Das war aber schon mal günstiger, als der Heizöl-Preis im Januar und Februar kurz unter 40 Euro gefallen war. Eigenheimbesitzer und Mieter können sich derzeit nicht beklagen, wenn sie mit Heizöl heizen. Zuletzt waren die Preise 2009 auf einem vergleichbaren Niveau, seitdem meistens viel höher. Vor einem Jahr war Heizöl ungefähr 5 Euro teurer. Zwischen 2011 und 2014 mussten die Kunden noch mehr als 80 Euro bezahlen, in der Spitze mehr als 96 Euro.

Und wie sieht es beim Benzin aus?

Der aktuelle Preis für Diesel liegt bei 1,08 Euro je Liter, für Superbenzin E10 sind im bundesweiten Durchschnitt ungefähr 1,28 Euro zu bezahlen. Vor einem Jahr lagen die Preise um zwei bis drei Cent höher. Damit sind die Kraftstoffpreise auf Jahressicht relativ stabil. Sie schwanken jedoch nach wie vor sehr stark nach Tageszeiten und sind auch regional verschieden.

Mehr als die Hälfte der Haushalte heizen nicht mit Öl, sondern mit Gas. Haben sie mit Auswirkungen zu rechnen?

Die Öl- und Gasmärkte haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend entkoppelt. Während der Preis für Heizöl in den vergangenen beiden Jahren um rund 40 Prozent zurückging, betrug der Rückgang beim Gas nicht einmal 10 Prozent. Die Gasversorger mussten zwar bei der Beschaffung im Großhandel weniger für das Gas bezahlen, die Börsenpreise sanken zwischen Juli 2014 und Juli 2016 um mehr als ein Fünftel. Die Unternehmen hatten aber zum Teil auch höhere Leitungskosten zu verkraften. Für den Herbst haben viele Versorger Preissenkungen angekündigt, im Schnitt nach Angaben des Internet-Portals Verivox um rund 7 Prozent.

Dann wird die nächste Heizsaison also günstiger als die vergangene?

So war es in den vergangenen beiden Jahren. Die Ausgaben der privaten Haushalte für Energie sind insgesamt rückläufig. In den Jahren 2012 und 2013 musste ein Durchschnittshaushalt jeweils 257 Euro pro Monat für Energie ausgeben; darin sind Strom, Gas oder Öl und Kraftstoffe enthalten. Im Jahr 2014 waren es nur noch 245 Euro und im Jahr 2015, für das noch keine offiziellen Daten vorliegen, war der Trend weiter rückläufig. Ob das Heizen in diesem Winter günstiger wird als im vorigen, hängt jedoch nicht nur von den Preisen ab - sondern auch vom Wetter. Wird der Winter kalt, dann wird es teuer.

KONTEXT

Die größten Erdölproduzenten

Opec als größter Rohölproduzent

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) stellt mehr als ein Drittel des weltweit produzierten Rohöls bereit. Ihre 14 Mitgliedsstaaten sitzen auf mehr als 70 Prozent aller Ölreserven.

Quelle: dpa

Opec II

Laut einer Analyse des Energiekonzerns BP produzierte die Opec 2014 knapp 37 Millionen Barrel Öl und verwandte Produkte am Tag. Weltweit wurden 89 Millionen Barrel am Tag produziert. Die Größten Ölproduzenten im Überblick:

USA

12 Millionen Barrel

Saudi-Arabien

Zwölf Millionen Barrel

Russland

Elf Millionen Barrel

China

Vier Millionen Barrel

Kanada

Vier Millionen Barrel