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Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe: So rüstet Griechenland gegen die Türkei auf

Athen steckt Milliarden in die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge. Im Rüstungswettlauf mit dem „Erzfeind“ Türkei bekommen die Griechen damit einen Vorsprung.

Der Einsatz türkischer Forschungsschiffe auf der Suche nach Erdgasvorkommen im Mittelmeer hat den Konflikt mit Griechenland verschärft. Foto: dpa
Der Einsatz türkischer Forschungsschiffe auf der Suche nach Erdgasvorkommen im Mittelmeer hat den Konflikt mit Griechenland verschärft. Foto: dpa

Für die griechischen Soldaten werden es keine beschaulichen Feiertage. Wegen des Konflikts mit der benachbarten Türkei um die Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer sind die Streitkräfte in erhöhter Alarmbereitschaft. Ein Großteil der Flotte kreuzt auf See.

Auch die Kampfpiloten der Luftstreitkräfte müssen auf den Weihnachtsurlaub verzichten. Am Montagabend fingen die Griechen zwei türkische F-16-Kampfjets ab, die über die griechischen Inseln Inousses und Panagiá donnerten. Solche Abfangmanöver sind inzwischen der Alltag über der Ägäis.

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Jetzt rüsten die Griechen massiv auf. Vor einer Woche verabschiedete das Parlament in Athen den Haushalt 2021. Er sieht eine deutliche Erhöhung des Verteidigungsetats vor. Die Ausgaben sollen gegenüber 2020 um mehr als ein Drittel auf 5,4 Milliarden Euro steigen. Das Budget für die Rüstungsprogramme wird sogar von 500 Millionen auf 2,5 Milliarden Euro verfünffacht. Über die nächsten fünf Jahre will Griechenland 11,5 Milliarden Euro in die Beschaffung neuer Waffensysteme investieren – das größte Rüstungsprogramm seit Jahrzehnten.

Davon profitieren in der ersten Phase vor allem die Luftstreitkräfte. Bereits in der ersten Hälfte 2021 beginnt die Auslieferung der ersten sechs Kampfjets vom Typ Rafale, die Griechenland in Frankreich bestellen will. Die Verträge sollen im Januar unterschrieben werden.

Das Land wird bis März 2023 insgesamt 18 Rafale-Flugzeuge bekommen. Für die Jets werden 1,92 Milliarden Euro fällig. Weitere 400 Millionen investiert Griechenland in modernste Lenkwaffen für die neuen Flugzeuge.

Parallel dazu laufen seit November Verhandlungen mit den USA über die Lieferung von 24 Tarnkappenjets des Typs F-35. Bis 2027 will Griechenland außerdem seine F-16-Kampfjets in Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller Lockheed Martin auf den neuesten technischen Stand bringen.

Die Modernisierung der Luftstreitkräfte ist Teil eines ambitionierten Rüstungsprogramms, das Premierminister Kyriakos Mitsotakis im September bekanntgab. Es umfasst neben den Kampfflugzeugen auch die Beschaffung von Hubschraubern und Drohnen. 15.000 Berufssoldaten werden neu eingestellt.

Die Kriegsmarine steht ebenfalls vor einem milliardenschweren Modernisierungsprogramm. Geplant ist die Beschaffung von vier neuen Fregatten. Als mögliche Lieferanten werden Frankreich, die USA, die Niederlande oder Großbritannien genannt. Auch die Beschaffung weiterer U-Boote der deutschen Klasse 214 steht zur Debatte. Vier dieser Boote betreibt Griechenland bereits.

„Weil die Türkei unser Nachbar ist und nicht Dänemark“

Auf die Frage, warum sein wirtschaftlich nach der Schuldenkrise immer noch angeschlagenes Land so viel für die Rüstung ausgibt, sagte Mitsotakis: „Weil die Türkei unser Nachbar ist und nicht Dänemark.“

Der Rivale Türkei investiert derzeit ebenfalls Milliarden in seine Kriegsmarine, unter anderem mit dem Bau von vier U-Booten der Klasse 214. Die Boote werden in der Türkei in Zusammenarbeit mit Thyssen-Krupp montiert. Auf einer Werft bei Istanbul geht außerdem der erste türkische Flugzeugträger seiner Fertigstellung entgegen. Er wird nach spanischen Plänen gebaut.

Aber bei den Luftstreitkräften gewinnt Griechenland mit den neuen Kampfjets die Oberhand. Das sah vor einigen Jahren noch ganz anders aus. Mit einer Bestellung von 100 F-35-Tarnkappenflugzeugen wollte sich die Türkei die Luftüberlegenheit in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer sichern. Aber im Sommer 2019 stornierten die USA die Lieferung. Washington bestrafte die Türkei damit für die Bestellung russischer Luftabwehrraketen vom Typ S-400.

Die bittere Ironie: Die ersten sechs für die Türkei bestimmten F-35 könnten nun an Griechenland gehen. Nachdem Präsident Donald Trump Mitte Dezember wegen der S-400-Beschaffung weitere Strafmaßnahmen gegen die staatliche türkische Rüstungsbehörde SSB verhängt hat, schweben auch Fragezeichen über anderen Waffenprogrammen. Die Sanktionen könnten die Pläne der türkischen Luftstreitkräfte zur Modernisierung ihrer F-16-Kampfjets durchkreuzen.

Dass Griechenland den Rüstungswettlauf mit der Türkei jemals gewinnen kann, ist unwahrscheinlich. Der Nachbar hat fast die achtfache Bevölkerungszahl, erwirtschaftet ein vierfach so großes Bruttoinlandsprodukt und wird im nächsten Jahr viermal so viel für sein Militär ausgeben wie Griechenland. Aber in der Luft gerät die Türkei ins Hintertreffen.

Aktuell verfügen die türkischen Luftstreitkräfte über 207 Kampfjets. Griechenland ist mit 189 Maschinen zwar leicht im Rückstand, wird in den nächsten drei Jahren aber dank der Lieferung der modernen Rafale und F-35 eine klare Überlegenheit bekommen.

Ein weiteres Handicap der Türkei: Schon jetzt sind die türkischen Luftstreitkräfte nur bedingt einsatzbereit, weil Hunderte Piloten fehlen. Das ist eine Folge der „Säuberungen“ nach dem Putschversuch vom Juli 2016. Die Putschisten kamen vor allem aus den Luftstreitkräften.

Seit dem versuchten Staatsstreich wurden Hunderte Piloten entlassen und vor Gericht gestellt. Genaue Zahlen nennt die Regierung nicht, aber türkische Medienberichte sprechen von 600 bis 700 gefeuerten Piloten. Das wäre rund die Hälfte aller Flugzeugführer. Von den „Säuberungen“ waren überdurchschnittlich viele Ausbilder betroffen. Deshalb ist es besonders schwierig, die fehlenden Kampfpiloten zu ersetzen.

Mehr: In dieser Woche beraten die EU-Regierungschefs über mögliche Sanktionen gegen die Türkei. Grund ist ein Streit über Seegrenzen im Mittelmeer.