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Kampfansage an VW, Tesla und Google: Toyota will eigenes Betriebssystem entwickeln

Auto- und IT-Riesen konkurrieren um das Geschäft mit Betriebssystemen für die Autoindustrie. Toyota geht dabei einen Sonderweg – und will unabhängiger sein als die Wettbewerber.

Schon 2018 hat Toyoda begonnen, den Geist des Silicon Valleys nach Tokio zu holen, um die Umsetzung neuer Technologien in Produkten des Konzerns zu beschleunigen. Foto: dpa
Schon 2018 hat Toyoda begonnen, den Geist des Silicon Valleys nach Tokio zu holen, um die Umsetzung neuer Technologien in Produkten des Konzerns zu beschleunigen. Foto: dpa

Elon Musk gibt sich gerne als Revolutionär der Autoindustrie. Vor wenigen Tagen bot er in einem Investorencall an, die Software für seinen Fahrassistenten „Autopilot“ auch an andere Hersteller zu lizenzieren. Weltmarktführer Toyota konterte an diesem Freitag: „Woven Planet Holdings“ heißt das konzerneigene Start-up, das die Softwareplattform für das Auto der Zukunft entwickelt.

„Vielleicht kann Tesla ja in Zukunft auf der Plattform Arene fahren“, witzelte James Kuffner, der Chef von Woven Planet und Chief Digital Officer von Toyota.

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Bei Arene handelt es sich um eine offene Plattform, die Toyota auch anderen Softwaredesignern und Autobauern zur Verfügung stellen will. Sie soll zur zentrale Instanz des Autos der Zukunft und über das mobile Internet ständig aktualisiert werden. Das Vorbild sind Betriebssysteme wie Googles Android oder Microsoft Windows. „Unser Ziel ist es, das programmierbarste Auto der Welt zu entwickeln“, sagt Projektleiterin Samira Emmerson.

Toyota ist allerdings nicht der einzige Hersteller, der dieses Ziel verfolgt: Viele Auto- und IT-Riesen machen sich Hoffnung, das Geschäft mit Betriebssystemen für die Autoindustrie zu entwickeln. Allerdings gehen die Japaner einen Sonderweg: Andere Autobauer schmieden Bündnisse mit IT-Konzernen. Südkoreas Autohersteller Hyundai Motor hat beispielsweise mit Apple verhandelt, Volvo und General Motors setzten auf Android von Google.

Der deutsche Autoriese Volkswagen hat jüngst mit der „Car-Software.org“ ein eigenes Unternehmen für die Software-Entwicklung gegründet. Toyota versucht es dagegen mit einer Kombination aus Eigenentwicklung und – über die offene Plattform Arene – flexiblen Allianzen mit anderen Autokonzernen.

Die Strategie ist nicht neu für Toyota: Schon 2012 initiierte der Konzern mit anderen Herstellern, Zulieferern, Softwareentwicklern und der Linux-Stiftung die Initiative Automotive Grade Linux. Auch Mercedes-Benz und Volkswagen verwenden den Basiscode für die autointerne Kommunikation, der beispielsweise Licht, Lenkung und Motor steuert.

Woven Planet als Weiterentwicklung des Toyota Research Institute

Mit der Gründung der Woven Planet Holdings setzt Toyota nun an einer höheren Softwareebene an. „Software zuerst“, propagiert Toyota-CDO Kuffner. Und der Software- und Roboterexperte ist dabei unstrittig der Mann, der Toyota den Geist des Silicon Valleys einimpfen soll. Immerhin ist die neue Holding als die Software- und Ideenfabrik für Schlüsselprojekte der Toyota-Gruppe positioniert. Das zeigen schon die Geschichte, die Zuständigkeiten und die Personalpolitik.

Woven Planet geht aus dem kalifornischen Toyota Research Institute hervor, das Konzernchef Akio Toyoda bei der Gründung im Jahr 2016 als Keim für ein neues Toyota bezeichnete. Fernab der Zentrale und nahe am Silicon Valley arbeiten seither Forscher an Grundlagentechnik für autonomes Fahren, künstliche Intelligenz sowie Robotertechnologien.

2018 entschloss sich Toyoda dann, den Geist des Silicon Valleys nach Tokio zu holen, um die Umsetzung neuer Technologien in Toyotas Produkten zu beschleunigen. Gemeinsam mit seinem Hauptzulieferer Denso und anderen Unternehmen baute er dann den Vorläufer der neuen Holding auf, das „Toyota Research Institute – Advanced Development“, kurz TRI-AD. Zum Jahreswechsel wurde das TRI-AD dann weiter aufgewertet und in drei Gesellschaften unterteilt.

Woven Core kümmert sich um die Kernaktivitäten, also vor allem neue Fahrassistenztechnologien. Gerade bei der Automatisierung des Fahrens verschärft sich der Wettbewerb. Toyotas Lokalrivale Honda will noch dieses Jahr ein Auto auf den Markt bringen, das die Stufe 3 des selbständigen Fahrens beherrscht, beispielsweise auf Autobahnen.

„Glück in Großserie“ – Stadt der Zukunft am Berg Fuji

Woven Alpha ist für wichtige Zukunftsprojekte zuständig. Eng verwandt ist Toyotas smarte Woven City, die „verwebte“ Stadt. Die soll zum Freilandlabor für neue vernetzte Formen der Mobilität, des Lebens und Arbeitens werden, Robotertechnologien inklusive. Der Grundstein wird bereits am 23. Februar auf dem Gelände einer geschlossenen Toyota-Fabrik am Fuße des Nationalbergs Fuji gelegt.

Der dritte Pfeiler ist Woven Capital, der hauseigene Start-up-Fonds. Dort ist unter anderem der bekannte Risikokapitalinvestor George Kellerman dafür zuständig, in den kommenden fünf Jahren 800 Millionen Dollar in erfolgversprechende Jungunternehmen zu investieren. Die ersten Deals werden in ein bis zwei Monaten bekanntgegeben.

Personalpolitisch ist Woven Planet ebenfalls extrem gut im Konzern vernetzt. Kuffner, der früher Googles selbstfahrendes Auto mitinitiiert hat, sitzt im Vorstand des Konzerns. Gleichzeitig darf Daisuke Toyoda, der Urenkel des Konzerngründers und der Sohn des Konzernchefs, als Senior Vice President bei Woven Planet Managementerfahrung sammeln.

Als Direktor von Woven Alpha ist er dabei für das väterliche Prestigeprojekt zuständig, für die Woven City. Am Freitag hatte er daher auch auf der Videokonferenz seinen großen Auftritt. „Wir wollen eine Stadt bauen, die Glück in Großserie produziert“, erklärte Toyoda junior. Dann ballte er seine linke Hand zur Faust, streckte sie in die Luft und sagte: „Wir sind Woven!“

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