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Kampfansage an Tesla und VW: GM ist bei E-Autos weiter, als viele denken

GM setzt auf Elektromobilität und will Tesla herausfordern. Die Ultium-Batterie-Technologie begeistert Investoren. Die Aktie erreicht einen Höchststand.

Viel Weiß und viele Blautöne sollen einen sauberen Himmel darstellen. Die Kanten sind abgerundet und „GM“ nur noch in Kleinbuchstaben geschrieben. Zum ersten Mal seit 1964 verändert General Motors (GM) jetzt sein Logo. „Wir hatten das Gefühl, dass es einfach ein so umwälzender Moment ist, dass wir uns jetzt wieder verändern müssen“, sagte die weltweite Marketingchefin Deborah Wahl. „Unsere Botschaft ist, dass es für jeden das passende E-Auto-Angebot gibt.“

Nicht nur das Logo verändert sich beim größten US-Autohersteller. „Bei GM glauben wir, dass dieses Jahr nach einem schwierigen 2020 den Wendepunkt markieren wird“, sagte die GM-Chefin Mary Barra in ihrer Rede zur Konsumelektronikmesse CES. Der Moment für den „Übergang zu einer komplett elektrifizierten Zukunft“ sei gekommen. Der Aktienkurs erreichte am Dienstag einen neuen Höchststand.

Dank Barras frühem Strategiewechsel hin zur Elektromobilität ist GM schon heute Tesla so dicht auf den Fersen wie kein anderes Unternehmen außer VW. Bereits 2016 brachte GM das Elektrofahrzeug Bolt auf den Markt, das in Deutschland Opel Ampera-e hieß. Von dem Kompaktwagen verkaufte GM im vergangenen Jahr knapp 21.000 Fahrzeuge.

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Aber: Tesla verkaufte im selben Jahr vor allem dank der Nachfrage nach seinem Model 3 fast eine halbe Million Fahrzeuge. Die Erfolge von Tesla und der gute Absatz von Elektroautos in der Corona-Pandemie spornten Barra weiter an: Sie erhöhte die Investitionen in Elektrofahrzeuge im vergangenen November um 35 Prozent. Bis 2025 will GM 27 Milliarden Dollar in die Forschung, Entwicklung und Produktion von Elektroautos stecken, um dann jährlich eine Million Stromer zu verkaufen. Barra will mit GM so zur Nummer eins der Batterie-Autohersteller in den USA aufsteigen.

Dafür will GM bis 2025 insgesamt 30 verschiedene E-Modelle auf den Markt bringen. Zudem zieht der Konzern die Einführung von einigen Modellen vor: Noch Ende dieses Jahres soll etwa die elektrische Version des Riesen-SUV GMC Hummer auf den Markt kommen, gefolgt von dem Crossover Lyriq von der Premiummarke Cadillac im ersten Quartal 2022.

Auf der CES stellt Barra außerdem mit Brightdrop eine Logistiksparte mit E-Lieferwagen und Batterie-unterstützten Wägelchen für die letzten Meter bis zur Haustür vor. GM hat die neuen Produkte mit dem Paketdienst Fedex getestet. Das Unternehmen wird als erster Kunde noch dieses Jahr 500 der EV600-Laster entgegen nehmen. Mit Brightdrop greift GM unter anderem das E-Laster-Start-Up Rivian an, in das auch Amazon investiert hat und das dem Online-Händler 100.000 E-Trucks liefern soll.

Wo einst Pkws vom Band rollten, entsteht ein Batteriewerk

Eine Kleinstadt in Ohio spielt eine wichtige Rolle für die neue GM-Strategie. Ausgerechnet in Lordstown, wo Barra vor zwei Jahren die Pkw-Fabrik geschlossen und damit den Zorn des US-Präsidenten Donald Trump auf sich gezogen hatte, entsteht GMs eigene Batterie-Fabrik. Gemeinsam mit LG Chem hat GM hier bereits einige Hallen des insgesamt 300.000 Quadratmeter großen Geländes am Stadtrand errichtet. Insgesamt 2,3 Milliarden Dollar kostet die neue Batterie-Fabrik. Die Produktion soll 2022 starten. Die Auswahlverfahren für die Mitarbeiter laufen bereits.

Lordstown, wo einst die Chevy-Cruz-Autos vom Band rollten, steht damit wie kaum ein anderer Ort in den USA für den Wandel in der amerikanischen Autobranche: Weg von klassischen Pkws hin zu SUVs, Crossovers und Pick-ups – und das auch bald elektrisch.

GM ist mit dem Werk in Lordstown neben Volkswagen und Tesla einer der wenigen Hersteller, die ihre eigene Batteriefabrik bauen. Die sogenannten Ultium-Batterien sollen laut GM Reichweiten von bis zu 720 Kilometern garantieren. Durch die Beimischung von Aluminium brauchen die Ultium-Batterien außerdem weniger von dem seltenen Kobalt, was sie günstiger und nachhaltiger macht. Laut Branchenberichten sollen künftig auch Fahrzeuge von Honda damit ausgestattet werden; die beiden Hersteller arbeiten auch in anderen Bereichen eng zusammen.

Laut Cairn Energy Research Advisors, einem US-Beratungsunternehmen, das sich auf die Erforschung von Elektrofahrzeugbatterien spezialisiert hat, liegen die Kosten für Teslas Batteriepakete derzeit bei 120 Dollar je Kilowattstunde, gefolgt von VW und General Motors mit ungefähr 140 Dollar. „General Motors ist ganz vorn mit dabei, Tesla bei Elektroautos herauszufordern“, sagte Sam Jaffe, Batterieexperte von Cairn Energy Research.

GM-Investoren sind optimistisch

100 Dollar pro Kilowattstunde gelten laut Experten als Preisgrenze, die unterschritten werden muss, damit Elektroautos mit herkömmlichen Fahrzeugen mithalten können. Laut einer Analyse der Deutschen Bank wird GM die Kostengrenze in drei Jahren erreichen und im Jahr 2025 bei 75 Dollar pro Kilowattstunde liegen. Allerdings soll Tesla dann die Kosten bereits auf 50 Dollar pro Kilowattstunde gedrückt haben.

Dennoch bleiben die Analysten und Investoren mit Blick auf GM optimistisch. Sie rechnen auch damit, dass die gesamte E-Auto-Branche von dem Kurs der neuen US-Regierung unter Joe Biden profitieren kann. Der designierte US-Präsident hat seit der Wahl in Georgia die Mehrheit im Kongress und kann so seine Umwelt-Agenda besser durchsetzen. Er hatte im Wahlkampf steuerliche Anreize und den Ausbau eines landesweiten Netzes von Ladestationen versprochen.

„Die Wahrnehmung der Investoren von GMs E-Auto-Angebot hat sich in den vergangenen vier Wochen dramatisch verbesser schreibt etwa der Analyst Chris McNally von Evercore und nennt als Gründe die Ultium-Batterien, die erhöhten Investitionen und die Pläne für den E-Hummer. Evercore rechnet damit, dass dank der neuen Regierung in Washington 25 bis 30 Prozent der Neuwagen in den USA E-Autos sein werden. Bisher war man von 15 Prozent ausgegangen.

Auch Emmanuel Rosner von der Deutschen Bank glaubt, dass sich GM mit seiner neuen E-Auto-Strategie eine „starke Marktposition und eine solide Marge bei E-Autos“ sichern kann und rät bei der Aktie zum Kauf.

Dabei hat sich Barra längst nicht nur bei E-Autos positioniert: Sie hat 2016 auch Cruise, ein Start-up für selbstfahrende Autos, für eine Milliarde Dollar übernommen und seitdem weiter in das Unternehmen investiert. Seit Neustem dürfen auch komplett fahrerlose Testautos von Cruise in ausgewählten Vierteln von San Francisco fahren.Auch in die Brennstoffzellen-Forschung hat GM investiert. Eine zunächst geplante Beteiligung an dem Start-up Nicola ist zwar doch nicht zustande gekommen. Aber GM wird Nicola die Brennstoffzellen-Technologie für Lkws liefern.