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Kampf verloren: Fortum ergreift die Mehrheit bei Uniper

Zwei Jahre lang hat der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper um seine Unabhängigkeit gekämpft – jetzt scheint er verloren zu haben. Denn der finnische Versorger Fortum hat sich mit zwei Fonds geeinigt.

Uniper: Die ehemalige Kraftwerkstochter von E.On war 2016 vom Energiekonzern abgespalten worden. Foto: dpa
Uniper: Die ehemalige Kraftwerkstochter von E.On war 2016 vom Energiekonzern abgespalten worden. Foto: dpa

Freude in Finnland, eisiges Schweigen in Düsseldorf. Lange hat sich der Energiekonzern Uniper mit Hauptsitz in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt gegen die Übernahme des monetär kleineren Energieversorgers aus Finnland gewährt, doch an diesem Dienstag ist der Kampf beendet. Fortum hat gewonnen. Der finnische Versorger greift nach der Mehrheit beim Düsseldorfer Energiekonzern Uniper. Für 2,3 Milliarden Euro will Fortum zusätzlich die bisher von den Fonds Elliott und Knight Vinke gehaltenen 20,5 Prozent an Uniper übernehmen, wie der Konzern mitteilte. Damit kämen die Finnen auf mehr 70,5 Prozent an der ehemaligen Tochter des Energieriesen E.On. Voraussetzung sei, dass die Behörden in Russland und den USA die Transaktion freigeben. Fortum rechnet damit bis zum Ende des ersten Quartals 2020.

Uniper ist ein interessanter Zukauf für die Finnen. Mit rund 11.000 Mitarbeitern, davon knapp 5000 in der Bundesrepublik, gilt Uniper als einer der größten Versorger Deutschlands. Uniper betreibt zahlreiche Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke. Hinzu kommen Kernkraftwerke in Schweden und der Energiehandel. Ein starkes Standbein hat der Versorger auch im russischen Strommarkt. Der Konzern ist in mehr als 40 Ländern aktiv. Insgesamt verfügt Uniper über Anlagen mit einer Erzeugungskapazität von rund 34 Gigawatt. 2018 setzte der Konzern aufgrund des großen Energiehandels rund 78 Milliarden Euro um. Fortum ist mit rund 8000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 5,2 Milliarden Euro kleiner.

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Die ehemalige Kraftwerkstochter von E.On war 2016 vom Energiekonzern abgespalten worden. Im vergangenen Jahr verkaufte E.On seine Restbeteiligung an Uniper von rund 47 Prozent gegen den Widerstand des Uniper-Managements an Fortum. Seitdem ist das Verhältnis zwischen dem Uniper-Management und Fortum sehr angespannt. Auf der Uniper-Hauptversammlung Ende Mai war die Entlastung der damals amtierenden Vorstände auf Betreiben Fortums vertagt worden. Im Hintergrund stand der Verdacht, das Uniper-Management habe in Russland aktiv gegen eine Übernahme durch Fortum gearbeitet.

Mit der Aufstockung seiner Anteile will Fortum den Angaben zufolge die Grundlage für eine „zunehmende Kooperation zwischen den beiden Unternehmen“ legen. Die bisherigen Gespräche mit dem Uniper-Management hätten „bis jetzt zu keinen konkreten Maßnahmen geführt“. Fortum schließt allerdings für mindestens zwei Jahre einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sowie ein Herausdrängen der verbleibenden Aktionäre aus.

Auch die Arbeitnehmervertreter hatten das Vorgehen von Fortum mit großem Misstrauen verfolgt. Mehrfach forderten Betriebsräte und Gewerkschaften den finnischen Konzern auf, auf eine feindliche Übernahme zu verzichten. Die Uniper-Beschäftigten würden sich einem solchen Vorgehen von Fortum „vehement widersetzen“.

Fortum übernimmt Mehrheit und Uniper reagiert zurückhaltend

Nach der Übernahme der Mehrheit versuchen die Finnen, das Vertrauen wiederherzustellen. „Wir haben heute einen wichtigen Schritt gemacht, um ein führendes Unternehmen in der europäischen Energiewende zu schaffen“, sagte Fortum-Chef Pekka Lundmark. Fortum versprach im Zuge der Transaktion keine betriebsbedingten Kündigungen oder eine Verlegung des Firmensitzes aus Düsseldorf zu veranlassen. Zudem wollen die Finnen bestehende Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und sonstige Vereinbarungen sowie das bestehende Mitbestimmungsniveau im Aufsichtsrat respektieren. „Ich stehe dafür ein, dass Fortum ein starker und zuverlässiger Eigentümer sein wird, der Uniper und seinen Mitarbeitern attraktive Perspektiven bietet“, sagte Lundmark. Über den detaillierten Inhalt und die Dauer dieser Zusagen solle so bald wie möglich mit Uniper und den Arbeitnehmervertretern gesprochen werden.

Gemeinsam seien Fortum und Uniper in einer starken Position, um Wachstumschancen zu nutzen – „sofern beide Unternehmen eng koordiniert agieren“, sagte Lundmark. „Ich bin davon überzeugt, dass dies hochinteressante Chancen für beide Unternehmen und ihre Mitarbeiter bieten wird“, sagte Lundmark. Die Investition in Uniper biete Fortum zudem Zugang zu Deutschland und anderen Märkten in Kontinentaleuropa, in denen sich die beiden Unternehmen kaum überschneiden. Fortum will nun möglichst schnell entsprechend seines Anteils im Aufsichtsrat von Uniper vertreten sein.

Aus der Düsseldorfer Firmenzentrale von Uniper gab es zurückhaltende Reaktionen „Bis zuletzt standen wir in engem Austausch mit dem Management von Fortum - und wir gehen davon aus, dass diese konstruktiven Gespräche fortgesetzt werden“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Sobald neue Erkenntnisse vorlägen, werde Uniper darüber informieren.

Für die bisherigen Uniper-Investoren Elliott und Knight Vinke hat sich der Verkauf der Uniper-Anteile indes gelohnt. Ihnen zahlt Fortum 29,93 Euro je Aktie – deutlich mehr als der Konzern für die restlichen Papiere auf den Tisch legen musste. Für die knapp 47 Prozent, die E.On an seiner ehemaligen Tochter hielt, überwiesen die Finnen lediglich 22 Euro je Anteilsschein. Insgesamt hat Fortum nun 6,2 Milliarden Euro in die Uniper-Übernahme gesteckt. Die Fortum-Aktionäre feierten den Zukauf. Trotz des kräftigen Aufschlags legten die Papiere an der Börse in Helsinki um zwei Prozent zu. Die Uniper-Aktie fiel dagegen um fünf Prozent auf 28,50 Euro.

Mit Material von dpa und Reuters