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Kampf gegen leere Regale – Deutsche Bahn startet Pasta-Express aus Italien

Während der Lkw-Verkehr an den Grenzen ins Stocken gerät, ergattert die Bahn einen Sonderauftrag zum Transport von Nudeln. Rettet das die defizitäre DB Cargo?

Die defizitäre Bahn-Tochter könnte von den durch die Coronakrise bedingten Behinderungen im Lkw-Verkehr an den Grenzen profitieren. Foto: dpa
Die defizitäre Bahn-Tochter könnte von den durch die Coronakrise bedingten Behinderungen im Lkw-Verkehr an den Grenzen profitieren. Foto: dpa

Die Deutsche Bahn könnte zum Retter der Supermärkte werden. Weil sich die Lkw durch die verschärften Grenzkontrollen an den inner- und außereuropäischen Grenzen stauen, hat der Staatskonzern zu Wochenstart eine “telefonische Hotline für potenzielle Neukunden” geschaltet. Diese Neukunden sind vor allem: Einzelhändler und Konsumgüterhersteller.

Deutsche Bahn bringt Nachschub an Nudeln und Toilettenpapier

Ob die neue Kundschaft die Telefonnummer 0203-98519000 gewählt hat, ist zwar nicht bekannt, klar ist allerdings: Die laut Bahn “zusätzlichen Kapazitäten” der Bahntochter DB Cargo dürften wohl genutzt werden. Der Staatskonzern bietet seine Güterzüge als Alternative zum grenzüberschreitenden Lkw-Transport an. „Wir fahren alles, was die Kunden wollen“, lässt sich Güterverkehrschefin Sigrid Nikutta zitieren.

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Schon nach wenigen Tagen meldeten sich Unternehmen, denen die Hamsterkäufer wegen der Corona-Pandemie die Regale leer geräumt hatten und die deshalb dringend auf Nachschub hoffen. Der Staatskonzern soll dafür sorgen, dass der Nachschub mit Nudeln und Toilettenpapier wieder rollt.

DB Cargo liefert 100 Waggons mit Nudeln und Konserven aus Italien

Ab der nächsten Woche wird DB Cargo jede Woche im Auftrag von Einzelhändlern und Konsumgüterherstellern zusätzliche Güterzüge aus Italien nach Deutschland fahren, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt. 100 Waggons insgesamt – gefüllt mit Nudeln und Lebensmittelkonserven.

Bald könnten auch Transporte für Zellstoff aus den Niederlanden dazukommen. Cargo verhandelt mit Kunden, heißt es. Zellstoff wird unter anderem zur Herstellung von Toilettenpapier benötigt. Noch ist dieser Transportauftrag aber nicht unter Dach und Fach.

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Angesichts der angespannten Liefersituation bei Alltagsprodukten wirbt Nikutta, für mehr Transporte auf der Schiene. “Wir fahren problemlos über die Grenzen und haben dort keine Stausituation wie die Lastwagen vor der polnischen Grenze”, sagte sie am Donnerstag. Derzeit würden durch den Ausfall weiter Teile der deutschen Industrieproduktion im großen Umfang Kapazitäten im Güterverkehr frei. “Unser Netzwerk fährt und ist aufnahmefähig”, sagte sie. “Lebensmittel, Hygieneprodukte und Arzneimittel können jetzt über die Schiene transportiert werden.”

Wie sich die derzeitige Situation während der Coronakrise in den nächsten Wochen auf die Sparte auswirken werde, sei derzeit noch nicht absehbar, sagte Nikutta. Die Bahntochter DB Cargo hatte schon vor der Sars-CoV-2-Pandemie deutliche Verluste verzeichnet. Ob und wie sich die finanzielle Situation nun verschärfen werde, bleibe abzuwarten, sagte Nikutta. „Wenn die Industrieunternehmen runterfahren, das werden wir spüren. Es ist aber noch zu früh über die Auswirkungen zu spekulieren.“

2020 könnte der Verlust 400 Millionen Euro erreichen

Die Bilanz der Güterverkehrstochter werden auch diese Sonderaufträge in Coronazeiten allerdings nicht retten. DB Cargo macht seit Jahren steigende Verluste bei sinkendem Umsatz. Für 2019 werden 300 Millionen Euro Defizit erwartet, in diesem Jahr könnte der Verlust sogar den bisherigen Planungen zufolge auf 400 Millionen Euro steigen.

Grund dafür ist vor allem der so genannte Einzelwagenverkehr. Dabei müssen einzelne Waggons an Verladestellen abgeholt, zu Zügen zusammengestellt und am Zielort wieder auseinander rangiert werden. Das ist aufwendig und teuer.

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Die Bahn arbeitet schon seit Jahren an einem Sanierungskonzept. Bislang erfolglos. Ein Sondergutachten machte im Mai 2019 deutlich, dass der Einzelwagenverkehr im heutigen Umfang auf Dauer nur mit staatlichen Subventionen aufrechterhalten werden kann. Die Regierungskoalition aus Union und SPD hatte im Herbst in ihrem Klimapaket festgelegt, solche Hilfen zu leisten.

Warenverkehr soll mehr auf die Schienen wechseln

Denn das Ziel der Regierung lautet: Mehr Verkehr auf die Schiene, um den klimaschädlichen Lkw-Verkehr zu reduzieren. Bislang werden nur 17 Prozent der Waren in Deutschland auf der Schiene transportiert, 25 Prozent sollen es nach dem Willen der Regierung in zehn Jahren sein. DB Cargo fährt dabei nur die Hälfte des Transportaufkommens.

Daran wird auch der Nudelexpress aus Italien nichts ändern. Immerhin: Künftig sind 100 weniger Lkw-Fahrten deswegen nötig. Ein kleiner positiver Beitrag zur Klimabilanz.