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Kampf gegen den Klimawandel: Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus dem Buch von Bill Gates

Viel Rechnerei und Technologie – leichte Kost ist das neue Buch von Bill Gates nicht immer. Aber es bietet wichtige Einsichten im Kampf gegen den Klimawandel.

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Gleich die ersten Sätze im Buch fokussieren sich auf das Wesentliche. Der Leser soll sich zwei Zahlen im Zusammenhang mit dem Klimawandel merken: 51 Milliarden und null. Nur ein Kopfmensch wie Bill Gates kann ein Buch so anfangen. Wer nicht so viel mit Zahlen anfangen kann, der wird erst mal abgeschreckt. Gemeint ist: derzeit werden im Jahr weltweit bis zu 51 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen - und das muss bis 2050 auf null sinken.

Aber es lohnt sich, in die Ideenwelt des Microsoft-Gründers einzutauchen. Denn Gates analysiert logisch und konsequent das Klimaproblem und entwickelt einen Plan, wie es gelöst werden könnte.

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Das macht sein neues Buch „Wie wir eine Klimakatastrophe verhindern“ unverzichtbar und trotz aller Zahlen und sperrigen Formulierungen lesenswert. Es ist der Blick eines belesenen Außenstehenden auf ein Problem, das uns alle angeht. Seine Hauptforderung lautet, viel mehr Innovation zu wagen. Die Forschungsgelder für saubere Energie sollen nach seinem Willen um das Fünffache steigen.

Wo muss geforscht werden? Das sind die drei wichtigsten Einsichten aus dem Buch von Gates:

1. Wir brauchen bessere Stromspeicher

Erneuerbare Energien sind unverzichtbar bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die Stromerzeugung durch Sonne und Wind ist in dem vergangenen Jahrzehnt viel preiswerter geworden und kann mit fossilen Brennstoffen konkurrieren.

Um den Strom aber zu 100 Prozent emissionsfrei zu erzeugen, muss das sogenannte Intermittenz-Problem gelöst werden: Der Wind bläst nicht immer, die Sonne scheint unregelmäßig und nicht nachts. Eine Lösung wäre es, den grünen Strom zu speichern. Das ist aber einfacher gesagt als getan.

Ein vielversprechender Träger könnte Wasserstoff sein. Allerdings ist es beim jetzigen Stand der Technik immer noch zu teuer, grünen Wasserstoff herzustellen. Auch ist der Ansatz nicht so effizient wie der einer Batterie. Es geht Energie verloren, weil erst Strom gebraucht wird, um grünen Wasserstoff herzustellen, um aus diesem per Brennstoffzelle wieder Strom zu erzeugen.

Batterien könnten eine Lösung sein. Allerdings habe es Gates erstaunt, wie schwer es ist, die Technologie zu verbessern. Forscher hätten bereits mit „sämtlichen Materialien“ experimentiert, aber ein Durchbruch sei „unwahrscheinlich“. Gates erwartet Fortschritte bei den etablierten Lithium-Ionen-Batterien: Die Leistung könne sich um den Faktor drei verbessern – nicht aber um „einen Faktor 50“.

Allerdings gebe es „brillante Erfinder“, die nicht aufgeben, schreibt Gates. Er meint die Forschung an sogenannten Grid-Scale-Batterien in riesigen Dimensionen. Einer der Ansätze ist es, Anode und Kathode in Speicherbatterien mit flüssigen Materialien zu bauen statt mit festen Metallen. Der Vorteil: So kann wesentlich mehr Energie gespeichert werden. Die Idee funktioniert im Labor, jetzt müsse sie praktisch ausprobiert und preiswert umgesetzt werden.

Ein ganz anderer Ansatz ist der „Wärmespeicher“. Dabei wird ein bestimmtes Material durch grünen Strom erhitzt. Am vielversprechendsten erscheint geschmolzenes Salz, das gut Wärme speichert, ohne viel Energie zu verlieren.

2. Wir brauchen mehr Stromleitungen

Grüner Strom kann nicht überall in gleicher Menge erzeugt werden. Solaranlagen und Windparks erzeugen Strom viel dezentraler, als es Kraftwerke tun. Letztere wurden oft in der Nähe von Städten gebaut, weil diese die Hauptstromabnehmer sind.

Deswegen muss das Stromnetz ausgebaut werden, um den grünen Strom in die Städte zu bekommen. Gates rechnet es am Beispiel der USA vor: Um das Stromnetz bis 2050 CO2-frei zu machen, müssen jährlich Kapazitäten von 75 Gigawatt errichtet werden. Derzeit werden aber nur Kapazitäten von 22 Gigawatt pro Jahr errichtet.

Der Ausbau ist teuer, zudem wehren sich immer wieder Anwohner gegen die Projekte. „Überlegen Sie nur einmal, wie viele Landbesitzer, Stromversorger, Kommunalverwalter und Landesregierungen zusammengebracht werden müssen“, schreibt Gates. Ähnliches sieht er auch hierzulande: „Deutschland baut nicht genügend Stromleitungen.“

Dazu gehören nicht nur Überlandleitungen, sondern auch die Stromkabel zu jedem Haus. Die Menschen werden in Zukunft ihre Elektroautos in der Garage aufladen und mit grünem Strom heizen, was laut Gates eine „um mindestens den Faktor zwei“ höhere Leitungskapazität erfordert.

3. Zement- und Stahlproduzenten sind die größten Klimasünder

Gates entwickelt in seinem Buch das Konzept des Ökoaufschlags. Wie viel teurer wird ein Produkt, wenn es emissionsfrei erzeugt wird? Mithilfe des Ökoaufschlags analysiert Gates die Emissionsquellen von Treibhausgasen: Wo wird das meiste CO2 emittiert? So reiht der 65-Jährige die Zement-, Stahl- und Düngerindustrie in die Liste der größten Klimasünder der Welt ein.

Es müssen also neue, grüne Produkte her, die sich ohne Ökoaufschlag am Markt durchsetzen können. In der Zement- und Stahlproduktion könnten die Emissionen durch den Einsatz von grünem Wasserstoff deutlich gesenkt werden. Gelänge es, ihn preiswert herzustellen, könnten CO2-freier Stahl und Zement einen Großteil der globalen Emissionen verhindern.

Fazit

Der Leser lernt in dem Buch viel, auch über Gates. Zum Beispiel, wie er vor 20 Jahren das Thema Klimawandel nicht auch nur im Geringsten auf dem Schirm hatte, wie er sagt. Das änderte sich erst 2006, als Wissenschaftler ihn ansprachen und er Bücher las, die seinen Blickwinkel veränderten. Aber es brauchte seine Zeit, bis er die Dimension des Problems begriff. Noch vor wenigen Jahren dachte Gates, dass erneuerbare Stromquellen das Problem lösen könnten und zyklische klimatische Schwankungen das Schlimmste verhindern würden.

Die Selbstberuhigung kennen wir alle: Man kann nicht viel tun, das Schlimmste wird schon nicht eintreten. Die Wandlung von Gates zu einem Warner vor den Gefahren des Klimawandels ist eindrucksvoll.

Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern: Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind. 320 Seiten, Piper, ISBN-10: 3492071007.