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Können Daten die Welt retten?

Daten helfen nicht nur der Wirtschaft. Geschickt genutzt dienen sie auch dem Wohl der Allgemeinheit. Doch Unternehmen müssen lernen, mit ihnen umzugehen.

Ganze 175 Zettabyte könnte die weltweite Datenmenge im Jahr 2025 betragen. Das schätzen die Marktforscher von Statista. Zum Vergleich: 2018 betrug sie 33 Zettabyte. Ein Zettabyte sind eine Billion Gigabyte.
Aber warum braucht es diese Daten überhaupt? Wem nutzen sie und wofür? Können Daten die Welt besser machen?

Diese Fragen beschäftigten am Dienstag eine Diskussionsrunde im Rahmen der Initiative „Vordenker“, bei der das Handelsblatt und die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) Nachwuchsführungskräfte auszeichneten und mit hochrangigen Entscheidern aus Unternehmen zusammenbrachten.

Und während der Konsens bestand, dass Datennutzung nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der Gesellschaft zugute kommen kann, waren sich die Experten auch einig, dass es wichtige Grundlagen geben muss, damit die massenhafte Auswertung von Daten überhaupt zielführend ist:

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1. Teilen ist wichtig

Florian Hauer, Mitgründer des Forschungs-Start-ups Labfolder ist sich zwar sicher, „dass Forschung die Welt retten wird“ und Daten dafür unabdingbar seien. Allerdings würden Unmengen von Forschungsdaten ungenutzt bleiben. Bisher verwerteten Forscher nur rund fünf Prozent der Daten, die sie erheben, erklärt Hauer. „Die restlichen 95 Prozent der Daten versauern.“

Wer über den Tellerrand schaue, müsse eigentlich wissen, dass beispielsweise gescheiterte Experimente von anderen Forschern nicht noch einmal wiederholt werden sollten. Es sei aber nicht üblich, Erkenntnisse zu teilen, die nicht in akademischen Artikeln veröffentlicht werden.

„Wir müssen in Partnerschaften gehen“, sagte auch Julia Duwe. Sie ist Chief Agile Manager beim Maschinenbauer Trumpf. Für sie ist klar, dass Daten zumindest Unternehmen retten können, doch die Daten alleine reichen nicht: „Ohne die Spezialisten, die die Maschine von innen kennen, die wissen, was die Daten bedeuten, sind die Daten wertlos.“ Es geht vor allem darum, bereichsübergreifend und interdisziplinär zu arbeiten.

Besonders anschaulich lässt sich das am Beispiel Wohnungsbau beschreiben. Denn auch hier ist Zusammenarbeit der Königsweg, wie Helene von Roeder es beschreibt. Sie ist Finanzvorständin des Wohnungsunternehmens Vonovia.

Um nachhaltig zu renovieren, reiche es nicht, die Isolierung und das Heizsystem eines einzelnen Hauses zu erneuern, sie forderte einen ganzheitlichen Ansatz: „Wie muss ich das Ökosystem einer ganzen Siedlung denken?“ Um diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, arbeitet Vonovia mit Forschungseinrichtungen wie den Fraunhofer Instituten zusammen.

2. Je diverser, desto besser

Christina Reuter leitet einen Produktionsbereich bei Airbus Defence and Space. Zudem ist sie Aufsichtsrätin beim Gabelstaplerbauer Kion Group. Sie findet: Ohne Diversität können Daten die Welt nicht retten, sondern reproduzieren lediglich den Status quo. Vielfalt sei deshalb eine besondere Herausforderung, der sich alle Unternehmen stellen sollten – „und nicht nur für Hochglanzberichte“.

Aus eigener Erfahrung weiß sie um die Schwierigkeiten. Sie meint aber auch: „Wir brauchen diese Zusammenführung der unterschiedlichen Stärken.“ Carsten Kratz, Senior Partner und Chairman der Boston Consulting Group (BCG) für Deutschland und Österreich, sieht den Beweis für Innovation durch „die große Vielfalt von Hintergründen“ in den USA.

3. Es beginnt mit Bildung

Für Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, ist Digitalisierung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg im Bildungsbereich. Sie stellt dabei vor allem die Geisteswissenschaften in den Vordergrund. In der Vergangenheit spielten Daten und der Umgang damit dort kaum eine Rolle.

Damit trifft sie beim neuen Vordenker-Jahrgang einen Nerv: Katharina Schüller, Gründerin und Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Stat-Up, fordert mehr Interdisziplinarität in der Ausbildung, um die breite Bevölkerung fit zu machen für den Umgang mit Daten: „Eigentlich müssten das alle Studiengänge lernen.“

Die deutsche Bürokratie sehen einige der Anwesenden auch positiv: „Es gibt auch Chancen durch die Regularien, durch die Gesetze, die es hier gibt – die andere vielleicht sogar wollen“, berichtet Dominik Sievert, Gründer des Medizin-Start-ups Inveox, von Erfahrungen mit internationalen Kunden.

BCG-Chairman Kratz, der nach Handelsblatt-Informationen die Unternehmensberatung im September verlässt, bestätigte das: „Regulatorik, geschickt eingesetzt, kann ein Wettbewerbsvorteil sein.“ Er ist überzeugt: „Wir sind nach wie vor in einer exzellenten Startposition.“

Mehr: Handelsblatt und Boston Consulting Group zeichnen mit der Vordenker-Initiative 20 Digitalisierungs-Talente aus. Wir stellen die Preisträger des aktuellen Jahrgangs vor.