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Künftiger Chef der Eisenbahnergewerkschaft: „Wir ersparen der Bahn 1,1 Milliarden Euro“

Klaus-Dieter Hommel ist designierter Chef der EVG. Im Interview spricht er über den Pakt mit der Bahn und die Weigerung der Lokführer.

Im August haben sich Deutsche Bahn und die Eisenbahnergewerkschaft EVG darauf verständigt, eine Lohnerhöhung 2021 ausfallen zu lassen und in den darauffolgenden Jahren die Tarife um moderate 1,5 Prozent anzuheben. Wegen der Coronakrise hatten EVG und Bahn die Tarifverhandlungen vorgezogen, der aktuelle Vertrag läuft noch bis Februar 2021.

Die Lokführergewerkschaft GDL hatte sich mit dem Hinweis auf die Tarifautonomie verweigert. Jetzt will die Bahn die GDL an den Schlichtungstisch bringen. EVG-Vizechef Klaus-Dieter Hommel, der im Dezember zum Vorsitzenden gewählt werden soll, spricht im Interview über den Konflikt und die Personalpolitik der Bahn.

Herr Hommel, der Konzernbetriebsrat der Deutschen Bahn sagt, es müssten 20.000 neue Mitarbeiter pro Jahr eingestellt werden, um die Bahn auf Wachstumskurs zu halten. Die EVG hat 18.000 neue Eisenbahner akzeptiert. Haben Sie da klein beigegeben?
Keineswegs, mit unserem Tarifpaket haben wir uns ausdrücklich auf „mindestens“ 18.000 Neueinstellungen verständigt. Ob es dann am Ende 20.000 pro Jahr sein werden, hängt auch von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung bei der Bahn ab.

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Zur Gegenfinanzierung der Corona-Folgen verzichten die Eisenbahner nun auf Einkommen. Wie viel Geld spart der Konzern dadurch?
Der vorgezogene Tarifabschluss ist unser Beitrag zum Bündnis für die Bahn. Zur Mitte der Laufzeit gibt es eine moderate Lohnsteigerung von 1,5 Prozent. Hinzu kommen viele strukturelle Komponenten für die Beschäftigten. Macht aus Sicht der DB insgesamt 1,1 Milliarden Euro.

Die Bahn spart nicht wirklich Ausgaben ein, etwa durch den Abbau von Stellen. Das Unternehmen erspart sich wachsende Personalausgaben …
… und zwar gegen die Planung. Die Deutsche Bahn geht mittelfristig pro Jahr immer von Gehaltssteigerungen zwischen zwei und zweieinhalb Prozent aus.

Die Bahn hat dem Bund zugesagt, fast zwei Milliarden Euro im Bereich Personal einsparen zu wollen. Wie kommt der Rest zusammen?
Das müssen Sie den Vorstand fragen. Wir sind nicht diejenigen, die zusehen müssen, ob das ausreicht. Unsere Aufgabe ist es, die Mitarbeiter vor Einkommens- und Arbeitsplatzverlusten zu schützen.

Sind denn alle Arbeitsplätze bei der Bahn sicher?
Betriebsbedingte Kündigungen sind mit unserem Tarifvertrag ausgeschlossen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine strukturellen Veränderungen geben wird.

Wo erwarten Sie solche strukturellen Veränderungen?
Ich kann Ihnen sagen, wo wir sie nicht erwarten und wo sie völlig fehl am Platz wären: im Betriebsdienst.

Der Tarifvertrag ist unter der Prämisse geschlossen, dass die Bahn elf Milliarden Euro Corona-Schäden auffangen muss. Was ist, wenn es schlimmer kommt, etwa wegen eines zweiten Shutdowns?
Erst mal gilt der Tarifvertrag. Aber wenn die Welt zusammenbricht und das Leben einmal wieder drei Monate stillsteht, muss man reden. Das ist kein statischer Pakt.

Und was ist, wenn die EU-Wettbewerbskommission die vom Bund versprochene 5,5-Milliarden-Euro-Kapitalhilfe für die Bahn kürzt?
Wir sollten das in Ruhe abwarten. Wir haben vom Bund die Zusage, dass die Milliarden fließen und gehen davon aus, dass der Bund weiß, was er zusagt.

Die EVG hat Tarifverhandlungen vorgezogen, die Gewerkschaft der Lokführer weigert sich und will erst im Februar 2021 verhandeln, wenn der Vertrag ausläuft. Müssen Sie fürchten, zu früh Zugeständnisse gemacht zu haben?
Ich finde das Verhalten der GDL geradezu unvernünftig. Unser Tarifvertrag ist mit Augenmaß verhandelt und hat uns eine Menge Kraft gekostet. Wir machen einen Wettbewerb des Unsinns nicht mit.
Herr Hommel, vielen Dank für das Interview.