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Kündigung wegen privaten Instagram-Fotos: Lassen Wirtschaftsprüfer von PWC Mitarbeiter ausspionieren?

Das PWC-Gebäude in Berlin
Das PWC-Gebäude in Berlin

Wenn es nach den Ethik-Grundsätzen von Deutschlands größter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) geht, gehört gegenseitiges Vertrauen zu den elementaren Bestandteilen der PWC-Unternehmenskultur. So heißt es: "Vertrauen beginnt damit, dass wir einander aufgeschlossen, höflich, wertschätzend, fair und respektvoll begegnen. (...) Wir respektieren und fördern den offenen Dialog, um das richtige Klima für offene und ehrliche Diskussionen zu schaffen."

Doch wie verbindlich sind solche Sätze in der Praxis? Recherchen von Business Insider lassen Zweifel daran aufkommen, dass Vertrauen, Offenheit und Dialog tatsächlich so einen hohen Stellenwert bei PWC haben, wie es der Konzern behauptet. Denn laut der Recherchen steht der Verdacht im Raum, dass das Unternehmen unliebsame Mitarbeiter loswerden will, dafür sogar private Social-Media-Accounts ausspioniert.

Konkret ermittelt das Unternehmen demnach derzeit gegen eine Teilzeit-Mitarbeiterin der eigenen Verwaltung, heißt es aus PWC-Kreisen. Sie hatte sich schriftlich für den 17. und 18. Juni krankgemeldet, ein Donnerstag und ein Freitag. Bereits am 25. Juni erhielt sie Post von der Personalabteilung mit dem Vorwurf, dass sie die Krankheit vorgetäuscht habe. Als Beweis wurden Fotos von ihrem privaten Instagram-Account vorgelegt, die die Mitarbeiterin bei einem Hotelaufenthalt gemacht hatte. Unter anderem zu sehen ist ein gedeckter Frühstückstisch und ein Bootssteg.

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Brisant: Während die Mitarbeiterin nicht zu sehen ist, verschickte PWC aber als Beweis für die angebliche Krankheits-Vortäuschung auch Aufnahmen der halbnackten Tochter im Bikini beim Baden. Ebenfalls merkwürdig: Der Account sei geschützt gewesen, die Fotos also gar nicht für jedermann sichtbar, heißt es aus PWC-Kreisen. Dazu soll die Frau auch keine Kollegen in der Kontaktliste gehabt haben. Woher hatten die Wirtschaftsprüfer also die Fotos?

Eine der Aufnahmen, die der Mitarbeiterin nun zur Last gelegt werden
Eine der Aufnahmen, die der Mitarbeiterin nun zur Last gelegt werden

Auf Anfrage will PWC diese und andere Fragen nicht beantworten. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu einzelnen Mitarbeitern, so ein Sprecher.

Fakt ist: Die Mitarbeiterin soll sich nun bis Ende Juni zu den Vorwürfen äußern. "Wir möchten Ihnen Gelegenheit geben, sich zu den aufgezeigten Verdachtsmomenten zu erklären, da wir eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses, mithin eine außerordentliche, hilfsweise eine ordentliche Verdachtskündigung beabsichtigen", so die Drohung in dem Schreiben an die Frau, das Business Insider vorliegt. Sie selbst will sich auf Anfrage nicht zu dem Sachverhalt äußern.

Aus PWC-Kreisen heißt es, dass die Sache heikel sei. Denn die Fotos seien offenbar am Freitagnachmittag und am Samstag aufgenommen worden, also gar nicht während der üblichen Arbeitszeit. Zudem sei die Frau bislang nicht negativ in Erscheinung getreten. Allerdings pflege sie Kontakt zu früheren hochrangigen PWC-Mitarbeitern, die zur Konkurrenz gewechselt seien.

Für Arbeitsrechtler ist der Fall jedoch klar: Während einer Krankschreibung sei ein Erholungs-Aufenthalt im Hotel durchaus machbar. "Wer krankgeschrieben ist, den trifft eine Genesungsförderungspflicht. Das heißt: Solange man arbeitsunfähig ist, hat man alles zu unterlassen, was die Genesung verzögert. Was 'verboten' ist, hängt also von der Erkrankung ab: Ist medizinisch keine Bettruhe geboten, spricht nichts gegen den Besuch von Freunden — und bei einem Burnout kann eine Reise für die Gesundheit sogar genau richtg sein", so die Anwälte Pascal Croset und Inno Merkel von der Berliner Kanzlei Croset. Und auch Fotos vom privaten Instagram-Account als Beweis für arbeitsrechtliche Konsequenzen zu nutzen, sei nicht erlaubt, wenn diese durch die Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des Arbeitnehmers verschafft worden seien.