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Junge Biotechfirmen sorgen für Wachstum im Pharmamarkt

Die Corona-Pandemie hat die Branche zunächst gebremst. Doch 2021 dürften Covid-Impfstoffe und andere Innovationen für gute Zahlen sorgen.

Die Corona-Pandemie hat die Pharmaindustrie ins Rampenlicht gerückt. Immer deutlicher wird inzwischen, dass die Krise nur mithilfe der in der Branche neu entwickelten Impfstoffe bewältigt werden kann. Dennoch hat die Pandemie einen etwas zwiespältigen Einfluss auf die Pharmaindustrie. Von dem Covid-Impfstoff-Boom, der sich nun abzeichnet, werden vorerst nur einige wenige Unternehmen profitieren.

Dazu zählen vor allem Biotechfirmen wie Biontech, Moderna, Curevac und Novavax. Unter den „Big Pharma“-Konzernen sind bisher lediglich Pfizer als Partner von Biontech und Astra-Zeneca als Partner der Universität Oxford im Rennen. Welche Rolle die Impfstoff-Kandidaten von Johnson & Johnson und Sanofi spielen werden, ist bisher noch offen.

Im etablierten Pharmageschäft hat die Pandemie das Geschäft zunächst sogar gebremst. Denn vor allem die Verordnung etlicher Routine-Arzneien, aber auch die Nachfrage nach Krebsmitteln fiel 2020 niedriger aus als erwartet, weil Behandlungen aufgeschoben wurden und Menschen weniger zum Arzt gingen.

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Alles in allem hat die Pandemie nach Analystenschätzungen den Pharmasektor 2020 etwa einen Prozentpunkt Umsatzwachstum gekostet. Hinzu kamen weitere Belastungen wie Preisrückgänge im Chinageschäft und anhaltender Preisdruck im US-Generikasektor.

Deutlich betroffen von den Negativ-Faktoren waren unter anderem die US-Konzerne Pfizer und Merck & Co sowie in Europa Firmen wie Roche, Novartis und Sanofi. Aber auch für Bayer lief das Pharmageschäft mit gut zwei Prozent Umsatzrückgang in den ersten neun Monaten 2020 relativ schwach.

Für die führenden 20 börsennotierten Pharmakonzerne weltweit unterstellen Bankanalysten laut Bloomberg für 2020 insgesamt zwar ein Umsatzwachstum von etwa sechs Prozent auf gut 720 Milliarden Dollar. Allerdings sind darin auch größere Akquisitionseffekte enthalten, so etwa in Zusammenhang mit der Übernahme von Allergan durch Abbvie im Mai 2020 und die Übernahme von Celgene durch Bristol Myers-Squibb (BMS) Ende 2019.

Organisch dürften die Big-Pharma-Konzerne 2020 noch um etwa drei Prozent gewachsen sein. Deutlich günstiger könnte es nach Erwartung von Marktbeobachtern indessen für 2021 aussehen. Zum einen dürfte sich das Covid-Impfstoffgeschäft bei den führenden Akteuren, darunter Pfizer und Astra-Zeneca aufseiten der Big-Pharma-Konzerne, erstmals deutlich in den Geschäftszahlen niederschlagen.

Zum anderen rechnen Experten damit, dass sich die Verordnungen bei Routinebehandlungen nach und nach wieder normalisieren. Zugute kommen dürfte der Branche ferner eine anhaltend solide Innovationsbilanz sowie die Tatsache, dass im laufenden Jahr vergleichsweise wenige Patente auslaufen.

Das Analyseunternehmen Evaluate-Pharma geht davon aus, dass die Branche im laufenden Jahr um 6,4 Prozent zulegen kann. Ein ähnliches Wachstum unterstellen auch die von Bloomberg erfassten Analysten-Schätzungen für die großen Pharmakonzerne.

Das stärkste organische Wachstum unterstellen die Experten dabei für die britische Astra-Zeneca und den US-Konzern Eli Lilly. In den Prognosen für Astra-Zeneca spielt dabei weniger das potenzielle Impfstoff-Geschäft die zentrale Rolle, sondern vor allem die erfolgreichen Krebs- und Diabetesmittel.

Längerfristige Wachstumsphase in Sicht

Alles in allem zeichnet sich für die Pharmabranche nach Einschätzung von Evaluate-Pharma auch für die Folgejahre ein relativ kräftiges Wachstum von im Schnitt gut sieben Prozent pro Jahr ab. Der Medikamentenumsatz würde damit bis 2026 auf weltweit etwa 1,4 Billionen Dollar zulegen.

Grundlage für diese optimistische Einschätzung ist vor allem die gestärkte Innovationskraft der Branche. Haupttreiber sind dabei die stetigen Fortschritte in der Molekularbiologie und Genomforschung sowie junge Biotechfirmen, die dank dieser Technologien eine immer größere Rolle als Pharmainnovatoren, als Forschungspartner und auch als Akquisitionsobjekte für Big-Pharma-Konzerne spielen.

Die Zahl der Erstzulassungen für neue Medikamente liegt seit einigen Jahren bereits bei mehr als vier Dutzend und damit gut doppelt so hoch wie noch in den 2000er-Jahren. Dieser Trend bestätigte sich auch im vergangenen Jahr. So hat die US-Arzneimittelbehörde FDA 2020 inklusive der Covid-Impfstoffe von Biontech und Moderna insgesamt 55 neue Wirkstoffe zugelassen, rund ein Zehntel mehr als im Vorjahr.

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Das Innovationstempo in der Branche könnte sich nach manchen Schätzungen in den nächsten Jahren noch weiter beschleunigen. Die Analysten von Evaluate-Pharma etwa schätzen, dass in dem Zeitraum von 2020 bis 2026 insgesamt rund 530 neue Therapien eine Zulassung erhalten könnten.

Wachstumsstärkste Kategorie – sowohl was die Produktinnovationen als auch die Umsätze betrifft – dürfte dabei die Krebstherapie bleiben, mit einem Anteil von rund 30 Prozent an den erwarteten Neueinführungen. Gut ein Zehntel aller Produktinnovationen erwarten die Branchenanalysten im Bereich neurologischer Erkrankungen, gut sechs Prozent auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Schuppenflechte.

Das Umsatzwachstum im Onkologiebereich wird bei knapp zwölf Prozent pro Jahr erwartet. Die Gesamterlöse der Branche mit Krebsmitteln dürften sich damit bis 2026 auf mehr als 300 Milliarden Dollar verdoppeln.

Für das Impfstoff-Geschäft wird ein jährliches Wachstum von gut acht Prozent auf 56 Milliarden Dollar im Jahr 2026 unterstellt. Allerdings sind darin die sich abzeichnenden Verkäufe von Covid-Impfstoffen offenbar nur ansatzweise berücksichtigt.

Für das laufende Jahr jedenfalls zeichnet sich ab, dass Impfstoffe die mit Abstand wachstumsstärkste Kategorie der Branche sein werden. Allein die Produktionspläne von Biontech und Moderna laufen darauf hinaus, dass sich die globalen Impfstofferlöse der Pharmabranche auf mehr als 60 Milliarden Dollar verdoppeln könnten.

Immerhin wollen Biontech und ihr Partner Pfizer inzwischen zwei Milliarden Einheiten und Moderna rund eine Milliarde Impfstoff-Dosen produzieren. Bei Preisen von zehn bis 20 Dollar je Dosis könnten die beiden Entwickler auf einen Schlag Erlöse von mehr als 40 Milliarden Dollar einfahren.