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Cryan verkündet drastischen Gewinnrückgang

Deutsche Bank - Cryan verkündet drastischen Gewinnrückgang

Die Deutsche Bank hat schlimme Wochen hinter sich und die neuesten Geschäftszahlen werden Sorgen der leidgeprüften Investoren nicht zerstreuen können. Im zweiten Quartal erzielte das größte heimische Geldhaus nur einen minimalen Nettogewinn von 20 Millionen Euro. Das entspricht einer gerade noch wahrnehmbaren Eigenkapitalrendite von 0,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal verdiente die Bank unter dem Strich 818 Millionen Euro, in den ersten drei Monaten 2016 waren es 236 Millionen Euro.

Die Erträge schrumpften im Quartal um 20 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro, was das Institut auf ein schwieriges Marktumfeld, Unsicherheit nach dem britischen EU-Referendum und die niedrigen Zinsen zurückführt. Außerdem hatte die Bank auch bewusst Geschäftsbereiche geschrumpft. Das alles wirke sich vor allem auf die wichtige Kapitalmarktsparte (Global Markets), die Unternehmensfinanzierung und die Vermögensverwaltung aus. „Der anhaltende Umbau der Bank schlägt sich in unseren Ergebnissen nieder. Wir sind aber zufrieden mit unseren Fortschritten“, sagte Vorstandschef John Cryan. Der Brite führt das Institut seit etwas mehr als einem Jahr.

Das Vorsteuerergebnis in Höhe von 408 Millionen Euro für die Monate von April bis Juni liegt zwei Drittel unter dem Wert des Vorjahres. Die harte Kernkapitalquote kletterte leicht um 0,1 Prozentpunkt auf 10,8 Prozent. Analysten hatten eine Kernkapitalquote von 11,3 Prozent vorausgesagt. Mit dem Ergebnis nach Steuern trifft die Bank in etwa die Erwartungen der Experten. Sie hatten im Schnitt einen Nettogewinn von elf Millionen Euro prophezeit. Dennoch geriet der Kurs der -Aktie an der Frankfurter Börse am Morgen unter heftigen Druck. Die Titel gaben in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf knapp 12,20 Euro nach.

Der Gewinn kam aber nur zustande, weil von April bis Ende Juni kaum Rechtskosten anfielen. Im zweiten Quartal schlugen sie nur noch mit 120 Millionen Euro zu Buche - vor einem Jahr war es noch das Zehnfache. Dabei profitierte die Bank auch davon, dass die Manager-Haftpflichtversicherung einen kleinen Teil des Schadens erstattete, den der ehemalige Bankchef Rolf Breuer mit seinen Äußerungen über den Filmunternehmer Leo Kirch angerichtet hatte. Die Bank hatte in einem Vergleich mehr als 900 Millionen Euro gezahlt, um die jahrelange Auseinandersetzung mit Kirchs Erben beizulegen. Etwa ein Zehntel erstatteten die Versicherer.

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Finanzchef Marcus Schenck sagte am Mittwoch vor Analysten, die Bank gehe davon aus, dass sie ihre vier größten Auseinandersetzungen mit Klägern und Regulierern noch in diesem Jahr beilegen könne. Darunter seien die noch aus der Zeit der Finanzkrise stammenden Klagen des US-Justizministeriums wegen Hypothekenpapieren sowie die Geldwäsche-Vorwürfe wegen Aktiengeschäften mit dubiosen Kunden in Russland.

Insgesamt hatte die Deutsche Bank Ende Juni 5,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückgestellt, 100 Millionen mehr als drei Monate vorher. Im zweiten Quartal seien die meisten beigelegten Streitfälle durch Rückstellungen abgedeckt gewesen, erklärte das Institut. Die Ansprüche von Klägern, für die die Bank bisher kein Geld zurückgelegt hat, reduzierten sich um 500 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro.

„Beim Umbau noch ehrgeiziger werden“

Die Erträge waren in allen Konzernsparten rückläufig – außer bei der zum Verkauf stehenden Postbank. Im traditionell starken Handelsgeschäft litt das Geschäft aber noch stärker als von den Experten gedacht. Sie hatten für die Sparte Global Markets mit einem Vorsteuergewinn von 265 Millionen Euro gerechnet, tatsächlich erreichte die Bank lediglich 28 Millionen Euro. Im Vorjahr war es noch eine Milliarde Euro gewesen.

Erträge der Geschäftsfelder der Deutschen Bank (in Milliarden Euro)

2. Quartal 2016

Veränderung zu 2. Quartal 2015

Global Markets (Kapitalmarktgeschäft)

2,4

-28%

Corporate & Investment Banking

1,9

-12%

Private, Wealth & Commercial Clients

1,9

-11%

(ohne zum Verkauf stehenden Hua-Xia-Bank-Anteil: -5%)

Deutsche Asset Management

0,7

-8%

Postbank

0,9

13%

Begünstigt durch Verkauf der Beteiligung an Visa Europe

Dabei hatten die US-Rivalen die Messlatte im wichtigen Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren, Devisen und Derivaten hochgelegt. Konkurrenten wie JP Morgan und Goldman Sachs meldeten für die Frühjahrsmonate Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Der Handel mit Anleihen schrumpfte hingegen bei der Deutschen Bank, die Erträge schrumpften um fast ein Fünftel auf 1,8 Milliarden Euro.

Das Institut begründet dies mit der „Umsetzung der Strategie“, sich aus dem Handel mit besonders riskanten Verbriefungen sowie bestimmten Hypothekenpapieren zurückgezogen zu haben. Trotz des schweren Rückschlags will die Deutsche Bank die weltweite Nummer vier im Anleihehandel bleiben. Cryan warnt gleichzeitig: „Sollte das derzeit schwache wirtschaftliche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindigkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeiziger werden.“


Kapitalausstattung unter Druck

Zum Gewinneinbruch im zweiten Quartal trug auch bei, dass die Bank deutlich mehr Geld für faule Kredite zurücklegen musste. Die Risikovorsorge stieg deutlich auf 259 Millionen Euro und lag damit um 72 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Grund waren höhere Wertberichtigungen in der Schiffsfinanzierung wie auch im Metall- und Bergbausektor. Auch im Privat- und Firmenkundengeschäft sackte der Gewinn vor Steuern deutlich von 483 Millionen Euro auf nur noch 187 Millionen Euro ab.

Die Deutsche Bank hat turbulente Wochen hinter sich. Der US-Ableger fiel durch den Stresstest der Notenbank Fed, der Internationale Währungsfonds hat das Geldhaus als riskanteste Bank der Welt abgestempelt. Anfang Juli war der Börsenkurs auf ein Rekordtief von 11,22 Euro gefallen. Hedgefonds-Guru George Soros hatte zuvor 100 Millionen Dollar auf einen Einbruch der Aktie gewettet und von Investorenlegende Jim Rogers musste sich Deutschlands größte Bank sogar hässliche Vergleiche mit Lehman Brothers gefallen lassen.

Auch wenn das übertrieben sein mag, setzen einflussreiche Großinvestoren ein dickes Fragezeichen hinter Strategie und Geschäftsmodell der Bank. Auch die großen Ratingagenturen zweifeln am Umbau. „Wir sehen ein Risiko, dass es für die eine Herausforderung sein könnte, ihre Ziele im Rahmen der 'Strategie 2020' zu erreichen, wenn das operative Umfeld so widrig bleibt“, warnten die Analysten von S&P in dieser Woche und versahen das ohnehin schon mittelmäßige „BBB+“-Rating des Instituts mit einem negativen Ausblick.

Cryans größtes Problem ist die dünne Kapitaldecke. Immer wieder hat der Brite betont, dass das Geldhaus ohne weitere Kapitalerhöhung auskomme. Die Kernkapitalquote kletterte im zweiten Quartal leicht um 0,1 Punkte auf 10,8 Prozent. Zum Jahresende 2015 hatte sie aber 11,1 Prozent betragen. Das ist deutlich weniger, als die Aufseher mittelfristig sehen wollen und weit weg von den 12,5 Prozent, die das Institut selbst anpeilt.

Angesichts der immer härteren Anforderungen der Aufseher hatten die Experten von Morgan Stanley die Kapitallücke der Deutschen Bank zuletzt auf 8,9 Milliarden Euro beziffert. Vorstandschef Cryan hatte vor allem darauf gehofft, den bereits vereinbarten Verkauf der Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank vor Ende Juni abzuschließen. Der Deal soll jetzt im zweiten Halbjahr abgeschlossen sein und die Kapitalquote zumindest um 0,4 Prozentpunkte anheben.


Postbank steigert Gewinn deutlich

Ein Börsengang oder der Verkauf der Postbank war ein weiterer zentraler Baustein bei der Stärkung der Kapitaldecke. Die Analysten von Morgan Stanley warnen allerdings, dass die Trennung durch die Verunsicherung nach dem Brexit-Votum der Briten sehr viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich geworden ist. Deshalb hieß es auch in Finanzkreisen zuletzt, dass die Bank durchrechne, ob es sich lohnen könnte, die Bonner Tochter doch zu behalten und wieder voll in den Konzern zu integrieren.

5,5 Milliarden Euro hatte sich die Deutsche Bank die Postbank einst kosten lassen. Nach Analystenschätzungen steht das Geldhaus derzeit noch mit vier bis 4,5 Milliarden Euro in den Büchern. Die Experten sind sich aber sicher, dass sich eine solche Summe weder mit einem Börsengang noch mit einem Verkauf erzielen lässt, sie beziffern den Wert der Tochter eher in Richtung 2,5 Milliarden Euro. Deshalb müsste die Mutter den Wert des Ablegers vor der Abspaltung wohl nochmals kräftig abschreiben. Diese Abschreibungen würden die Kapitalpuffer aber noch weiter belasten. Im zweiten Quartal verdiente die Postbank 179 Millionen Euro vor Steuern und damit fast doppelt so viel wie im Vorjahresquartal. Die Bank profitierte allerdings von Einnahmen aus dem Verkauf von Anteilen an Visa Europe, die 104 Millionen Euro zum Ergebnis beitrugen.

Vorstandschef Cryan galt von Anfang an nicht als Fan des Postbank-Verkaufs, da die Mutter damit Marktanteile in einem Geschäft aufgibt, in dem Größenvorteile wichtig sind. In Bankkreisen heißt es, im Herbst oder spätestens im Frühjahr werde der Punkt kommen, an dem man sich entscheiden müsse. Wenn sich bis dahin keine ernsthaften Investoren zeigten, sei es gut möglich, dass man die Postbank behalte. Dabei hat die Bank die mühsame und kostspielige interne Abtrennung der Tochter erst vor wenigen Wochen abgeschlossen.

Bei dem Bonner Ableger geht man allerdings nach wie vor davon aus, dass alle Zeichen auf einem Börsengang im kommenden Jahr stehen. Entsprechend groß ist die Empörung über die Spekulationen über eine Reintegration. Zuerst kam die teure und mühevolle Integration, dann die Desintegration, und jetzt soll womöglich wieder die Integration kommen, was für ein Unsinn“, meint ein Postbanker. „Bei uns werden sie keinen finden, der sich noch einmal mit Begeisterung oder auch nur mit Wohlwollen für die Eingliederung in die engagiert“, meint ein anderer.

Schon Anfang 2016 hatte Cryan klargemacht, dass er die Zeit bis Ende Dezember vor allem für Aufräumarbeiten und für den Umbau nutzen will und die Investoren auf ein weiteres verlorenes Jahr eingestimmt. Der Topmanager machte eine interessante Gleichung auf – je schlechter das Ergebnis am Ende aussehe, desto schneller sei er mit der teuren Sanierung vorangekommen.

Jahresverlust ist wahrscheinlich

Im zweiten Quartal fielen 207 Millionen Euro an Kosten für die Restrukturierung an. Bislang kommt der Vorstandschef mit seinen Sparanstrengungen nicht so recht voran. Im zweiten Quartal musste die Bank 91 Cents ausgeben, um einen Euro einzunehmen, das ist noch einmal mehr als in den ersten drei Monaten 2016. Die Analysten sagen inzwischen für die Bank im Schnitt einen Zwölfmonatsverlust von 858 Millionen Euro voraus. Das wäre zwar deutlich weniger als das Rekordminus von 6,7 Milliarden Euro für 2015. Aber es läge auch deutlich über den leicht roten Zahlen, von denen Cryan bislang sprach.

Nach den Quartalszahlen wartet am Freitag bereits die nächste Prüfung auf die Deutsche Bank. Dann werden die Ergebnisse des diesjährigen europaweiten Stresstests veröffentlicht. Allein die italienischen Institute schieben noch einen Berg fauler Kredite von 360 Milliarden Euro vor sich her. Inzwischen ist eine Debatte zwischen der Regierung in Rom und der EU-Kommission über ein neues Rettungspaket entbrannt. Aber auch die deutschen Großbanken können sich nicht zurücklehnen. Schließlich tun sich auch die Deutsche Bank und die Commerzbank mit den strengeren Kapitalauflagen der Regulierer schwer.

KONTEXT

Zehn größte Banken Deutschlands (nach Bilanzsumme Ende 2015)

Platz 10

Postbank

Bilanzsumme: 149 Milliarden Euro

Platz 9

Helaba

Bilanzsumme: 172 Milliarden Euro

Platz 8

NordLB

Bilanzsumme: 182 Milliarden Euro

Platz 7

BayernLB

Bilanzsumme: 224 Milliarden Euro

Platz 6

Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)

Bilanzsumme: 234 Milliarden Euro

Platz 5

Hypovereinsbank

Bilanzsumme: 314 Milliarden Euro

Platz 4

DZ- und WGZ-Bank

Bilanzsumme: 498 Milliarden Euro

Davon entfallen etwa 400 Milliarden auf die DZ-Bank und ungefähr 95 Milliarden auf die WGZ-Bank. Am 19. November 2015 wurde bekannt, dass die beiden Genossenschaftsbanken fusionieren.

Platz 3

KfW-Bankengruppe

Bilanzsumme: 503 Milliarden Euro

Platz 2

Commerzbank

Bilanzsumme: 536 Milliarden Euro

Platz 1

Deutsche Bank

Bilanzsumme: 1.740 Milliarden Euro