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Joe Kaeser in der Krim-Krise

Es war eine kurze, aber willkommene Ablenkung von der Krim-Krise für Siemens-Chef Joe Kaeser. Am Dienstag war der Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong, samt Gattin zu Besuch in der Konzernzentrale. Anlass war die Eröffnung eines Digitalisierungszentrums in Singapur. Ein schöner Fototermin war das, und beide priesen die guten Chancen des südostasiatischen Stadtstaats im Zeitalter der Digitalisierung.

Doch das Thema Krim dürfte Kaeser schnell wieder eingeholt haben. Siemens hat einen Krisenstab eingesetzt, um das unschöne Thema in den Griff zu bekommen. Faktisch habe man eigentlich alles richtig gemacht, meint ein Insider - „und trotzdem läuft es falsch“. Die Affäre könnte sogar Auswirkungen auf andere Geschäfte von Siemens in Russland haben.

Die Krim wurde 2014 von Russland annektiert und unterliegt seither Wirtschaftssanktionen. Satellitenaufnahmen haben ergeben, dass wohl zwei Siemens-Gasturbinen in Richtung Krim verschifft wurden. Eigentlich gehörten sie zu einer Lieferung für ein Kraftwerksprojekt im südrussischen Taman. Auf die Krim wurden sie gegen den Willen von Siemens gebracht.

Seit Bekanntwerden des Schmiergeldskandals 2006 lautet die Devise bei Siemens „nur noch saubere Geschäfte“ – und daher will man keinesfalls gegen Sanktionen verstoßen. „Dieses Vergehen stellt einen klaren Bruch der Lieferverträge dar, die unserem Kunden eine Lieferung auf die Krim zweifelsfrei verbieten“, heißt es in München.

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Man erstatte Strafanzeige und werde auf Einhaltung der Verträge klagen. Das Ziel: Weitere Lieferungen auf die Krim sollen verboten, dorthin verbrachte Ausrüstung ins südrussische Taman zurückgebracht werden. Notfalls will Siemens auf eine Rückabwicklung des Vertrags drängen.

Rechtlich habe sich Siemens nichts zu schulden kommen lassen, meint ein Branchen-Insider. Doch der Technologiekonzern habe das Thema womöglich zu lange schleifen lassen. Das Problem habe sich seit Monaten abgezeichnet, Spekulationen gibt es schon länger. Daher gilt auch Siemens-Russland-Chef Dietrich Möller als angeschlagen.

Doch wie geht es jetzt weiter? So schnell, heißt es in Industriekreisen, könnten die Turbinen sicherlich nicht in ein neues Kraftwerk auf der Krim verbaut werden. Die Instandnahme sei knifflig, Siemens werde dabei und beim Service sicherlich keine Hilfe leisten. Doch auch künftige Geschäfte werden heikler. Die Task-Force soll nun alle Einheiten und Partner in Russland unter die Lupe nehmen, um zu verhindern, dass weitere Ausrüstung verschifft wird.

Womöglich sollen für einen Kraftwerksbau auf der Krim auch Teile anderer Hersteller eingesetzt werden. Auf den Satellitenbildern ist laut Industriekreisen weiteres Material unter anderem von US-Herstellern zu sehen, das möglicherweise in Sotschi nach den Olympischen Spielen abgebaut und auf die Krim transportiert wurde.


Siemens zeigt Partner an

Der weitere Umgang mit Russland ist für Siemens schwierig. Der Konzern ist in mehreren Gemeinschaftsunternehmen engagiert, die unter anderem Züge in Russland fertigen. Die vier Gasturbinen wurden von einem Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und der russischen Power Machines produziert, an dem Siemens die Mehrheit hält. Käufer war die russische Firma Technopromexport (TPE). Siemens hat nun Anzeige gegen das Unternehmen erstattet. Die Klage richte sich ausschließlich gegen TPE und Verantwortliche dieses Unternehmens und nicht gegen das Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gas Turbines Technologies LLC, stellte ein Siemens-Sprecher am Dienstag klar. Der Name des Joint Ventures, an dem Siemens die Mehrheit hält und das die Turbinen produziert hat, tauche in den Dokumenten des Moskauer Gerichts nur aus technischen Gründen auf.

Der Markt ist für einen Infrastrukturanbieter grundsätzlich interessant. So will Russland das Eisenbahnnetz und die Energieversorgung ausbauen. Daher hatte schon Kaesers Vorgänger Peter Löscher intensive Bande nach Russland geknüpft. Kaeser selbst war am Anfang der Krim-Krise zu einem lange geplanten Besuch zu Putin nach Moskau gereist – und war dafür kritisiert worden. Die Beziehungen zwischen Siemens und Russland hätten schon schwierige Zeiten überdauert, betonte Kaeser damals. Siemens machte zuletzt mehr als eine Milliarde Euro Umsatz in Russland im Jahr.

Doch auch wenn der Markt wichtig ist, will Siemens keinesfalls den Eindruck erwecken, dass man bei der Krimlieferung gemeinsame Sache mache. Auch deshalb das entschiedene Vorgehen. Die Lieferverträge verbieten laut Siemens eine Lieferung auf die Krim „zweifelsfrei“.

Es helfe nichts, nun Öl ins Feuer zu gießen, hieß es im Umfeld des Konzerns. Man müsse aber genau prüfen, was für Folgen der Fall auf das Verhältnis von Siemens und Russland hat. „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, heißt es. Man müsse „besonnen sein, aber auch konsequent“.