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Joe Kaeser bringt die „Healthineers“ an die Börse

Der Siemens-Konzern bereitet einen der größten Börsengänge in Deutschland seit Jahren vor: Vorstandschef will die Medizintechniksparte „Healthineers“ an die Börse bringen. Die hochprofitable Sparte kam zuletzt auf 13,8 Milliarden Euro Umsatz.

Kaeser hat die Nachricht zur Bilanz-Pressekonferenz in der neuen Konzernzentrale in München mitgebracht. Finanzvorstand Ralf Thomas betonte, das Geschäft solle „unter dem Dach von Siemens“ weitergeführt werden. Ein Vergleich mit der Lichttochter Osram, von der sich Siemens bis auf eine Restbeteiligung getrennt hat, sei falsch. Der Investitionsbedarf in der Branche sei groß, zudem müsse man auf Kundenbedürfnisse immer schneller reagieren.

Siemens will sich also mehr Flexibilität verschaffen. „Siemens Healthineers hat bereits Marktanteile gewonnen und verfügt über ein hervorragendes Portfolio an Spitzentechnologien, das wir weiter ausbauen“, sagte Kaeser. Einen Zeitpunkt für den Börsengang nannte Siemens nicht. Das hänge unter anderem vom Börsenumfeld ab.

Der Schritt kommt nicht überraschend. Siemens hatte die Sparte verselbstständigt, ein Börsengang galt als wahrscheinlichste Variante. Nach Informationen des Handelsblatts soll ein chinesischer Investor in einem Brief angefragt haben, ob die Medizintechnik zu kaufen sei. Er sei aber „abgeperlt“.

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Die Geschäfte bei Siemens liefen zuletzt trotz des schwierigen Umfelds gut – Kaesers Umbau zeigt Wirkung. Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2015/16, das am 30. September endete, um vergleichbar vier Prozent auf 79,6 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte ebenso stark auf 86,5 Milliarden Euro zu. „Das abgelaufene Geschäftsjahr war eines der stärksten in der Geschichte unseres Hauses, ohne Berücksichtigung von Beteiligungsverkäufen sogar das beste“, sagte Kaeser.

Im vergangenen Quartal, also dem Schlussquartal 2015/16 stieg der Siemens-Umsatz um drei Prozent auf 22 Milliarden Euro. Damit hat sich Siemens weiterhin besser geschlagen als viele Konkurrenten. So hatte der Erzrivale General Electric den Umsatz im Industriegeschäft im abgelaufenen Quartal auf organischer Basis um nur ein Prozent auf 24,2 Milliarden Dollar steigern können.

In der Öl- und Gassparte brachen die Erlöse sogar um ein Viertel auf knapp drei Milliarden Dollar ein. Auch die Aussichten sind nur durchwachsen, der Auftragseingang von GE sank auf organischer Basis um sechs Prozent. Als Folge senkte GE die Umsatzprognose für das Gesamtjahr leicht auf organisch zwei Prozent ab.

Auch der Schweizer ABB-Konzern hatte mit dem schwierigen Umfeld zu kämpfen. Der Umsatz stagnierte im dritten Quartal bei 8,2 Milliarden Dollar, der Auftragseingang brach sogar um 13 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro ein. ABB-Chef Ulrich Spiesshofer sprach von „erheblichen makroökonomischen Unsicherheiten“.

Der Umbau Kaesers zahlt sich bislang aus. Nach der Machtübernahme hatte der Ex-Finanzvorstand die Strukturen verschlankt und unter anderem die Ebene der vier Sektoren (Industrie, Energie, Infrastruktur und Medizintechnik) komplett abgeschafft. Ziel war vor allem mehr Kundennähe. Zudem bekam Kaeser die alte Siemens-Krankheit – hohe Sonderbelastungen bei schlecht gemanagten Großprojekten – bislang gut in den Griff.


Trump als US-Präsident verunsichert die Branche

Auch bei der Entwicklung der Profitabilität steht Siemens daher im Vergleich zur Konkurrenz derzeit recht gut da. Das operative Ergebnis des industriellen Geschäfts stieg im Geschäftsjahr um 13 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Die Ergebnismarge, wichtige Kennziffer intern wie auch bei Analysten, verbesserte sich von 10,1 auf 10,8 Prozent. Der Gewinn nach Steuern sank wegen Sondereffekten im Vorjahr um knapp ein Viertel auf 5,6 Milliarden Euro. Im Schlussquartal des Geschäftsjahres verbesserte sich der Gewinn um 18 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Ein Blick auf die Zahlen der Konkurrenz: Bei GE sank der Nettogewinn im Quartal um knapp ein Fünftel auf rund zwei Milliarden Dollar. ABB verzeichnete Fortschritte bei der operativen Profitabilität, der Nettogewinn sank im dritten Quartal aber leicht auf 568 Millionen Euro.

Die Aussichten für die Branche sind mit der Wahl s zum US-Präsidenten nicht besser geworden, die Unsicherheit dürfte noch eine Weile anhalten. Was tun? ABB-Chef Spiesshofer hatte bereits die Devise ausgegeben: „Wir führen das Unternehmen weiterhin diszipliniert.“

Auch Siemens gab sich beim Ausblick vorsichtig. „Aufgrund des komplexen geopolitischen Umfelds gehen wir weiterhin von Gegenwind für das Wirtschaftswachstum und das Investitionsklima aus.“ Daher erwarte Siemens im neuen Geschäftsjahr „ein geringes Wachstum der Umsatzerlöse“. Üblicherweise bedeutet dies ein Plus von ein bis zwei Prozent. Die Ergebnismarge im operativen Geschäft soll bei 10,5 bis 11,5 Prozent liegen.

KONTEXT

Was mal alles Siemens war

Ein Konzern im steten Wandel

Was hat Siemens nicht schon alles hergestellt. Telefone, Computer, Halbleiter oder Geldautomaten. Der Konzern, 1847 als Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske in Berlin gegründet, hat sich seither gründlich und stetig gewandelt. Geschäfte kamen hinzu, andere verschwanden. Die Liste prominenter Abgänge ist lang. Eine Auswahl früherer Siemens-Geschäfte.

Halbleiter

Die heftigen Turbulenzen auf dem Markt veranlasste Siemens, das Geschäft abzuspalten - der Halbleiterhersteller Infineon wurde 1999 an die Börse geschickt.

Telekommunikation

Zwar war Siemens als Telegraphen-Hersteller gegründet worden, doch der rasche Wandel auf dem Telefonmarkt überforderte den Konzern. Lange bevor Nokia den Anschluss an Apple auf dem Handymarkt verlor, musste Siemens Mobile trotz zunächst großer Erfolge einst Nokia ziehen lassen. Das Geschäft mit Mobiltelefonen gab Siemens 2005 an den BenQ-Konzern ab. Nur wenig später musste der die Produktion einstellen. Das Geschäft mit schnurlosen Telefonen für daheim verkaufte Siemens 2008 an Arques.

Netzwerke

Auch das Ausrüstungsgeschäft für Netzwerke trennte Siemens heraus und brachte das Geschäft 2007 in eine gemeinsame Firma mit Nokia unter dem Namen NSN ein.

Computer

Unter dem Namen Siemens Nixdorf baute Siemens einst nicht nur Geldautomaten, sondern auch Computer. Diesen Teil brachte Siemens in ein Joint Venture mit dem japanischen Hersteller Fujitsu ein und zog sich 2009 daraus zurück. Die Sparte mit Kassensystemen und Geldautomaten wurde zehn Jahre zuvor an Investoren verkauft und wurde 1999 als Wincor Nixdorf weiter geführt und an die Börse gebracht.

Auto

Wechselvoll ist auch die Geschichte, die Siemens als Autozulieferer erlebt hat. So hat der Konzern 2001 den Zulieferer VDO übernommen und mit dem eigenen Autogeschäft zusammengeführt. Nach einer Ein- und wieder Ausgliederung sollte VDO eigentlich an die Börse gebracht werden, ging aber dann 2007 im Wege eines Verkaufs an den Autozulieferer Continental.

Licht

Osram ist das jüngste Beispiel für ein Modell der Trennung. Das traditionsreiche Licht-Unternehmen gehörte lange zu Siemens. Angesichts milliardenschwerer Herausforderungen, etwa für die Entwicklung neuer Produkte nach dem Aus für die Glühbirne, wollte Siemens die Tochter mit einem Börsengang in die Freiheit entlassen - und dafür Milliarden einsammeln. Das klappte nicht, stattdessen buchte Siemens seinen Aktionären Osram-Aktien ins Depot, ein Börsengang light sozusagen. Seit 2013 ist Osram selbstständig.