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Joe Kaeser überbietet die Konkurrenz

Gerade erst hat Siemens-Chef die hochmoderne neue Konzernzentrale eröffnet. Und auch mit den Zahlen kann er nun glänzen. In einem schwierigen Umfeld konnte Siemens den Umsatz und den Gewinn im industriellen Geschäft deutlich steigern. Als Folge hob Kaeser die Prognose für das Gesamtjahr an.

Das Umfeld für die Investitionsgüterindustrie ist derzeit schwierig. In vielen wichtigen Märkten schwächelt die Konjunktur. Hinzu kommen als Herausforderung für Konzerne wie Siemens und General Electric die anhaltend niedrigen Ölpreise, die sie gleich doppelt trifft: Die Förderer investieren weniger in neue Anlagen, zudem geben die Förderländer weniger Geld für neue Infrastruktur aus.

Dennoch gelang es Siemens im abgelaufenen Quartal, den Umsatz um fünf Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zu steigern. Auf bereinigter Basis fiel das Plus sogar noch stärker aus. Die meisten Konkurrenten hatten das nicht geschafft. Das operative Ergebnis im industriellen Geschäft legte um 20 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Auch die Ergebnismarge von 10,8 Prozent kann sich sehen lassen. Im gesamten Geschäftsjahr 2015/16, das am 30.September endet, strebt Siemens zehn bis elf Prozent an.

Konzernchef Kaeser zeigte sich zufrieden. „Ich bin stolz auf mein weltweites Team, das besonders beim Wachstum in einem immer schwieriger werdenden Marktumfeld eine hervorragende Leistung abgeliefert hat“, sagte er.

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Der frühere Finanzvorstand Kaeser hatte vor drei Jahren die Führung des Technologiekonzerns übernommen. Mit seiner „Vision 2020“ will er den Rückstand in Sachen Profitabilität und Wachstum auf die besten Konkurrenten aufholen und diese wenn möglich überholen. 2016 nannte er in seinem Programm das „Jahr der Optimierung“. Er versprach, dass der chronisch wachstumsschwache Konzern wieder auf Wachstum umschaltet.

Im vergangenen Quartal ist das wieder gelungen.


„Die Anspannung muss hoch bleiben“

Die gute Auftragslage spricht dafür, dass das noch eine Weile so bleibt. Vor allem Großaufträge in Europa und Amerika ließen den Auftragseingang um sechs Prozent auf 21,1 Milliarden Euro steigen. Da die neuen Aufträge höher waren als der Umsatz, sollte der Konzern weiter wachsen.

Nach dem starken Quartal hob die Prognose für das laufende Jahr erneut an. Beim Gewinn nach Steuern erwartet Siemens nun ein Ergebnis von 6,50 bis 6,70 Euro je Aktie. Zuletzt hatte Kaeser 6,00 bis 6,40 Euro in Aussicht gestellt. Bei der operativen Umsatzrendite rechnet Kaeser im Gesamtjahr weiterhin mit zehn bis elf Prozent.

Fortschritte machte Siemens auf breiter Front. Die meisten Divisionen verbesserten ihre Margen. Bei den sehr ertragsstarken Sparten Medizintechnik und Digitale Fabrik ging es leicht nach unten. Sorgenkind ist aber in erster Linie die Division Prozessindustrie und Antriebe. Diese leidet zum einen unter den niedrigen Ölpreisen, weil sie viele Öl- und Gasförderer mit Antrieben beliefert. Hausgemachte Probleme kommen noch hinzu.

Im dritten Quartal sanken die Erlöse in der Sparte um sieben Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis ging um 43 Prozent auf 101 Millionen Euro zurück. Die Division lag als einzige deutlich unter den mittelfristigen Renditezielen. „Anhaltende Schwäche im Öl- und Gasmarkt sowie in anderen rohstoffnahen Märkten führt zu Überkapazitäten, die das Ergebnis zurückgehen lassen“, heißt es im Quartalsbericht. Siemens hatte einen Stellenabbau in der Sparte angekündigt.

Das ist derzeit eines der wenigen Themen, das die ansonsten gute Stimmung im Konzern drückt. Die neue Konzernzentrale wird gut angenommen. Die Start-up-Atmosphäre, die der Neubau im Herzen von München ausstrahlt, hat auch zu einer Lockerung der Kleiderordnung geführt. Krawatten sieht man in den lichten Gängen und Großraumbüros nur noch selten.

Man müsse nun vor allem aufpassen, dass die Anspannung trotz der Fortschritte hoch bleibt, sagt ein Insider. Denn Siemens entwickelt sich zwar derzeit teilweise besser als die Konkurrenz. Doch sind die besten Wettbewerber auf vielen Feldern teilweise noch immer profitabler. Es ist noch ein Stück zu gehen auf dem Weg zu Kaesers „Vision 2020“.

KONTEXT

Das sind die größten Baustellen von Siemens

Energiesparte

Hier hat Siemens den Trend zu dezentralen Lösungen verpasst. Die Münchener ließen sich für ihre riesige Weltmeister-Gasturbine der H-Klasse feiern. Doch in Zeiten der Energiewende waren vor allem kleine Modelle gefragt, die die Konkurrenz im Portfolio hatte. Auch in Sachen Innovationskraft verlor Siemens den Anschluss. Mit teuren Akquisitionen, einem Stellenabbau und mehr Investitionen in Forschung & Entwicklung versuchen Joe Kaeser und Energievorstand Lisa Davis gegenzusteuern.

Wachstumsschwäche

Vor einer guten Dekade war Siemens doppelt so groß wie BMW. Inzwischen ist der Autobauer an dem Technologiekonzern vorbeigezogen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen trennte sich Siemens immer wieder von Geschäftssparten, ohne im gleichen Maß zuzukaufen. Zudem war Siemens auch organisch in den meisten Jahren wachstumsschwach und fiel hinter die besten Konkurrenten zurück. Kaeser setzt auf mehr Innovationen und einen besseren Kundenzugang. Ab dem Geschäftsjahr 2016 soll Siemens schneller wachsen als die Wettbewerber.

Ertragsschwäche

Kaesers Vorgänger Peter Löscher wähnte Siemens schon in der Champions League der weltbesten Unternehmen. Doch nach einem Zwischenhoch bröckelten die Renditen wieder ab. Für das Geschäftsjahr 2014/15 hatte Kaeser eine operative Umsatzrendite von zehn Prozent im Industriegeschäft versprochen. Angesichts der Kosten für den Umbau ist das ordentlich. Doch die besten Konkurrenten wie General Electric sind in vielen Bereichen besser. Durch kürzere Hierarchiewege, eine Sanierung der renditeschwachen Bereiche und den Abbau von Stellen will Kaeser mit seiner "Vision 2020" Boden gut machen.

Dresser-Rand

Der Kauf des US-Kompressorenherstellers für zunächst 7,6 Milliarden Dollar war einer der größten Zukäufe in der Unternehmensgeschichte. Kaeser hatte sich, auch von seinem Vorgänger Peter Löscher, in einen Bieterwettbewerb treiben lassen. Doch seit der Übernahme ist der Ölpreis drastisch gefallen, die Förderer stellen ihre Investitionen zurück. Der Kaufpreis war im Nachhinein viel zu hoch. Nun muss Kaeser auf eine Erholung der Ölpreise hoffen und Dresser-Rand wenigstens erfolgreich integrieren.

Autor: ax