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Jochen Schweizer will seine Erlebnis-Arena ausbauen

Der Unternehmer will die Erlebniswelt in München zu einer Mehrtagesdestination für Firmen ausbauen. Voll ins Risiko geht Schweizer dabei aber nicht mehr.

400 Firmenveranstaltungen jährlich zählt Schweizer eigenen Angaben zufolge in seiner Arena. Foto: dpa
400 Firmenveranstaltungen jährlich zählt Schweizer eigenen Angaben zufolge in seiner Arena. Foto: dpa

Sein ganzes Leben lang ist Jochen Schweizer ans Limit gegangen. Einst stürzte sich der Extremsportler an einem Bungeeseil hängend aus dem Hubschrauber und rauschte mehr als einen Kilometer in die Tiefe. Voller Tatendrang ist der Unternehmer auch mit 62 Jahren noch. Sein Risiko aber wägt er heute sehr genau ab.

Das zeigt sich in diesen Tagen an der Erweiterung seiner Erlebniswelt südlich von München. 400 Firmenveranstaltungen jährlich zählt Schweizer eigenen Angaben zufolge in seiner Arena. Die Betriebe tagen und schlemmen bei ihm, vor allem aber buchen sie, um die Teams zusammenzuschweißen.

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Schweizer lockt die Leute mit einer künstlichen Welle aufs Surfbrett, er lässt sie im Windkanal schweben und im Klettergarten in schwindelnde Höhen aufsteigen. All das reicht ihm aber nicht. „Die Unternehmen sollen mehrere Tage bei uns bleiben“, findet Schweizer. Wenn alles so kommt wie geplant, wird sich die „Jochen-Schweizer-Arena“ daher in den nächsten Jahren zum „Jochen-Schweizer-Quartier“ wandeln, mit einem angrenzenden Hotel, Apartments, Büros und Eventflächen.

Das alles baut der umtriebige Macher aber nicht selbst. Einerseits sei er zu alt, ein auf viele Jahre angelegtes Immobilienprojekt umzusetzen, meint Schweizer. Andererseits fehle ihm schlicht das Know-how als Hotelier.

Mit Art-Invest Real Estate hat er deshalb einen Partner an Bord genommen, der das Vorhaben umsetzt – nach den genauen Vorstellungen Schweizers, versteht sich. Ein Jahr lang habe er darüber verhandelt, erläutert der Unternehmer. Am Geld hätte es sicher nicht gemangelt.

Neues Business mit Edeka

Vor knapp drei Jahren hat der dynamische Selfmade-Millionär sein Geschäft mit Erlebnisgutscheinen an Pro Sieben Sat 1 verkauft. 97 Millionen Euro bekam er dafür von dem Medienkonzern. Die Rechte an seinem Namen behielt Schweizer größtenteils. Und damit verdient er weiterhin kräftig.

Denn mit dem Lebensmittelhändler Edeka treibt Schweizer gerade parallel ein ganz anderes Business voran. Die Genossenschaft brachte im Herbst sogenanntes „Inspirational Food“ in die Regale, leicht ausgefallene Artikel unter dem Label Jochen Schweizer. Sein Konterfei ist auf den Packungen zu sehen.

Da ist Reis der Sorte „Pink Basmati Rote Beete“ erhältlich, da gibt es Jackfruit-Chips oder auch Müsli der Geschmacksrichtung „Fruity Paleo Mix“. Für Schweizer ist das ein Geschäft nahezu ohne Risiko, denn das trägt die Handelskette. Aber er verdient daran und kann mitreden, denn ohne seine Zustimmung geht nichts.

Wobei beide Seiten durchaus zufrieden zu sein scheinen. Demnächst wird ein weiteres Dutzend unterschiedliche Nahrungsmittel des Labels Jochen Schweizer die Edeka-Geschäfte zieren. Es ist kein Zufall, dass Edeka den Namen Schweizer nutzt. Der ehemalige Stuntman ist nicht zuletzt durch seine TV-Auftritte in der Start-up-Show „Höhle der Löwen“ des Senders Vox bekannt geworden.

Und vor zwei Jahren veranstaltete er in seiner eigenen Sendung „Der Traumjob“ auf Pro Sieben eine Art Casting für eine Stelle als Geschäftsführer in einer Firma seiner Gruppe. Die Strategie geht nach Ansicht von Experten auf.

„Der Name Jochen Schweizer und sein damit einhergehendes positives, mit Abenteuern assoziiertes Image besitzen eine enorme Zugkraft“, erklärt Professor Axel Gruner von der Fakultät für Tourismus der Hochschule München. Zudem sei Schweizer ein „hervorragender Geschäftsmann und Netzwerker“. Mit seiner Arena und dem neuen, angeschlossenen Quartier gehe Schweizer den richtigen Weg.

Deutschland sei eine Erlebnisgesellschaft, meint Gruner. „Der Trend zum Eskapismus“, also zur Flucht aus dem Alltag, werde sich verstärken. Drei Faktoren seien entscheidend für den Erfolg des Quartiers, sagt der Fachmann.

Erstens: Attraktionen, die einzigartig sind. Zweitens: Illusionen und inszenierter Kulissenzauber, die eine Imagination schaffen, die so realistisch wie möglich sein sollte. Drittens: Bei der Planung und Kontrolle der Konzepte sei Perfektion gefragt, es gelte das Null-Fehler-Prinzip. All dies beherzige Jochen Schweizer. Daher sei zu erwarten, dass er „auf dem in Deutschland prosperierenden Tagungs-, Incentive- und Eventmarkt erfolgreich sein wird“.

Mit Mistelzweigen fing es an

Zudem dürfte die Destination auch für Kunden aus Österreich und der Schweiz interessant sein. Geschäftstüchtig war Schweizer schon früh. Als Zehnjähriger habe er gesehen, für welch stolzen Preis sich silberne Mistelzweige auf Weihnachtsmärkten verkaufen lassen, erzählte er einmal. Also kletterte er auf Bäume, erntete Misteln und sprühte sie silbern an.

Später machte er das Bungeespringen hierzulande bekannt. Heute gehört ihm neben der Arena eine ganze Reihe von Unternehmen, eine Gesellschaft für Rundflüge mit dem Hubschrauber etwa und auch eine Showagentur. An seinem ehemaligen Kerngeschäft mit Erlebnisgutscheinen ist Schweizer nach wie vor beteiligt. Er hält 10,2 Prozent der Anteile an der Jochen Schweizer Mydays Holding.

Das ist jene Gesellschaft, in die Pro Sieben Sat 1 im Sommer 2017 ihre Neuerwerbung Jochen Schweizer einbrachte. Die Beteiligung kostete den Unternehmer damals 17,5 Millionen Euro. Das ist auch für Schweizer eine Menge Geld. Entsprechend engagiert sei er immer noch bei der Sache, heißt es im Umfeld der Münchener Firma.

Ein ganz pflegeleichter Minderheitsgesellschafter sei er jedenfalls nicht, mitunter sei er sogar sehr unbequem. Gleichwohl, bei Pro Sieben Sat 1 verlieren sie kein schlechtes Wort über den Namensgeber, sein Rat wird dem Vernehmen nach durchaus geschätzt.

Bis das Jochen-Schweizer-Quartier steht, wird noch einige Zeit vergehen. Momentan parken die Besucher auf dem Grundstück neben der Arena, dort stapeln sich Bürocontainer von Schweizers Firma. Der Namensgeber wartet aber nicht einfach ab, bis die Bagger anrücken. Schweizer ist ständig in Bewegung.

Der frühere Extrem-Kajakfahrer und Buchautor hält viele Vorträge, in diesen Tagen vermehrt vor Kaufleuten seines Partners Edeka. Schweizer gefällt sich in der Rolle des Motivators: „Es macht mir Spaß, Gelerntes weiterzugeben.“

Für nächsten Herbst und Winter tüftelt Schweizer derzeit zudem an einem neuen Format in seiner Arena. „Das ist der coolste Platz überhaupt für eine Dinner-Show“, brüstet sich der sportliche Schweizer. Die Gäste des Varieté-Events sollen nicht stundenlang an einer langen Tafel schmoren.

Vielmehr dürfen sie umherlaufen, zur stehenden Welle und dem Windkanal gehen, die Artisten bestaunen und nebenher Leckereien genießen. Da Schweizer gleichzeitig ein überaus geschäftstüchtiger Mensch ist, hat er mit dem Ticketverkauf schon längst begonnen. Nur übernachten können seine Gäste bei ihm noch nicht. Aber das wird sich ja bald ändern.