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„Ein Job, der unglücklich macht, ist verschenkte Lebenszeit“

Diese Frau kümmert sich bei BMW darum, dass der Sprachassistent im Auto unsere Sprache versteht. Davor war Marion Sardone die deutsche Stimme von Microsofts Cortana.

BMW Intelligent Personal Assistant: Character   &   Content International. Sardone kümmert sich bei dem Münchner Autokonzern um den digitalen Assistenten im Auto. (Credit: PR) Foto: dpa
BMW Intelligent Personal Assistant: Character & Content International. Sardone kümmert sich bei dem Münchner Autokonzern um den digitalen Assistenten im Auto. (Credit: PR) Foto: dpa

Auf Marion Sardones Visitenkarte steht: BMW Intelligent Personal Assistant: Character & Content International. Was das bedeutet? Sardone kümmert sich bei dem Münchner Autokonzern um den digitalen Assistenten im Auto. Wie er heißt, beantwortet die KI-Expertin auf ihrem Twitter-Kanal: „Nun, das könnt ihr selbst entscheiden: 'Hey BMW' funktioniert immer, aber ihr könnt zusätzlich einen eigenen Namen aussuchen z.B. 'Hey Schorsch' oder 'Hey Flügelflitzer.'“

Mit dem smarten Assistenten lassen sich Fahrzeugfunktionen regeln. Von der Sitzheizung bis hin zu Fragen, wie man das Wischwasser nachfüllen kann, reicht das Spektrum. Was die ehemalige Microsoft Cortana Deutschland-Verantwortliche antreibt? „Authentizität, Werte, Haltung.“ 2019 wurde Sardone als Mitglied in die Vordenker-Community aufgenommen, eine Initiative des Handelsblatts und der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG).

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Liebe Frau Sardone, wie wird man Persönlichkeitsdesignerin?
Nach meinem Abitur habe ich Sprachwissenschaften, Politik und Informatik in München und Barcelona studiert und habe meine Magisterarbeit bereits über das Thema „Sprache und Identität“ geschrieben. Gleich danach bin direkt bei Microsoft als Terminologin eingestiegen und war dort im Laufe der Jahre in verschiedenen Bereichen, bevor ich dort 2015 ins Team der digitalen Assistentin Cortana gewechselt bin. Und seit September 2018 bin ich in einer ähnlichen Funktion bei BMW im Team des BMW Intelligent Personal Assistant.

Wissen Sie noch, was Sie werden wollten, als Sie klein waren?
Ich wollte zuerst Tierärztin werden, und dann Richterin. Von ersterem hat mich mein Opa, der einen Bauernhof hatte, mit sehr anschaulichen Praxisbeispielen abgebracht. Von zweiterem ein Jugendrichter aus dem damaligen Umfeld meiner Eltern, der durch seinen Berufsalltag sehr zynisch wurde. Das hat mich nachhaltig abgeschreckt.

Wie fängt Ihr Tag an?
Bei dem Bild von Lerchen und Eulen bin ich eher die Eule. Wenn mein Wecker zwitschert (ja, zwitschert) muss ich immer noch mindestens zweimal auf Schlummern drücken, bis ich aus dem Bett komme. Dann wecke ich die kleinen Gangster, wie sie sich selbst nennen. Nach dem Frühstück winke ihnen noch hinterher, und nehme mir erst dann Zeit für mich und die Arbeit.

Was machen Sie morgens als erstes im Büro?
Ich habe kein Morgenritual in dem Sinne. Und um ehrlich zu sein, kann ich Rituale nicht besonders gut leiden, das hat für mich etwas Eingefahrenes, Statisches. Meistens packe ich meinen Laptop in die Dockingstation und lege los. An anderen Tagen starte ich gleich morgens ins Meeting oder halte erst einmal ein kleines Pläuschchen mit Kollegen.

Was sind Ihre Stärken?
Ich bin ein sehr zuversichtlicher Mensch, auch wenn es noch so schwierig scheint. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, mich auf Kompromisse einzulassen. Klar gibt es auch bei mir Momente, in denen ich echt frustriert bin, aber ich bin den Menschen überwiegend wohlgesonnen, versuche mich auf sie einzulassen und Lösungen zu finden, mit denen alle einigermaßen leben können.

Haben Sie ein persönliches Motto, das Sie antreibt und motiviert?
Alles wird gut. Mein unerschütterlicher Optimismus hat mir schon durch manch tiefe Täler geholfen. Ich mag Menschen, ich glaube an das Glück der kleinen Dinge und kann ganz gut unterscheiden, was es wert ist, sich aufzuregen und was nicht. Damit meine ich, dass ich mich über Unwichtiges wie offene Zahnpastatuben einfach nicht aufregen kann.

Wenn Sie Leiter der Bill Gates Foundation wären, die finanziellen Mittel jedoch nur für ein einziges Anliegen verwenden könnten, welches wäre es?
Da bin ich ganz bei Melinda Gates: Frauen bzw. Geschlechtergerechtigkeit. Frauen sind der Schlüssel zu besserer Familienplanung, zu höherem Familieneinkommen durch mehr Bildung, und zu mehr Selbstständigkeit. Und das auch noch nachhaltig, denn die Kinder tragen diese Erfahrung fort.

Bitte ergänzen Sie den Satz: Ich unterstütze meine Mitarbeiter (Nachwuchskräfte, KollegenInnen) in schwierigen Situationen, indem…?
… ich einfach nur zuhöre, Fragen stelle und dann vielleicht davon erzähle, wie Menschen in meinem Umfeld oder ich selbst in einer ähnlichen Situation damit umgegangen sind.

Ein No-Go im Umgang mit Mitarbeitern ist für mich…?
Oh, da gibt es Vieles, aber die für mich Schlimmsten sind die Despoten: Kleinmacherei, Misstrauen und Unberechenbarkeit.

Wenn Sie ein Buch schreiben müssten: Wovon würde es handeln?
Leider hat Jan Weiler das Buch schon geschrieben – meines hätte geheißen: Franco, ihr schmeckt’s nicht! Mein Mann kommt aus Italien, lustigerweise aus der Nähe des Ortes, wo „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ gedreht wurde. Ich habe wirklich viele ähnliche Momente mit seiner Familie erlebt, wie Jan Weiler sie im Buch beschreibt. Klar beschreibt er sie etwas zugespitzt, aber den Kern trifft er, preciso.

Welches Tool ist bei der Arbeit für Sie unverzichtbar?
Skype. Unverzichtbar wenn man mit Kollegen rund um den Globus in Kontakt ist, oder auch mal Homeoffice macht.

Ihr persönlicher Produktivitätskiller?
Unreflektiertheit und Bewahrermentalität. Das würgt jede Weiterentwicklung ab.

Her mit dem Geld: Ihr Ratschlag an Kollegen/Innen für Gehaltsverhandlungen?
Wenn man an der persönlichen Schmerzgrenze angelangt ist und denkt, mehr als die Summe X kann ich nicht verlangen, einfach 20 Prozent draufschlagen. Tut weh, aber lohnt sich.

Der größte Benefit, den Sie bisher aus einem Ihrer Netzwerke gezogen haben?
Ich habe wunderbare Menschen aus anderen Bereichen kennengelernt und daraus viele kleine Inspirationen gezogen, bei jedem einzelnen Treffen. Den ganz großen Wurf suche ich gar nicht, oftmals reichen schlichte Dinge, die man im Alltag sofort umsetzen kann. Mir sagte mal jemand auf einem Netzwerktreffen: „Ich ziehe mich auf Veranstaltungen nie Business-konform in blau oder schwarz an. Mein Style ist Ausdruck meines Querdenkertums.“ Das fand ich großartig und hat mich nachhaltig inspiriert.

In Konfliktsituationen bin ich…?
… lösungsorientiert.

Pannen sind…?
… aushaltbar und schnell vergessen.

Auf welche Fehlentscheidung hätten Sie rückblickend trotzdem gerne verzichtet?
Rückblickend gab es keine, die ich im Nachhinein bereue. Auch aus den meisten schiefen Entscheidungen ist im Nachhinein Gutes entstanden, das ich nicht missen wollte.

Wenn ich mich bei Ihren Freunden erkundigen würde: Für welche alternativen Karriereoptionen wären Sie geeignet?
Ich lese wahnsinnig gerne Geschichten vor, mit verschiedenen Stimmen und viel Emotionen. Vielleicht steckt eine Synchronsprecherin in mir.

Wie gehen Sie mit Stress um?
Das Wichtigste für mich: nicht Tag und Nacht E-Mails checken. Ich kann zuhause mit der Familie wirklich gut abschalten, meine Kinder erden mich sehr. Oft vergesse ich schon nach einem verlängerten Wochenende mein Kennwort.

Sie merken, dass Sie unglücklich sind in Ihrem Job. Was tun Sie?
Erst einmal würde ich versuchen, in mich zu gehen und konkret herauszufinden, woran es liegt. Sind es lähmende Arbeitsweisen, würde ich ins Gespräch mit den Betreffenden gehen und versuchen, etwas zu verändern. Manchmal braucht man dafür ein paar Alliierte. Bin ich mit dem Unternehmen im Großen und Ganzen im Reinen und es liegt am aktuellen Fokus, oder am Vorgesetzten, so würde ich mich innerhalb des Unternehmens umorientieren, eventuell über mein Netzwerk, und intern eine andere Position suchen. Ist aber überall der Wurm drin, ist die Unternehmenskultur toxisch geworden, hab ich plötzlich unerträgliche Aufgaben und vielleicht auch noch einen cholerischen Vorgesetzten, dann nichts wie weg. Ein Job, der 8 Stunden täglich unglücklich macht, ist verschenkte Lebenszeit. Dann kommt mein Netzwerk ins Spiel.

Ein Satz, den eine gute Führungskraft niemals sagen würde…?
Schön, dass du noch Visionen hast.

Anderen Chefs würde ich gerne sagen, …
... dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen können. Alles andere würde bedeuten, dass sie einen Fehler bei der Einstellung gemacht hätten.

Wie schalten Sie abends ab und wann gehen Sie ins Bett?
Ich brauche abends noch eine Stunde für mich, auch wenn es noch so spät wird. Dann lese ich, schaue fern oder krame vor mich hin. Das gibt mir die nötige Ruhe, um so gegen Mitternacht ins Bett zu gehen. Oder später. Eule eben.

Frau Sardone, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

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