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Japans Großbanken trotzen Coronakrise mit Gewinnprognosen

Auch Japans Banken leiden unter der Pandemie und erwarten deutlich höhere faule Kredite. Aber für 2020 versprechen sie Profite und stabile Dividenden.

Japans große Kreditinstitute kommen bislang vergleichsweise gut durch die Krise. Foto: dpa
Japans große Kreditinstitute kommen bislang vergleichsweise gut durch die Krise. Foto: dpa

Tatsufumi Sakai, Chef von Japans drittgrößter Finanzgruppe Mizuho, stimmte nachdenkliche Töne an: „Wir befinden uns in einer beispiellosen Krise, in der die Nachfrage im Moment schwindet und die Weltwirtschaft einbricht“, warnte er bei der Präsentation der Jahresbilanz am Freitag. Die Zukunft sei ungewiss, und er werde seine Gewinnprognose je nach den Auswirkungen der Pandemie gegebenenfalls revidieren.

Sakai konnte kaum verbergen, dass die japanischen Banken schon wie in der Weltfinanzkrise eine Ausnahme im globalen Finanzsturm darstellen könnten. Damals stießen die japanischen Banken in der internationalen Projektfinanzierung in die Lücken vor, die die kriselnden westlichen Banken durch ihren Rückzug hinterließen. Das könnte sich jetzt als Vorteil erweisen.

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Viele europäische Banken werden derzeit von Verlusten durch die Coronakrise erschüttert. Doch Japans globale Player Mitsubishi UFJ (MUFG), Sumitomo Mitsui (SMFG) und Mizuho stellten ihren Anlegern am Freitag in ihren Jahresbilanzen erneut Milliardengewinne und vor allem stabile Dividenden in Aussicht. Dabei leiden auch sie unter der Pandemie und erhöhen ihre Prognosen für eine Welle an faulen Krediten drastisch.

Der am meisten globalisierte Branchenprimus MUFG erlitt im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr 2019 noch den größten Rückschlag in der Coronakrise. Weil die Aktienpreise von MUFGs asiatischen Banken abgesackt waren, musste die Finanzgruppe fast drei Milliarden Euro abschreiben. Obwohl die Gewinne im Bankengeschäft stiegen, ging der Reingewinn durch die Wertberichtigung um 39,4 Prozent auf 528 Milliarden Yen (4,6 Milliarden Euro) zurück.

Dennoch erhöhte die Gruppe ihre Dividende um zwei auf 25 Yen. Für das laufende Bilanzjahr verdoppelt die Bank zwar in ihrer Prognose die Kreditkosten auf fast vier Milliarden Euro. Dennoch sagt sie einen Reingewinn von 550 Milliarden Yen (4,8 Milliarden Euro) und eine stabile Dividende voraus.

Vorausschauende Bilanzierung

Bei der SMFG gab der Reingewinn zwar 2019 um 3,1 Prozent auf 704 Milliarden Yen (6,1 Milliarden Euro) nach. Doch damit übertraf Japans zweitgrößte Finanzgruppe ihr angepeiltes Ziel leicht. Sie erhöhte daher wie versprochen ihre Dividende um zehn auf 190 Yen pro Anteilsschein und will auch 2020 die gleiche Summe ausschütten. Dabei erwartet die Bank, dass sich die faulen Kredite auf 290 Milliarden Yen (2,5 Milliarden Euro) versechsfachen und der Reingewinn auf 400 Milliarden Yen (3,5 Milliarden Euro) sinken wird.

Mizuho bezifferte den Schaden der Pandemie zwischen Januar und März immerhin auf mehr als eine Milliarde Euro. Daran sind vor allem die Kreditkosten schuld, die sich schon im abgelaufenen Bilanzjahr um das Neunfache auf 172 Milliarden Yen erhöhten.

In gewisser Weise war das sogar ein Zeichen wiedergewonnener Stärke nach einem Sanierungsjahr 2018. Rund 40 Prozent der Kreditkosten waren vorausschauende Rückstellungen für die kommende Pleitewelle. Ein weiteres positives Signal in schweren Zeiten: Der Reingewinn stieg um 364 Prozent auf 449 Milliarden Yen.

Für 2020 peilt Mizuho nun einen Rückgang von 29 Prozent auf 320 Milliarden Yen an. Damit bleibt sie zwar die schwächste von Japans „Big 3“. Aber die Ratingagentur Moody’s erwähnt, dass die Bank 2019 immerhin ihre Mindestkernkapitalrate auf 8,8 Prozent erhöht hat. Das sei positiv für die Kreditbewertung, meint Tetsuya Yamamoto von Moody’s Japan.

Vorteilhafte geografische Lage

Damit profitieren Japans Banken weiterhin vom der Gunst ihrer geografischen Lage. Nachdem die Bankenindustrie Anfang der 2000er Jahre ihre mehrjährige tiefe Krise durch Fusionen und Sanierungen überwunden hatte, setzten die neuen Finanzgruppen auf globales Wachstum. Zuerst profitierten sie von einem mehrjährigen Aufschwung daheim, dann während der Weltfinanzkrise von ihrer Randlage in der globalen Finanzindustrie.

Da sich Japans Banken, noch geschwächt von ihrer Krise, kaum in die riskanten amerikanischen Immobilienkredite eingekauft hatten, litten sie auch weniger unter dem Finanzschock. Sie konnten daher den Rückzug westlicher Player aus der internationalen Projektfinanzierung nutzen und sich selbst zu den Top-Finanzierern aufschwingen.

Während dann Europas Finanzindustrie in Europas Schulden und Währungskrise versanken, profitierten Japans Geldhäuser davon, dass die Notenbank seit 2012 mit einer Geldschwemme erneut ein schwaches, aber langes Wachstum erzeugte. Zudem brummte die Wirtschaft in Asien und den USA. Damit konnten die Banken ihre wachsenden Risiken überspielen, wenn auch nicht vergessen machen.

Niedrige Zinsen daheim bleiben Japans Achillesferse

Die Aktienkurse der Banken haben sich tendenziell bereits seit 2015 halbiert. Ein Blick in den Bericht über die Lage des Finanzsystems der Notenbank vom April erklärt die Gründe. Die Bank von Japan gesteht den Großbanken zwar eines zu: „Die japanischen Finanzinstitutionen haben sich auch unter dem gegenwärtigen Stress als sehr widerstandsfähig erwiesen.“ Trotzdem warnt die Notenbank vor den Folgen der Krise.

So haben Japans Kreditinstitute in den vergangenen Jahren nicht nur mehr Kapital an Unternehmen mit mittleren Risiken, an Immobilienkäufer und an ausländische Unternehmen ausgeliehen, die nun allesamt besonders stark unter der Coronakrise leiden könnten. Die Geldhäuser haben sich auch stärker als in der Weltfinanzkrise an verbrieften Finanzprodukten wie Collateralized Loan Obligations (CLOs) beteiligt.

Gleichzeitig sinken wegen der seit 20 Jahren laufenden Nullzinspolitik die Gewinne im Kerngeschäft, der heimischen Kreditvergabe. Die Reingewinne ohne den Handel von Wertpapieren seien daher seit Jahren gesunken, merkt die Bank von Japan an.

Auch 2019 bekamen die Banken dieses Problem nicht in den Griff. Weil die Spareinlagen die Kreditnachfrage weiterhin bei Weitem übersteigen, sind die Zinsen auf ein neues Rekordtief gefallen. Mizuho verzeichnete eine Zinsspanne von nur noch 0,76 Prozent. Immerhin scheinen sich die Zinsen für Kredite an Großkonzerne etwas zu erholen.

Japans Banken zwischen Angst und Offensive

Die von der Notenbank und dem Staat abgesicherten Kreditprogramme für unternehmerische Covid-19-Opfer könnten kurzfristig etwas helfen. Allein im April stieg die Kreditvergabe um 3,4 Prozent an. Aber dies könnte sich rächen, wenn die Krise und die Abschottung der Länder länger als erwartet dauern.

Japans Großbanken würden wahrscheinlich weniger von einem Einbruch des Tourismus in den Präfekturen getroffen werden. Die bevorstehende Pleitewelle unter lokalen Hotels, Restaurants und Geschäften wird zuerst die schon schwankenden Regionalbanken treffen.

Noch ist nicht absehbar, wann der internationale Reiseverkehr wieder anläuft, der bisher die Immobilienpreise und den Einzelhandel in Japans Megacitys angetrieben hat. Außerdem könnte sich mit der Krise des internationalen Flugverkehrs plötzlich rächen, was bisher als guter Schachzug von Japans Banken galt: der massive Ausbau von Flugzeugfinanzierungen.

Doch Japans Banken sind in dieser Hinsicht offenbar noch optimistisch. Die MUFG hat ihre Aussicht auf der Annahme aufgebaut, dass die Krise der Industrieländer im laufenden Quartal ihren Höhepunkt erreichen und sich die Lage danach langsam wieder entspannen wird. Die MUFG rechnet zwar damit, dass die Industrieländer erst Ende 2021 wieder den Stand von Anfang 2019 erreichen werden. Aber die Weltwirtschaft sehen sie schon Ende des Jahres wieder leicht im Plus.

Dementsprechend halten die japanischen Banken auch an ihren Offensiven fest. Die MUFG versucht beispielsweise, mit einer Kapitalbeteiligung an dem südostasiatischen Mitfahrdienst Grab in der Region zu einem Fintech-Führer zu werden. Und die SMFG will laut Medienberichten eine Allianz mit Japans größtem Anbieter von Onlinefinanzgeschäften, der SBI Holdings, eingehen. Damit will sie ihre digitalen Angebote stärken.

Am Freitag versprach die Bank mit ihrem neuen Managementplan, den Reformschwung noch zu erhöhen: „Wir werden unser Geschäftsmodell stark reformieren und neue Geschäfte erschließen, um den dynamischen Wandel im geschäftlichen Umfeld zu bewältigen.“ Und gleichzeitig wollen Japans Banker dabei ihre Profitabilität erhöhen – trotz der Coronakrise.

Mehr: Japans Notenbank streicht das Kaufziel für Staatsanleihen