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Die Blaupause für ein Jahr nach Anleger-Geschmack

Der Nikkei sprang auf 26-Jahres-Hoch, der Dow Jones erklomm den nächsten Tausender. Da wollten Europas Anleger in nichts nachstehen und kauften kräftig zu. Nicht mal der starke Euro konnte das dicke Dax-Plus verhindern.

Anleger feiern den vielversprechenden Auftakt des Börsenjahres 2018. Am heutigen Donnerstag legte erst der Nikkei vor mit Drei-Prozent-Plus und einem Generationen-Hoch, am Nachmittag zog die Wall-Street nach – mit ihrem inzwischen gewohnten Rekord-Dreiklang: Allzeithoch bei Dow Jones, S & P 500 und Nasdaq. Und als ob das nicht genug wäre, knackte der Dow dabei den nächsten Tausender, die 25.000-Punkte-Marke. Und mittendrin, da lief der europäische Handel, der auch immer mehr in Fahrt kommt.

Am Ende schloss der Dax weit über der 13.000-Punkte-Marke. Mit 13.167 Punkten ging er anderthalb Prozent fester aus dem Handel, was ein Zwei-Wochen-Hoch ist. Der Euro-Stoxx-50 kam gar auf ein Plus von zeitweise zwei Prozent, am Ende ging er 1,7 Prozent fester aus dem Handel bei 3568 Zählern.

Wie gut die Stimmung war, zeigt der Fakt, dass selbst der ewige Spielverderber – der starke Euro – die Kauflaune der Anleger nicht trüben könnte. Je länger der Handel dauerte, desto teurer wurde die Gemeinschaftswährung. Im Späthandel notierte sie schließlich 0,6 Prozent fester und mit 1,2077 Dollar deutlich über der 1,20-Dollar-Marke. Doch das Plus auf dem Parkett hielt nicht nur stand, sondern wuchs.

Egal ob Deutschland, China, Japan oder die Vereinigten Staaten: Durch alle wichtigen Handelsplätze zog sich ein Optimismus, der auf den starken Konjunkturdaten fußt, die seit Anfang des Jahres ihre Veröffentlichung fanden. Heute etwa zogen sowohl für die Bundesrepublik als auch die Eurozone die wichtigen Einkaufsmanager des Marktforschers Markit stärker an als erwartet. Der Einzelindex für die Produktion europäischer Dienstleister kletterte auf ein 80-Monats-Hoch, die Geschäftstätigkeit deutscher Dienstleister wuchs so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Für die Geschäftsaussichten äußerten sich die Branchen-Manager in der Markit-Umfrage positiv.

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In Japan hatten die Investoren gut vorgelegt und das Börsenjahr in Feierlaune eingeläutet. Am ersten Handelstag im Jahre 2018 sprang der Nikkei um ganze 3,3, Prozent rauf auf 23.506 Punkte. Gute Wirtschaftszahlen hievten den Platzhirsch in Tokio auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. Der breitere Topix kletterte um 2,6 Prozent rauf auf 1863 Punkte.

Auch chinesische Daten wie der wichtige Caixin-Index zeigten sich solide. Zudem stieg die Stimmung bei Unternehmen im Reich der Mitte, sowohl in der Industrie als auch im tertiären Sektor. Dass der Jahreseinstand auch anders vonstattengehen kann, sollte man nicht vergessen: Anfang 2016 hatte genau dieser Caixin keinen kleinen Anteil daran, dass die Märkte global abschmierten.

Dass sich Dax und Euro-Stoxx nun der Wall Street folgen, die die Europäer im vergangenen Jahr nach Monaten der gemeinsamen Rally abschütteln konnte, kommentierte Timo Emden vom Online-Broker DailyFx wie folgt: „Funken des Rekordrauschs an der Wall Street springen auf das Frankfurter Börsenparkett über.“ Jochen Stanzl von CMC Markets nannte den Dax selbst „nur einen Mitläufer im Windschatten der Wall Street“. Daher bestehe die Gefahr, dass er bei einem Stimmungsumschwung in New York seine bisherigen Gewinne schnell wieder abgebe.

Mit größeren Rücksetzern sei aktuell aber nicht zurechnen, es dränge genug frisches Geld in die Märkte, meinte Markus Huber vom Broker City of London. „Anleger positionieren sich für weitere Kursgewinne in den kommenden Wochen.“


Der Arbeitsmarkt bringt die Anleger zum schnurren

Dass es in New York weiter raufging, lag an den starken Daten vom US-Arbeitsmarkt. So waren an der Konjunkturfront die Zahlen des Personaldienstleisters ADP stärker ausgefallen als von Experten erwartet. Laut dem privaten Arbeitsvermittler haben die US-Firmen im Dezember 250.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Analysten hatten im Schnitt mit lediglich 190.000 neues Stellen gerechnet.

Der ADP-Report ist vor allem deswegen wichtig, weil er einen Vorgeschmack gibt auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht, den das US-Arbeitsministerium am morgigen Freitagnachmittag veröffentlicht. Aus Washington kommt dann die Arbeitslosenquote und die Zahl neugeschaffener Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wobei letztere in der Finanzwelt deutlich mehr Beachtung findet.

Der Report ist deswegen so wichtig, weil die Fed bei der Bestimmung ihres geldpolitischen Kurses ein wichtiges Augenmerk auf die Beschäftigungssituation in den Staaten legt. Mit guten Jobzahlen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter die nächste Zinserhöhung in Angriff nehmen. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht quasi Vollbeschäftigung. Vergangenes Jahr hatte die Fed um die scheidende Chefin Janet Yellen drei Zinsschritte beschlossen. Aktuell rechnen die Börsianer ebenfalls mit drei Anhebungen für 2018.
Auf dem Parkett gibt es wenig andere Dinge, die man mehr liebt als billiges Geld der Notenbanken, doch auch starke Jobzahlen können die Kurse stützen, zeugen sie doch von einer guten Konjunktur im Lande. Es kommt immer darauf an, welche Sichtweise sich unter den Anlegern durchsetzt.

Die gute Laune unter den Anlegern reichte auch in die zweite Reihe. Der MDax gewann mit seinen 50 Frankfurter Nebenwerten 1,3 Prozent bei dann 26.733 Zählern, der TecDax erklomm erstmals seit Januar 2001 die 2600-Punkte-Marke und schloss mit 2619 Punkten 0,9 Prozent fester. Auf dem Cyberdevisen-Markt verloren Bitcoin 4,5 Prozent und kamen auf 14.652 Dollar pro Stück.

Unter den Einzelwerten im Frankfurter Dax orderten die Investoren vor allem Linde und Siemens-Papiere bei den Brokern. Auch andere Export-Titel waren gefragt– trotz Euro-Aufwertung am Devisenmarkt. So profitierten die Autobauer von einem soliden US-Geschäft. Zwar gingen die Verkaufszahlen zurück, doch bei den deutschen Anbietern hielt sich der Rückgang in Grenzen, anders als bei der Konkurrenz. Daimler und BMW legten jeweils mehr als ein Prozent zu, Volkswagen lief mit einem Aufschlag von 0,2 Prozent deutliche schwächer als der Gesamtmarkt.
Bei den Technologie-Titeln schoss Adva um mehr als elf Prozent in die Höhe. Ein Analyst des Bankhauses Hauck & Aufhäuser hatte den Titel von „Sell“ auf „Hold“ hochgestuft und das Kursziel von vier auf sechs Euro angehoben. Ein Händler verwies auf den Nachholbedarf, den der Kommunikationstechniker habe. Mit einem Abschlag von 22 Prozent war Adva einer der wenigen Tech-Verlierer des vergangenen Frankfurter Börsenjahres. Im MDax konnte sich das in die Krise gerutschte Möbelhaus Steinhoff weiter erholen, die Aktien kletterten um 27 Prozent rauf, liegen aber immer noch knapp 80 Prozent unter dem Aktienkurs vom Anfang Dezember.

KONTEXT

Risiken für die Aktienmärkte

Diese Gefahren lauern 2018

Das Börsenjahr 2017 war für Aktienanleger ein erfolgreiches: Die Wall Street hangelte sich von Rekord zu Rekord und der Dax verbuchte mit einem Plus von 12,5 Prozent den größten Jahresgewinn seit 2013. Dank des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs rechnen Experten für 2018 mit weiteren Kursgewinnen. Sie verweisen allerdings auch auf einige Risiken, die den Investoren die Partylaune verderben könnten.

Quelle: Reuters

Aggressive Zinserhöhungen der US-Notenbank

Wegen des kräftigen US-Wachstums könnte die US-Notenbank die Zinsen schneller anheben als gedacht. Analysten rechnen bislang meist damit, dass die Fed den Schlüsselsatz 2018 wie von ihr signalisiert drei Mal anhebt. Eine aggressivere Straffung der Geldpolitik würde die Renditen der Staatsanleihen nach oben treiben, sagt Portfolio-Manager Paul Nolte vom Vermögensverwalter Kingsview. Dadurch würden Bonds zu einer ernstzunehmenden Anlage-Alternative zu Aktien.

Anstieg der Inflation

Als möglichen Auslöser für eine raschere Straffung der Geldpolitik sehen Experten einen kräftigen Anstieg der Inflation. "Dies könnte für die Aktien- und Anleihemärkte zu einem Wendepunkt werden", betonen die Analysten der Bank of America Merrill Lynch. In Europa könnte die anziehende Teuerung die Diskussion um einen raschen Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) aus ihrem Anleihe-Ankaufprogramm befeuern.

Wahlen

Die für März erwartete Parlamentswahl in Italien ist für Raphael Chemla, Leiter Finanz- und Hochzinsanleihen beim Vermögensverwalter Edmond de Rothschild, das größte politische Risiko in Europa. Ein Sieg der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung würde Anleger nervös machen. In den USA werden im Herbst Teile des Kongresses neu gewählt. "Sollten die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus, im Senat oder in beiden Kammern verlieren, wäre das ein großer Belastungsfaktor für die Märkte", warnt John Praveen, Chef-Anleger des Vermögensberaters Prudential. Denn damit werde es für US-Präsident Donald Trump schwerer, seine Wahlversprechen umzusetzen.

Politische Spannungen

Wiederaufflammende Spannungen zwischen den USA und Nordkorea sowie im Nahen Osten sind nach Ansicht von Keith Leiner, Chef-Analyst des Vermögensverwalters SunTrust, ebenfalls große politische Risikofaktoren für die Aktienmärkte. "Außerdem schwingt das Pendel weltweit in Richtung Populismus und Nationalismus."

Überzogene Bewertungen

Viele Firmen erhoffen sich zwar durch die jüngst beschlossenen US-Steuersenkungen zusätzliche Gewinne im kommenden Jahr. Einige Experten bezweifeln jedoch, dass der Anstieg ausreicht, um die bereits hohen Aktienbewertungen zu rechtfertigen. Im US-Index S & P 500 liegt das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis (KVG) bei 18,5. Das bedeutet, dass der Aktienkurs den Gewinn je Aktie um das 18,5-fache übertrifft. Das ist der höchste Wert seit 2002. Im Dax liegt das KGV mit 16,2 ebenfalls über dem langjährigen Mittel von rund 15. Das Risikobarometer der Citigroup signalisiere eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der Aktienkurse 2018, sagt Tobias Levkovich, Chef-Anlagestratege für die USA bei der Großbank.

Turbulenzen bei Bitcoin & Co.

Die große Unbekannte für die Aktienmärkte ist die Entwicklung des Bitcoin. Der Kurs der Cyber-Devise stieg 2017 um rund 1400 Prozent. Diese Aufwärtsdynamik könne aber schnell verpuffen, sagt Bob Doll, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Nuveen. Wenn die Preis der ältesten und wichtigsten virtuellen Währung prozentual zweistellig verliere, könnten sich Anleger fragen, ob es ihren Aktien nicht genauso ergehen werde.

KONTEXT

Spar-Alternativen

Tagesgeld, Aktien oder lieber Immobilien?

Die Zinsflaute macht Sparern schwer zu schaffen. Die Deutschen gelten als risikoscheu. Wohin also mit dem mühsam Ersparten?

Nach einer Auswertung von Stiftung Warentest unter 134 Kreditinstituten liegt die jährliche Rendite beispielsweise bei Tagesgeld aktuell gerade einmal zwischen null und 0,65 Prozent. Dennoch scheuen viele Privatanleger in Deutschland Geldanlagen, die als riskanter gelten. So legen die Deutschen ihr Geld an.

(Quelle: dpa)

Bargeld und Bankeinlagen

Der größte Teil des Geldvermögens der privaten Haushalte von zuletzt insgesamt 5.723 Milliarden Euro steckt in Bargeld und Bankeinlagen. Rund 2.248 Milliarden Euro waren es nach Angaben der Bundesbank Ende Juni. Deutlich mehr als die Hälfte davon waren Bargeld oder lagen auf dem Girokonto.

Sparbuch

Der Klassiker Sparbuch ist trotz der Zinsschmelze weiterhin eine beliebte Anlageform - wenn auch mit sinkender Tendenz. Im vergangenen Jahr besaßen einer Umfrage des GfK-Vereins zufolge 40 Prozent der Bundesbürger ein Sparbuch. Nach Bundesbank-Zahlen steckten Ende des zweiten Quartals 2017 rund 592 Milliarden Euro in Sparbriefen oder auf dem Sparbuch.

Versicherungen

Gut 89 Millionen Lebensversicherungsverträge zählte der Branchenverband GDV Ende vergangenen Jahres. Die Zinsflaute setzt allerdings auch dem Altersvorsorgeklassiker zu. Die neuen Verträge sind nicht mehr so hoch verzinst wie noch vor der Jahrtausendwende. Dennoch investierten die Bundesbürger im zweiten Quartal 2017 mehr als 18 Milliarden Euro in Versicherungen und Pensionseinrichtungen.

Die Bestände summierten sich Ende Juni laut Bundesbank auf rund 2.157 Milliarden Euro.

Immobilien

Anlagenotstand und niedrige Hypothekenzinsen heizen die Nachfrage nach "Betongold" an. Zwar erteilten die Behörden in den ersten neun Monaten dieses Jahres fast 20.000 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahreszeitraum.

Einer Studie der staatlichen Förderbank KfW zufolge gibt es aber keinen Mangel an Genehmigungen: In den vergangenen Jahren sei vielmehr ein Überhang von 600.000 Zusagen entstanden. Nach KfW-Einschätzung hakt es vor allem bei der Umsetzung, weil etwa Baufirmen und Handwerker wegen des Immobilienbooms überlastet seien.

Nach Einschätzung der Bundesbank gibt es nach wie vor keine Anzeichen für eine kreditgetriebene Preisblase bei Häusern und Wohnungen - auch wenn die Preise insbesondere in Städten teils um 15 bis 30 Prozent über einem angemessenen Niveau lägen.

Aktien

Die meisten Bundesbürger machen nach wie vor einen Bogen um die Börse. Trotz der Zinsflaute sank die Zahl der Aktionäre in Deutschland im vergangenen Jahr. Knapp 8,98 Millionen Menschen besaßen nach Angaben des Deutschen Aktieninstitut (DAI) Aktien und/oder Anteile an Aktienfonds.

Das waren 30.000 weniger als ein Jahr zuvor. Die großen heimischen Unternehmen, die an der Börse notiert sind, sind überwiegend in Händen ausländischer Investoren.

Gold

Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Der Umfrage des GfK-Vereins zufolge sehen 38 Prozent der Bundesbürger darin eine attraktive Geldanlage. Nur sechs Prozent investierten 2016 allerdings tatsächlich in Gold. Die Zahl derer, die das Edelmetall in Form von Münzen, Barren oder Schmuck besitzen, ist nach einer Studie der Steinbeis-Hochschule für die Reisebank aber deutlich höher.

Bitcoin

Die Digitalwährung machte in diesem Jahr mit einer Verneunzehnfachung und starken Kursschwankungen Schlagzeilen. Anders als herkömmliche Währungen werden Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht von Zentralbanken und Regierungen kontrolliert. Es gibt keine Scheine oder Münzen, sondern nur Bits und Bytes auf Computern. Bitcoins werden durch gigantische Rechenprozesse erzeugt, Anleger bleiben anonym. Notenbanken und Aufsichtsbehörden warnen vor Investitionen. "Mangels Wertbasis ist der Preis für Bitcoin praktisch beliebig bis hin zum Totalverlust", mahnt etwa Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.