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Philippinen in Erklärungsnot: Wo ist Jan Marsalek?

Die Behörden in Manila gehen davon aus, dass der frühere Wirecard-Vorstand das Land verlassen hat. Eine Frau an seiner Seite wirft neue Fragen auf.

Als am Dienstag die Nachricht von dem Haftbefehl gegen Wirecards Ex-Chef Markus Braun die Runde macht, ist sein engster Vertrauter offenbar bereits weit weg. Per Flugzeug erreicht Jan Marsalek an dem Tag die philippinische Hauptstadt Manila. Das jedenfalls geht aus der Datenbank der philippinischen Einwanderungsbehörde hervor, wie Justizminister Menardo Guevarra mitteilt.

Bereits am nächsten Tag soll Marsalek das Land wieder verlassen haben: Laut den Unterlagen flog er am Mittwoch vom Flughafen Cebu ab. Sollte das stimmen, war Vielflieger Marsalek bei seinem kurzen Aufenthalt offenbar viel unterwegs: Zwischen Manila und Cebu, einer Metropole südöstlich der Hauptstadt, liegen 850 Kilometer.

Die große Frage, wohin Marsalek als Nächstes reiste, macht Minister Guevarra unsicher. Die Datenbank der Grenzschützer zeige, dass der Wirecard-Manager, gegen den nach Handelsblatt-Informationen ein Haftbefehl vorliegt, Richtung China reiste.

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Doch ganz vertrauen können die Behörden der Information offenbar nicht: Denn auf den Aufnahmen der Überwachungskameras des internationalen Flughafens von Cebu fehlt laut Guevarra von Marsalek jede Spur. Der 40-Jährige, den auch seine Kollegen in Deutschland nur selten zu Gesicht bekamen, bewegt sich offenbar auch im fernen Asien wie ein Phantom.

Eine Reihe von Ungereimtheiten begleitet den Fall – und die Angaben der philippinischen Behörden: So zeigten die offiziellen Unterlagen, dass Marsalek am Morgen des 24. Juni von Cebu nach China flog. Auch die genaue Fluglinie, mit der er unterwegs gewesen sein soll, sei darin vermerkt, heißt es seitens der Regierung.

Laut Flugdatenbanken war zu der Zeit aber keine entsprechende Verbindung angesetzt. Der einzige Flug in den Listen, der infrage käme, wäre eine Verbindung mit Cathay Pacific in die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Dieser Flug hob aber erst am Mittwochabend ab.

Guevarra sagte am Freitag, dass nun auch mit Blick auf das Personal der Einwanderungsbehörde ermittelt werde, das für die Datenbankeinträge verantwortlich war. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Datenbank manipuliert wurde, um den wahren Aufenthaltsort des Ex-Managers zu verschleiern.

Verheiratet mit einer philippinischen Staatsbürgerin?

Ungeklärt ist auch noch die Frage, warum Marsalek als Ausländer überhaupt auf den Philippinen einreisen durfte. In dem Land gelten wegen der Coronavirus-Pandemie noch immer strenge Einreisebeschränkungen, die eigentlich auch für den österreichischen Staatsbürger Marsalek bindend sind. Für alle Personen aus Ländern mit lokaler Virusübertragung – darunter auch Österreich – gelte ein vorübergehendes Verbot der Einreise in die Philippinen, heißt es auf der Website des österreichischen Außenministeriums.

Es gibt jedoch eine Ausnahme, von der Marsalek möglicherweise Gebrauch gemacht hat: Ausländer, die mit einem philippinischen Staatsbürger oder einer Staatsbürgerin verheiratet sind, dürfen weiter ins Land. Das zieht auch Guevarra als Erklärung dafür heran, dass es Marsalek über die Grenzen schaffte. Der Justizminister sagt, er habe die Information bekommen, dass Marsalek von seiner philippinischen Frau begleitet worden sei. Ob Marsalek tatsächlich mit einer Philippinerin verheiratet ist, ist bislang nicht bestätigt.

Wie frei sich Marsalek offenbar auf den Philippinen bewegen konnte, wirft auch unangenehme Fragen in Richtung der Behörden des Landes auf. Als der Ex-Manager am Dienstag angeblich ankam, war der Wirecard-Skandal bereits längst Topthema auf den Philippinen. Schließlich war das Land Ende vergangener Woche als der Standort der ominösen Treuhandkonten von Wirecard, auf denen sich laut ursprünglichen Angaben des Konzerns 1,9 Milliarden Euro befunden haben sollen, ins Zentrum des Bilanzskandals gerückt.

Einige Zeit sah es so aus, als wäre das Geld womöglich in dem tropischen Inselstaat abhandengekommen – bis die Zentralbank des Landes am Wochenende verkündete, dass der Milliardenbetrag zu keinem Zeitpunkt das Finanzsystem des Landes erreicht hatte.

Gleichzeitig stellte sich auch die Frage, welche Rolle der philippinische Wirecard-Treuhänder Mark Tolentino in der Affäre spielte und wie es zu den offenbar gefälschten Bankunterlagen kam, die Wirecard seinen Buchprüfern vorgelegt hatte. In diesem Umfeld ist es schwer nachzuvollziehen, wie eine der Schlüsselfiguren des Skandals ein- und ausreisen konnte, ohne dass bei den Behörden sofort die Alarmglocken klingelten. Tolentino soll nun am Montag vor den Ermittlungsbehörden aussagen.

Minister Guevarra hatte am Mittwoch zu den offenen Fragen über Marsaleks Aufenthaltsort einen Untersuchungsbericht gefordert, den die Einwanderungsbehörde innerhalb von 48 Stunden vorlegen sollte. Diese Frist lief am Freitag ab. Der Inhalt des Berichts ist bisher nicht öffentlich geworden.