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Jan Böhmermann wirft Seriengründer Fynn Kliemann Masken-Betrug vor

Software-Unternehmer, Youtuber, Musiker, Modelabel-Inhaber: Fynn Kliemann.
Software-Unternehmer, Youtuber, Musiker, Modelabel-Inhaber: Fynn Kliemann.

Der bekannte Serienunternehmer und Youtuber Fynn Kliemann sieht sich Betrugsvorwürfen von TV-Satiriker Jan Böhmermann ausgesetzt. In der aktuellen Folge des ZDF Magazin Royale wirft Böhmermann dem Unternehmer vor, im Frühjahr 2020 beim Handel mit Atemschutzmasken bewusst falsche Angaben gemacht zu haben. Das Magazin stützt sich bei den Recherchen auf interne Chats, E-Mails, Lieferscheine, Auftragsbestätigungen, Fotos und Videoaufnahmen.

Kliemann, der neben einer Software-Firma und einem Heimwerker-Kanal bei Youtube auch ein eigenes Modelabel betreibt, machte zu Beginn der Corona-Pandemie Schlagzeilen, als er ankündigte, mit seinem Team statt wie bisher Textilien ab sofort nur noch Masken in Europa zu produzieren. Angeblich auch, um so Arbeitsplätze in einer Fabrik in Portugal zu retten. Zudem habe er ein „faires“ Angebot zu den aus seiner Sicht überteuerten Masken anderer Anbieter schaffen wollen. Auch Business Insider berichtete damals über die Aktion.

Masken stammten angeblich aus Asien

Gemeinsam mit einem Geschäftspartner bot Kliemann in seinem Onlineshop insgesamt 150.000 Masken zum Verkauf an – angeblich zum Selbstkostenpreis, wie es hieß. Auch der milliardenschwere Modehändler About You nahm die Masken in sein Sortiment auf.

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Wie Recherchen des ZDF Magazin Royale nun belegen sollen, handelte Kliemann jedoch keineswegs in altruistischer Absicht. Das betrifft vor allem die Herkunft der Masken: Anders als von Kliemann behauptet stammten diese nicht aus der Textilfabrik in Portugal, sondern aus Bangladesch und Vietnam. Dort hätten Kliemann und sein Geschäftspartner insgesamt 2,3 Millionen Masken produzieren lassen.

Laut den Recherchen der Redaktion um Böhmermann lagen die Produktionskosten zwischen 40 und 53,5 Cent – Kliemann verkaufte die Masken in seinem Shop für 2,20 Euro pro Stück. Großkunden sollen zwischen 93 und 98 Cent bezahlt haben, abhängig von der Bestellmenge. „Setzt man diesen Verkaufspreis ins Verhältnis zum Einkaufspreis von 40 beziehungsweise 45 Cent, so konnte allein bei den 2,3 Millionen in Asien produzierten Masken mit über einer Million Euro Gewinn geplant werden“, so das Magazin.

Auch Großkunden wie den Modehändler About You habe Kliemann so getäuscht, erklärt Jan Böhmermann weiter. Um die Herkunft der Masken aus Asien zu verschleiern, hätten der Gründer und sein Geschäftspartner versucht, die Labels auf den Kartons entsprechend unkenntlich zu machen.

Fynn Kliemann äußert sich zu Vorwürfen

Auf Nachfrage von Gründerszene hat sich Fynn Kliemann inzwischen zu den Vorwürfen geäußert. „Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun ,auf den ersten Blick’ enttäuscht und geschockt sind. Ich bitte um Verzeihung und um einen differenzierten Blick auf alle Perspektiven. Dafür sind Transparenz und Aufklärung, für die ich bereit bin, da”, so der Unternehmer in einem mehrseitigen Statement. Er nehme die Vorwürfe sehr ernst. „Für einige muss ich mich entschuldigen und andere muss ich dringend richtig stellen, da jene Betrugsvorwürfe einfach nicht stimmen.”

So sei es zwar richtig, dass das Textilunternehmen, an dem Kliemann inzwischen beteiligt ist, auch Masken in Bangladesch habe herstellen lassen. Er habe diese jedoch nie verkauft oder beworben. Er habe ausschließlich über seinen Onlineshop Masken angeboten, die „zu 100%” aus Fabriken in Portugal und Serbien stammten. Kliemann gibt in dem Schreiben zu, mit dem Verkauf der Masken „Geld verdient” zu haben. „Aber bezugnehmend auf das Herkunftsland habe ich niemals jemanden getäuscht oder etwas für etwas ausgegeben, was es nicht war”, so der Unternehmer weiter.

Erste Kliemann-Partner ziehen Konsequenzen

Erste Partner des Influencers (880.000 Follower auf Instagram) ziehen trotzdem schon Konsequenzen. Der Online-Modehändler About You, der Kliemanns Masken in sein Sortiment aufgenommen hatte, stoppte den Verkauf vorerst. „Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild über den Sachverhalt zu verschaffen”, teilte eine Unternehmenssprecherin der Wirtschaftswoche mit. Im ersten Schritt man sich daher entschlossen, die Masken nicht weiter im Shop anzubieten.

Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis (DNP), die Kliemann 2020 für sein Masken-Engagement noch mit einem Sonderpreis auszeichnet hatte, entzog ihm diesem am Freitagmittag wieder. „Weil er unlautere Methoden angewendet und uns mit Greenwashing hintergangen hat, erkennen wir ihm den Preis ab“, so die Stiftung in einer Stellungnahme.

Auch die Nichtregierungsorganisation Viva con Agua prüft die laufenden Entwicklungen. Mit dem Trinkwasserschutz-Projekt arbeitet Kliemann schon länger zusammen, organisiert etwa Spendenaktionen. „Wir werden sehr genau hinschauen, welche Zusammenarbeit von den neuen Informationen betroffen ist und wie wir darauf reagieren“, teilte ein Sprecher auf Anfrage von Gründerszene mit. Für konkrete Maßnahmen sei es derzeit aber noch zu früh. „Aber natürlich sind die im Raum stehenden Vorwürfe erheblich und entsprechen nicht unseren Vorstellungen von unternehmerischem Handeln.“