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Jamaikas Börse legt über 25 Prozent zu – und niemand nimmt Notiz davon

Jamaika – das ist Karibikstrand und Palmen, Bob Marley und Usain Bolt. Ansonsten ist das Land vor allem für seine Kriminalität bekannt. Die dortige Börse hingegen ist nur wenigen ein Begriff. Dabei sitzt in der Hauptstadt Kingston der für Anleger beste Aktienmarkt der Welt. Die Jamaica Stock Exchange (JSE) wuchs 2018 um mehr als 25 Prozent. Und das in einem Jahr, an dem an den weltweiten Börsen Verluste dominieren.

Selbst in US-Dollar gemessen führt Jamaika das Ranking der Börsen mit den höchsten Kurserträgen an. Doch den großen Fonds- und Investmentgesellschaften ist die Wette auf den kleinen Markt offenbar zu riskant. Weder JP Morgan noch Franklin Templeton oder Pimco beschäftigen sich nach eigenen Angaben mit dem Thema.

Die Zurückhaltung der ausländischen Investoren dürfte daran liegen, dass der Aktienmarkt der Karibik-Insel relativ klein ist und die Dividendentitel eher wenig gehandelt werden, der Markt also wenig liquide ist. Auch die bekannten Anbieter von Börsenindizes schätzen den jamaikanischen Markt bislang offenbar unterschiedlich ein: So zählt der namhafte Anbieter „S & P Dow Jones“ etwa den Markt zu den so genannten „Frontier Markets“ und hat Jamaika in seinen Index „S & P Frontier BMI“ aufgenommen. Der US-Finanzdienstleister MSCI, der den „MSCI Frontier Markets Index“ ausgibt, lässt Jamaika dagegen bisher aus. Für MSCI gehören Länder wie Argentinien und Kroatien, aber auch Kenia und Mauritius zu diesen Grenzmärkten. Die Kategorie steht eine Stufe unter der etablierteren Gruppe der Emerging Markets, zu denen Länder wie die Türkei oder Brasilien zählen.

Die rund 30 gelisteten jamaikanischen Firmen kommen auf eine Marktkapitalisierung von acht Milliarden Dollar. Der Vergleich mit der ersten Börsenliga: Die 30 Dow-Jones-Unternehmen weisen sieben Billionen Dollar Börsenwert auf. Im japanischen Leitindex sind es gar 343 Billionen Dollar, aufgeteilt auf 225 Unternehmen.

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Frontier Markets gelten an der Börse als Umfeld mit Potenzial für professionelle Anleger. „Die Mehrheit der 25 Volkswirtschaften, die in den vergangenen zehn Jahren am schnellsten gewachsen sind, waren Grenzmärkte“, sagte der Fondsmanager Marco Ruijer von NN Frontier Markets kürzlich. Kursschwankungen werden jedoch natürlich auch kaum von einem möglicherweise positiven globalen Umfeld aufgefangen.

Angesichts der politisch unruhigen Zeiten ist es kein Wunder, dass die Liste der Börsen mit dem größten Zuwachs drei kleine Märkte anführen. Hinter Jamaika sind das Katar und Tunesien. Der brasilianische Bovespa-Index ist mit einem Plus von zwölf Prozent der erste bekanntere Börsenplatz auf dieser Liste – und bildet eine absolute Ausnahme in 2018. Denn wie die globalisierten Märkte der Industrienationen – US-Indizes, Dax oder Nikkei etwa –haben auch die Schwellenländer Verluste eingefahren. Der türkische Leitindex etwa sackte um 20 Prozent ab.

Der Vorteil der Frontier Markets ist die lokale Ausrichtung. Die Handelskonflikte zwischen den USA und anderen Ländern oder durch Wahlen ausgelöste politische Ungewissheiten ließen den kleinen jamaikanischen Markt praktisch unberührt. Heimische Entwicklungen wirken sich viel stärker auf die Kurse aus als globale Rahmenbedingungen.

Gute Konjunkturaussichten

Der Hintergrund für die positive Stimmung in Jamaika ist schnell gefunden: 2013 hatte die Regierung mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Reformprogramm aufgesetzt. Seitdem hält das enorme Wachstum der JSE an. Mit mehr als 350 Prozent Plus hat die Börse auch auf Drei-Jahres-Sicht weltweit am stärksten abgeschnitten.

Das Reformprogramm beinhaltete weitgehend soziale und politische Reformen, darunter auch im Finanzsektor. Dem IWF zufolge sind die Jahrzehnte hoher Verschuldung und niedrigen Wachstums vorüber. Die Arbeitslosenquote sei auf einem Zehnjahrestief, Inflation und internationale Währungsreserven auf einem guten Level. Bis 2020 strebt die Regierung in Kingston ein jährliches Wirtschaftswachstum von fünf Prozent an, angeschoben von chinesischen Investoren, die schon jetzt Geld in Häfen und Straßen stecken.

„Erstmals seit Jahrzehnten hat die Regierung sich nicht exzessiv Geld auf dem lokalen Markt geliehen“, sagte Marian Ross von Sterling Asset Management in Kingston der Nachrichtenagentur Bloomberg. Davon profitiere die Börse. Die neue Liquidität fließt in Aktien.

Und auch die Wettbewerbsfähigkeit Jamaikas ist laut dem aktuellen Global Competitiveness Report des World Economic Forum (WEF) zuletzt deutlich gestiegen. Der Report ist in zwölf Säulen wie Infrastruktur, Gesundheit und Bildung unterteilt.

Interessant: In den Bereichen unternehmerische Dynamik und Finanzmarktentwicklung liegt Jamaika unter den besten 50 Ländern der Welt. Insgesamt schafft es die Karibiknation mit 2,8 Millionen Einwohnern nur auf Rang 79. Kritik üben die WEF-Experten an der Steuerlast im Land.

Die Abstinenz der großen Investmenthäuser der westlichen Welt stört die lokalen Unternehmen offensichtlich nicht. Die jamaikanische Investmentgesellschaft Barita legte im vergangenen Jahr in lokaler Währung um mehr als 600 Prozent zu. Finanzdienstleister wie die JMMB-Gruppe dominieren den Markt. Gut 90 Prozent aller gehandelten Aktien stammen von diesem Unternehmen. Das erlitt 2018 immer mal wieder Rückschläge, schloss das Jahr dennoch mit einem Plus von rund zwei Prozent. Ganz bescheiden – für jamaikanische Verhältnisse.

Teil 1: Aktien Deutschland

Teil 2: Wohnimmobilien

Teil 3: Gold

Teil 4: Aktien Europa

Teil 5: Aktien Emerging Markets

Teil 6: Anleihen Emerging Markets

Teil 7: Öl

Teil 8: Devisen

Teil 9: Aktien