Jahresrückblick 2020: Die unglaubliche Rallye der Stay-at-Home-Unternehmen
Das Börsenjahr 2020 ist fast Geschichte – und es ist gleichzeitig eines für die Geschichtsbücher. Aktionäre, die in der Coronapandemie an den Kapitalmärkten die Krisengewinner identifizierten, konnten Gewinne für ein ganzes Anlegerleben einstreichen.
Die GAFA-Giganten sind die Gewinner der Coronakrise – doch das ist nur die eine Seite der Geschichte des Börsenjahres 2020. Unter der Oberfläche spielte sich etwas ab, was es nur alle paar Jahrzehnte zu besichtigen gibt – eine regelrecht tektonische Verschiebung des Marktes.
“I think it’s time to stop disrespecting the younger investors who’ve nailed 2020 every step of the way and start taking them seriously,” @JimCramer said https://t.co/GV9Jj9FnOI
— Mad Money On CNBC (@MadMoneyOnCNBC) December 8, 2020
„Junge Anleger haben den Charakter des Marktes komplett verändert“, kommentiert CNBC-Experte James Cramer die Entwicklung der Wall Street in den vergangenen zwölf Monaten. „Es ist an der Zeit, damit aufzuhören, junge Anleger, die 2020 (die Entwicklung der Börse – Anmerkung der Redaktion) komplett richtig antizipiert haben, despektierlich zu behandeln“, sagte Cramer in seiner Sendung „Mad Money“.
Robinhood-Kleinanleger befeuern spektakuläre Börsenhausse
Der frühere Hedgefondsmanager meint damit den spektakulären Lauf der Aktienmärkte seit den Jahrestiefs nach dem Coronaschock im März, der von den Profiteuren der Pandemie angeführt wurde – den sogenannten „Stay-at-Unternehmen“.
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Junge Anleger, die im Shut- und Lockdown über einfache Smartphone-Finanz-Apps wie Robinhood in Berührung mit der Börse kamen, setzten beherzt auf die Krisengewinner. „Sie interessieren sich nur dafür, wer etwas richtig macht und wer nicht“, erklärt Cramer.
Tesla: Der ultimative Star des Börsenjahres 2020
Die Folge: Wer gewinnt, gewinnt richtig groß – erst recht, wenn es sich um ein Kultunternehmen handelt. Kein anderer Konzern profitierte vom Paradigmenwechsel in der Pandemie stärker als Tesla, dessen Aktie zu einer Rallye durchstartete, die bis heute kein Ende zu finden scheint.
Tesla's valuation:
Dec 2020: $550 billion
Nov 2020: $500 billion
Aug 2020: $400 billion
Jul 2020: $300 billion
Jun 2020: $200 billion
Jan 2020: $100 billion
Apr 2017: $50 billion
Feb 2014: $25 billion
Apr 2013: $5 billion
Jun 2010: $1 billion (IPO) pic.twitter.com/ZRmKZgP8TZ— Jon Erlichman (@JonErlichman) December 1, 2020
Bei Kursen von splitbereinigt 83 Dollar startete der Elektroautohersteller ins Jahr – elf Monate später leuchten in der Spitze Notierungen von 650 Dollar auf. Der von Elon Musk geführte US-Konzern konnte bei der spektakulären Kursrallye von mehr als 700 Prozent – dem Zehnfachen von Amazons Zuwächsen – eine Wertsteigerung von mehr als einer halben Billion Dollar verbuchen. Mit einem Börsenwert von über 600 Milliarden Dollar ist Tesla inzwischen zum sechstwertvollsten Konzern der USA avanciert.
Tesla’s ranking on list of the most valuable companies in the US:
2020: 6th most valuable
2015: 166th most valuable
2010: 841st most valuable pic.twitter.com/JivJChdBSl— Jon Erlichman (@JonErlichman) December 3, 2020
Fiverr und auch Zoom elektrisieren Anleger
Im Schatten von Glamourkonzern Tesla konnten Anleger aber auch mit ausgewählten „Stay-at-Home“-Aktien Kursgewinne einstreichen, die für Jahre reichen. Den Jackpot hätten Aktionäre ebenfalls mit Fiverr geknackt: Der selbsternannte Onlinemarktplatz für digitale Dienstleistungen, auf dem Freelancer Aufträge finden und anbieten können, legte seit Jahresbeginn um 730 Prozent zu und liefert sich damit auf den letzten Metern von 2020 ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Tesla um die beste Aktienperformance.
Auch der Anbieter von Videokonferenzen Zoom wurde zum Synonym der im Corona-Lockdown zu Hause verbrachten Arbeitszeit – und konnte seit Jahresbeginn enorme 505 Prozent an Wert gewinnen. Die Geschäftsentwicklung reflektiert die exorbitanten Kurszuwächse: Im abgelaufenen dritten Quartal konnte Zoom seine Umsätze fast verfünffachen.
Auch Peloton, Etsy und Square auf der Überholspur
Ebenfalls auf der Überholspur befindet sich Highend-Fitnessgeräthersteller Peloton, der in erster Linie Spinning Bikes mit dazugehörigen Onlinekursen anbietet, die sich in der Zeit geschlossener Fitnessstudios wenig überraschend massiv gestiegener Nachfrage erfreute. Vor rund drei Jahren debütierte das 2012 gegründete US-Unternehmen noch für 29 Dollar an Börse, 2020 leuchteten an der Techbörse Nasdaq in der Spitze Kurse von 139 Dollar auf. Allein 2020 legten Peloton-Aktien um 317 Prozent zu.
Doch das war noch nicht alles: Findige Anleger konnten mit dem Unikate-Marktplatz Etsy in diesem Jahr satte 270 Prozent einstreichen, während der Bezahlanbieter Square Anleger mit Zugewinnen von 240 Prozent verwöhnte. Auch Social Media-Aktien wie Pinterest (+ 274 Prozent) und Snap (+ 216 Prozent) bescherten Anlegern vor Jahresfrist kaum für möglich gehaltene Kursgewinne.
Social media stock returns this year:
Pinterest: +274%
Snapchat: +216%
Twitter: +69%
Facebook: +34%
Google: +32% pic.twitter.com/y2mQyUpdFv— Jon Erlichman (@JonErlichman) December 16, 2020
E-Commerce-Plattformanbieter Shopify, der vom deutschen CEO Tobias Lücke gegründet und geführt wird, legte seit Jahresbeginn um 170 Prozent zu und stieg zum wertvollsten Konzern Kanadas auf. Den vielen Anlegern, denen die Jahrhundertgewinne in Krisenzeiten entgangen sind, bleibt zumindest ein kleiner Trost: In zwei Wochen geht die Jagd nach spektakulären Kurszuwächsen wieder bei null los...
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