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Jack Daniel’s schreibt seine Firmengeschichte um: Gründer ging bei einem Sklaven in die Lehre

Jack Daniel's nutzt sein 150. Jubiläum zur Aufarbeitung der Firmengeschichte (Foto: AP)


Irgendwann in den 1850ern ging in Tennessee ein Junge namens Jasper Newton „Jack“ Daniel bei dem Prediger und Schnapsbrenner Dan Call in die Lehre und wurde von ihm in die Geheimnisse der Whiskey-Herstellung eingewiesen: So lautete bis vor kurzem der Gründungsmythos von Jack Daniel’s. Seit seinem 150. Jubiläum präsentiert der Konzern ein korrigiertes Bild der Geschichte: Wichtigster Lehrmeister des jungen Jack war demnach Nearis Green – ein Sklave Calls.



Green habe für Call die Schnapsbrennerei geleitet und Daniel in alle Geheimnisse seiner Kunst eingeweiht. Tatsächlich ist dieser Umstand Historikern schon seit Jahrzehnten bekannt, wurde bislang in der Eigendarstellung von Jack Daniel’s jedoch mit keinem Wort erwähnt. „Wir haben so etwas wie das Jubiläum gebraucht, um zu beginnen, über uns selbst zu sprechen“, sagte Firmenhistoriker Nelson Eddy der „New York Times“. Tatsächlich steht der Schnapsproduzent in der Aufarbeitung seiner Geschichte immer noch ziemlich am Anfang: Die Rolle Greens ist derzeit noch ein optionaler Bestandteil der Führungen durch die originale Jack-Daniel’s-Brennerei – ob sie die Geschichte erzählen, bleibt den Führern überlassen.

Vergessenes Kapitel der Whiskey-Geschichte

Generell wurde die Verbindung von Whiskey-Herstellung und Sklaverei jahrzehntelang totgeschwiegen. Dabei war es in den Südstaaten gang und gebe, dass in den zahlreichen Schnapsbrennereien Sklaven eingesetzt wurden, oftmals in qualifizierten Positionen als Brennmeister oder Vorarbeiter. Dass ihre Leistungen nie anerkannt wurden, war natürlich ebenso üblich, schließlich galten sie lediglich als Besitz ihrer Herren. Später ließen die Whiskey-Konzerne diesen Teil der Geschichte unter den Tisch fallen und konzentrierten sich in ihren hauptsächlich an Weiße gerichteten Marketing-Kampagnen auf die Rolle schottischer und irischer Einwanderer, die die Kunst des Schnapsbrennens aus ihrer Heimat mitgebracht hatten.

Daniel selbst scheint „Onkel Green“ durchaus dankbar gewesen zu sein. Als er 1866 – ein Jahr nach Abschaffung der Sklaverei – seine eigene Destillerie gründete, stellte er zwei Söhne seines Lehrmeisters ein. Dabei waren die beiden ihren weißen Kollegen offenbar einigermaßen gleichgestellt: Auf einem historischen Betriebsfoto sitzt ein mutmaßlicher Green-Sohn neben Daniel mitten im Team – bei anderen Brennereien mussten die schwarzen Mitarbeiter bei Fototerminen in der hintersten Reihe stehen.

Jack Daniel’s neues Bekenntnis zu diesem vergessenen Kapitel der Firmengeschichte stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Einige loben den Konzern für diesen Schritt, für andere kommt er schlicht viel zu spät. Wieder andere sehen darin eine neue Marketing-Strategie, mit der die Firma auf das wachsende Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit in ihrer Zielgruppe reagiert.

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