Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.075,22
    +299,84 (+0,79%)
     
  • Gold

    2.410,60
    +12,60 (+0,53%)
     
  • EUR/USD

    1,0660
    +0,0014 (+0,13%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.600,36
    +1.380,72 (+2,33%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.379,56
    +66,94 (+5,28%)
     
  • Öl (Brent)

    83,53
    +0,80 (+0,97%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.411,12
    -190,37 (-1,22%)
     

Vom Jäger zum Gejagten – Elektronikmärkte unter Druck

Vor 40 Jahren verdrängten Media Markt und Saturn die kleinen Händler. Durch den Onlinehandel sind die Elektronikmärkte nun selbst unter Druck.

Es ist Ende der Siebzigerjahre: Die Deutschen haben die Taschen voll, Popmusik und Hifi-Anlagen sind der Hit. Doch wer so eine moderne Kompaktanlage haben will, muss zum biederen Radiohändler. Dort ist die Auswahl bescheiden, das Ambiente muffig, und die Preise sind hoch. Musikkassetten oder Schallplatten sucht man vergeblich.

Ein Fehler, wie der damalige Verkaufsleiter eines großen Münchener Rundfunkhändlers feststellt. „Irgendwann haben wir gemerkt, wir brauchen viel mehr Platz“, erinnerte sich Leopold Stiefel Jahre später im Handelsblatt-Interview.

Schallplatten, Stereoanlagen und Waschmaschinen verkaufen wie in einem Supermarkt? „Damals musste man an sich und seine Idee schon sehr stark glauben“, so Stiefel. Mit dem Ehepaar Helga und Erich Kellerhals und dem Werbeprofi Walter Gunz macht er sich selbstständig. Bankkredite gibt es keine, die Lieferanten sollen die Ware auf Kredit liefern, eine revolutionäre Idee. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 1979 eröffnet im Münchener Euro-Industriepark der erste Media Markt.

Nicht nur das Verkaufskonzept ist neu. „Eine aufmerksamkeitsstarke, freche, witzige Werbung“ soll die neuen Elektromärkte bekannt machen. Aus biederen Prospekten machen Gunz und Stiefel „Extrablätter“, die mit griffigen Slogans in den Münchener Briefkästen landen. Mit der Torwartlegende Sepp Maier veranstaltet Stiefel auf dem Media-Markt-Parkplatz einen „Videorekorderweitwurf“. Es folgen Filialen in Bayern, Mitte der Achtziger in ganz Deutschland.

WERBUNG

Doch das Rad, das sie drehen, wird den Gründern zu groß: 1988 übernimmt die Metro-Tochter Kaufhof die Mehrheit und verleibt sich wenig später auch die Kölner Saturn-Märkte ein. Gründer Stiefel wird Geschäftsführer beider Gruppen – und behält weiter die Fäden in der Hand. Sein Motto für die beiden Marken: getrennt marschieren, gemeinsam schlagen.

In einem Ingolstädter Gewerbegebiet entsteht die Holding, die den Konzern bis heute steuert. Das Konzept ist immer dasselbe: Die Zentrale sucht sich einen lokalen Geschäftsführer. Der steigt mit eigenem Kapital ein. Die Zentrale liefert die Ware und eine rote Managementfibel. Was zu welchem Preis angeboten wird, entscheidet allein der Mann vor Ort.

Ein Konzept, mit dem Stiefel den Elektronikhandel in ganz Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern umkrempelt. Die meisten lokalen Konkurrenten müssen aufgeben. Doch so wie Media Markt und Saturn vor 40 Jahren die kleinen Händler verdrängten, so geraten mit dem aufkommenden Onlinehandel seit Anfang des Jahrtausends die Ingolstädter unter Druck. Dass die einzelnen Märkte selbstständig sind, macht einen gemeinsamen Internetauftritt schwierig.

Media Saturn vernachlässigt den Internethandel jahrelang. „Online ist ein zusätzlicher Vertriebskanal, aber in unseren Märkten bekommt der Kunde viel mehr: Beratung, Möglichkeiten des Ausprobierens, sofortige Warenverfügbarkeit, breite Auswahl und Service“, beschwichtigte der damalige Konzernchef Roland Weise 2007 im Handelsblatt-Interview.

Und fügte hinzu: „Die Volumina im Onlinehandel werden erheblich überschätzt.“ Eine katastrophale Fehleinschätzung, unter der Media Saturn bis heute leidet. Vor allem das amerikanische Internetkaufhaus Amazon trägt ganz erheblich zum Niedergang bei.