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IWF-Chefin warnt vor „ernsthaften Störungen“ der britischen Wirtschaft

Die Gefahr eines ungeordneten Brexits rückt näher. IWF-Chefin Christine Lagarde warnt: Die britische Regierung könnte diesen Schock nicht auffangen.

Als Christine Lagarde das letzte Mal in London war, hatte sie einen ungeordneten Brexit noch als unvorstellbar bezeichnet. Nun ist der Stichtag nur noch sechs Monate entfernt, und das Schreckensszenario ist in greifbare Nähe gerückt. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) nutzte ihren Besuch im britischen Finanzministerium daher für deutliche Worte.

Wenn das Land ohne Deal aus der EU ausscheide, wäre dies ein „Angebotsschock“, der zu weniger Wachstum, einem höheren Haushaltsdefizit und der weiteren Abwertung des Pfunds führen würde, sagte die Französin am Montag. „In relativ kurzer Zeit würde dies eine Schrumpfung der britischen Wirtschaft bedeuten.“

Obendrein ist Großbritannien nach Ansicht des IWF nicht auf einen ungeordneten Brexit vorbereitet. Zwar veröffentlicht die Regierung von Premierministerin Theresa May in diesen Tagen „technische Hinweise“, wie man die Wirtschaft am Laufen halten würde, aber das beeindruckt die Ökonomen aus Washington nicht.

Die schiere Masse an Aufgaben führe dazu, dass die Vorbereitungen bis zum Stichtag am 29. März 2019 „unvollständig“ blieben, heißt es in dem von Lagarde vorgestellten Bericht. In diesem Fall seien „ernsthafte Störungen“ zu erwarten.

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Lagardes Gastgeber Philip Hammond verstärkte ihre Warnung noch. „Wenn wir die EU ohne Deal verlassen, gefährden wir die ökonomischen Reparaturarbeiten, die wir in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben“, sagte der Finanzminister. Hammond kämpft im Kabinett für eine möglichst enge Beziehung zur EU und dürfte über die IWF-Schützenhilfe hocherfreut sein.

Zusammen mit dem Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, sieht er es als seine Aufgabe an, seine Landsleute mit der harschen Realität zu konfrontieren.

Die IWF-Chefin sagte, eine Übergangsperiode und ein Anschlussabkommen mit der EU könnten die Brexit-Risiken erheblich verringern. Der IWF erhöhte seine Wachstumsprognose für Großbritannien für dieses Jahr leicht von 1,4 auf 1,5 Prozent. Das war vor allem dem guten Sommer geschuldet: In den drei Monaten bis Ende Juli wuchs die Wirtschaft um 0,6 Prozent. Auch für das kommende Jahr erwartet der IWF ein Wachstum von 1,5 Prozent – allerdings nur, wenn es einen Brexit-Deal gibt.

Die britische Wirtschaft schlägt sich besser als erwartet

Die britische Konjunktur hat sich nach dem Referendum 2016 besser gehalten als zunächst erwartet. Eine Rezession blieb aus, die Wirtschaft wächst aber auch nicht mehr so schnell wie früher. Die Bank of England schätzt, dass das Votum zwei Prozentpunkte Wirtschaftsleistung gekostet hat. Die IWF-Prognose ist im Vergleich sogar noch optimistisch: Die britische Handelskammer etwa erwartet nur ein Wachstum von 1,1 Prozent in diesem Jahr und 1,3 Prozent für 2019.

Lagarde betonte, dass die Wirtschaft stärker wüchse, wenn das Land in der EU bliebe. Alle denkbaren Brexit-Szenarien bedeuteten zusätzliche Kosten, sagte sie. Die Hoffnungen auf eine Brexit-Dividende konterte sie mit dem Hinweis, dass kurzfristig erst einmal Kosten anfallen. Der Handel werde zurückgehen, sagte sie. Das liege auf der Hand, aber mancher scheine das noch nicht mitbekommen zu haben.

Es war eine Anspielung auf die Brexit-Fans, die behaupten, Großbritanniens Außenhandel werde aufblühen, wenn man erst einmal selber Freihandelsverträge aushandeln könne. Großbritannien müsse insgesamt 63 EU-Handelsabkommen mit Drittstaaten neu verhandeln, sagte Lagarde. „Das ist eine ganze Menge.“

Die Hardliner in der konservativen Unterhausfraktion drohen unverdrossen damit, jeden Deal abzulehnen, der Großbritannien zu nah an der EU hält. Lagarde gab sich dennoch zuversichtlich. Sie sei eine „unverbesserliche Optimistin“, sagte sie. „Ich hoffe und bete, dass es einen Deal zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich geben wird.“