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Italienischer Zahlungsdienstleister Nexi greift nach heimischem Konkurrenten

Die Konsolidierung im Zahlungsverkehr schreitet mit großen Schritten voran. Kaum verkündet Nexi die eine Fusion, bahnt sich auch schon die nächste an.

Seit Monaten war in Italien über die Fusion der beiden italienischen Zahlungsdienstleister Nexi und Sia spekuliert worden. Am Montag wurden die Pläne offiziell bestätigt: Wie die Firmen mitteilten, haben sie ein „memorandum of understanding“ unterschrieben.

Endgültig soll die Fusion per Vertrag im Dezember besiegelt werden. Mit ihrem Zusammenschluss soll ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden Euro entstehen – ein neuer europäischer Riese im Zahlungsverkehr.

Bis zum Sommer 2021 soll die Fusion stehen, und schon jetzt hat Nexi das nächste Übernahmeziel im Blick. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg haben die Italiener ein unverbindliches Angebot für den dänischen Zahlungsdienstleister Nets gemacht. Nets ist in der Hand von Private-Equity-Firmen. Zu dem Konzern gehört auch Concardis, an dem ehemals eine Gruppe deutscher Banken beteiligt war. Auch der Konkurrent Global Payments soll sein Interesse bekundet haben.

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Schon der Zusammenschluss von Nexi und Sia ist ein weiterer großer Schritt für die Konsolidierung des Zahlungsverkehrs. Gemeinsam wickeln die Firmen jährlich 21 Milliarden digitale Transaktionen ab und geben 120 Millionen Karten heraus. Das neue Unternehmen wäre nach Angaben von Nexi eins der zehn größten in Italien.

Entsprechend begeistert reagierte die Politik. Die Regierung in Rom ist in den Deal eingebunden, weil das auf Infrastrukturen und Dienstleistungen für Finanzinstitute spezialisierte Unternehmen Sia eine Tochtergesellschaft von CDP Equity ist. Dahinter steht die staatliche italienische Förderbank Cassa Depositi e Prestiti CDP – das italienische Pendant zur deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

„Mit der Fusion unter der Regie der CDP als stabilem Aktionär kommen zwei Unternehmen zusammen, die komplementär agieren und bereits zur Avantgarde bei digitalen Zahlungssystemen gehören“, erklärte Wirtschafts- und Finanzminister Roberto Gualtieri.

Das neue Unternehmen werde nach Händlern und Karten die Nummer eins in Europa und in vier Kontinenten präsent sein. „Die Fusion wird zur digitalen Transformation beitragen und passt zur Strategie der Regierung, bargeldlose Finanztransaktionen zu fördern“, so Gualtieri. Die stellvertretende Wirtschafts- und Finanzministerin Laura Castelli sprach von „einer optimalen Nachricht für Italien“.

100 Millionen Euro Kosten einsparen

Wie das größere Unternehmen, Nexi, mitteilte, sind mit der Fusion Einnahmen von rund 1,8 Milliarden Euro geplant. Nexi ist seit 2019 an der Mailänder Börse notiert. Der Wert des Unternehmens liegt bei 10,2 Milliarden Euro. Klappt die Fusion mithilfe der Eingliederung von Sia in Nexi, ist ein Aktientausch vorgesehen. Für jede Sia-Aktie gibt es 1,5761 Nexi-Aktien. Der Anteil der Sia-Aktionäre wird dann bei rund 30 Prozent des Kapitals liegen, Nexi wird 70 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. Der Anteil der CDP wird bei circa 25 Prozent liegen.

In einer Mitteilung der beiden Unternehmen heißt es, der Zusammenschluss werde wichtige Synergien ermöglichen, die mit 150 Millionen Euro beziffert werden. 100 Millionen Euro sollen an Kosten eingespart werden. Nach der Fusion werde das Unternehmen 5500 Mitarbeiter in 15 Ländern haben, 4000 davon seien im Bereich Technologie und digitaler Innovation beschäftigt. Chef wird der Nexi-CEO Paolo Bertoluzzo.

Im Zahlungsdienstesektor kam es zuletzt vermehrt zu Fusionen: Erst im Februar hatte der französische Zahlungsdienstleister Wordline die Übernahme des Konkurrenten Ingenico angekündigt. Nach Angaben der Firmen entsteht dadurch der weltweit viertgrößte Zahlungsdienstleister. Noch hat allerdings die EU-Wettbewerbsbehörde dieser Transaktion nicht zugestimmt.

Zahlungsdienstleister wie Ingenico und Worldline wickeln im Auftrag von Händlern Zahlungen ab, online oder auch an der Ladenkasse. Zudem binden sie verschiedene Bezahlarten in Onlineshops ein und übernehmen Zusatzdienstleistungen wie etwa den Schutz vor betrügerischen Transaktionen.

Seit Jahren profitieren sie dabei vom weltweiten Trend zum Onlineshopping. In den vergangenen Monaten wurde dieser durch die Corona-Pandemie zusätzlich beschleunigt. Einbußen in stationären Geschäften konnten die Dienstleister dadurch zum Teil ausgleichen.

Die Zusammenschlüsse kommen für Marktbeobachter nicht unerwartet, denn die Branche ist in Europa noch vergleichsweise zersplittert, auch wenn die Firmen längst international aktiv sind. Größenvorteile sind in diesem Segment besonders wichtig, denn die Dienstleister erhalten nur einen kleinen Anteil der über sie abgewickelten Umsätze. Um ausreichend Gewinne zu erwirtschaften und in immer neue Technologien und Services für Händler investieren zu können, braucht es einen großen Marktanteil.

Zu den Akteuren in Europa gehörte auch der insolvente Wirecard-Konzern. Weltweit zählen FIS, das zuvor Worldpay übernommen hatte, und Global Payments – das TSYS übernommen hat – zu den großen Wettbewerbern. Die deutschen Banken spielen bei Zahlungsverkehrsdienstleistungen für Händler kaum mehr eine Rolle. Anfang 2017 verkauften sie ihren Zahlungsdienstleister Concardis an die Finanzinvestoren Bain und Advent. An Concardis beteiligt waren die Deutsche Bank und die Commerzbank, die genossenschaftliche DZ Bank sowie die Sparkassen.

Eine der jüngeren Firmen in diesem Bereich ist der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen. Dessen Chef, Pieter van der Does, rechnet mit einer weiteren Konsolidierung im hart umkämpften Geschäft mit Zahlungsabwicklungen. „Angesichts der steigenden Bewertung in der Branche dürfte es einzelnen Zahlungsdienstleistern nicht schwerfallen, Geld für Übernahmen einzusammeln“, sagte er kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Auch er selbst schließt Übernahmen inzwischen nicht mehr kategorisch aus. Es sei aber „sehr unwahrscheinlich“, dass er einen Zahlungsdienstleister erwerbe, der seinem Unternehmen ähnelt.