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Inzidenz, Krankenhaus-Belegung, Kinder-Impfung, Booster: So ist die Corona-Lage in Deutschland — und das sind die Pläne der Politik

Die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie verschlechtert sich. Am Donnerstag erreichte die Zahl der Neuinfektionen einen neuen Höchststand. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte 37.120 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Der Wert übertrifft damit den bisherigen Höchststand vom Vortag. Im April wurden auf dem Höhepunkt der dritten Corona-Welle 29.518 Infektionen gemeldet.

Seit Ende September steigen die Zahlen hierzulande wieder stark. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile bei 169,9. In den vergangenen sieben Tagen mussten 3,73 von 100.000 Einwohnern aufgrund einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden. Diese Hospitalisierungsrate ist besonders wichtig für die Beobachtung der pandemischen Lage. Bund und Länder machen vor allem von dieser Zahl eine Verschärfung der Maßnahmen abhängig. Am höchsten lag die Hospitalisierungsrate zuletzt mit 15,5 zur Weihnachtszeit 2020. In den vergangenen 24 Stunden sind 154 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben.

Die Situation ist weiter angespannt und kritisch. Wo steht Deutschland in der Pandemie und welche Lösungen haben Gesundheitsminister Jens Spahn und seine Amtskollegen aus den Ländern besprochen, sollte sich die Lage im Winter verschlechtern? Wir liefern einen Überblick.

Wo steht Deutschland in der Corona-Pandemie?

55,6 Millionen Deutsche vollständig gegen das Coronavirus immunisiert. Das entspricht 66,9 Prozent der Gesamtbevölkerung (Stand 5. November). Zuletzt wurden am 3. November rund 270.000 Menschen in Deutschland an einem Tag geimpft. Dabei sind die regionalen Unterschiede weiterhin groß. Am höchsten ist die Impfquote im Stadtstaat Bremen. Hier wurden 81,2 Prozent der Einwohner bereits vollständig gegen das Virus geimpft. Am niedrigsten ist der Wert in Sachsen. Lediglich 59,1 Prozent der Bevölkerung haben sich dort vollständig impfen lassen.

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Neu in der Debatte ist die Auffrischungsimpfung, also eine dritte Impfdosis mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis. Studien legen nahe, dass die Impfstoffe in den Monaten nach der Impfung an Wirkung verlieren. Eine Booster-Impfung für Personen über 70 Jahren wurde bereits von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen. 2,4 Millionen Menschen haben diese dritte Impfdosis bereits erhalten. Und was ist mit dem Rest der Bevölkerung? Man wolle kurzfristig entscheiden, ob Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus in Deutschland für alle empfohlen werden sollen, sagte Stiko-Vorsitzender Thomas Mertens am Dienstag. „Die Ständige Impfkommission prüft im Moment sehr intensiv, ob sie Auffrischungsimpfungen für alle Bevölkerungsgruppen empfehlen wird.“

Eine Entscheidung darüber werde in wenigen Wochen fallen, sagte Mertens. Bei einer allgemeinen Empfehlung für Booster-Impfungen sei entscheidend, ob dadurch die Weiterverbreitung des Virus gebremst werden könne. Jens Spahn (CDU), geschäftsführender Bundesgesundheitsminister, hatte darauf hingewiesen, dass laut Impfverordnung alle Menschen ab zwölf Jahren Anspruch auf Booster-Impfungen hätten. Ärztevertreter hatten daraufhin Kritik an Spahn geübt. Durch seine Äußerung werde der Aufklärungsbedarf in den Praxen größer, meinte etwa der Hausärzteverband.

Zu möglichen Nebenwirkungen einer dritten Impfung heißt es, dass ähnliche Symptome auftreten könnten wie nach der zweiten Impfung. Am häufigsten treten demnach Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und Erschöpfung, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen auf.

Kinder-Impfungen und Impfpflicht für Pflegekräfte

Ein weiteres Streitthema ist eine Impfpflicht für Pflegepersonal. Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes, fordert eine verpflichtende Impfung für alle Mitarbeiter im Pflegesektor. "Kein Ungeimpfter darf Kontakt zu einer derart vulnerablen Gruppe haben, weder beruflich noch als Besucher. Das gilt für Senioren- und Pflegeheime wie für Intensivstationen", sagt Weigeldt der "Bild"-Zeitung. Der deutsche Pflegerat spricht sich allerdings gegen eine Impfpflicht und für eine Testpflicht beim Pflegepersonal aus.

Auch über Kinder-Impfungen wird diskutiert. Die Stiko empfiehlt eine Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren. Eine Empfehlung für jüngere Altersgruppen steht aus. Denn eine Zulassung seitens der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) von Corona-Impfstoffen für Kinder unter zwölf Jahren – Voraussetzung für eine Stiko-Empfehlung – liegt bisher nicht vor. Die EMA will eine Zulassung der Vakzine für Kinder unter zwölf Jahren vor Weihnachten überprüfen.

In den USA werden Kinder ab fünf Jahren mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft. Die Kinder erhalten zwei Dosen im Abstand von drei Wochen. Verimpft wird nur ein Drittel der üblichen Dosis, die bei Erwachsenen und älteren Kindern verwendet wird. Kritiker bemängeln, dass es nicht ausreichend klinische Studien zu den Nebenwirkungen bei Kindern gebe.

Der Stiko-Vorsitzende Mertens gibt zu bedenken, dass die Situation hier eine andere sei als in den USA. "Kinder dort erkranken offenbar deutlich häufiger schwer an Covid-19. Möglicherweise liegt das an dem dortigen Gesundheitssystem und dem höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren wie zum Beispiel metabolischem Syndrom oder schlecht eingestelltem Diabetes." Spahn sichert zu, dass die Bundesregierung genügend Impfdosen vom Hersteller Biontech geordert hat, um auch Kinder unter zwölf zu versorgen, sollte eine Zulassung erfolgen.

Welche Lösungen hat die Bundesregierung parat?

Am Donnerstag und Freitag beraten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über das Vorgehen. Uns liegt ein Sieben-Punkte-Plan für den Winter vor, mit dem die Minister vor allem Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen schützen wollen.

Bei den Booster-Impfungen gehen Bund und Länder davon aus, dass Auffrischimpfungen, insbesondere in Pflegeeinrichtungen, zeitnah und flächendeckend durch die niedergelassenen Arztpraxen angeboten werden. „Zur Sicherstellung des Impfangebots kommen bei Bedarf gemäß dem GMK-Beschluss zur Vorhaltung eines staatlichen Impfangebots über den 30. September hinaus ergänzende staatliche Impfangebote, insbesondere mobile Impfteams zum Einsatz, die von den Ländern koordiniert werden.“

Auch die Info-Kampagnen zum Thema Drittimpfung sollen ausgeweitet werden. Dies gilt aktuell vor allem für die vulnerable Gruppe der Über-70-Jährigen. "Ergänzend können im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten und nach ärztlicher Beurteilung und Entscheidung Auffrischimpfungen grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen", heißt es in dem Papier.

Auch an flächendeckenden Testangeboten soll festgehalten werden. "Sofern sich dies als nicht ausreichend herausstellen sollte, wird der Bund eine Anpassung der Teststrategie und Ausdehnung der Testmöglichkeiten für Personal und Besucher zeitnah prüfen und die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen anpassen und eine nachhaltige Finanzierung sicherstellen."

Die Bundesregierung setzt also auch in der aktuellen Situation weiter auf die eigene Impfkampagne, um die Pandemie und ihre Auswirkungen einzugrenzen. Das Bundesgesundheitsministerium spricht hier auch von einem Gemeinschaftsschutz, der sich aus Herdenimmunität und Impfquote zusammensetzt. Nach mathematischen Modellszenarien des RKI wird für die Altersgruppe über 60 eine Zielimpfquote von 90 Prozent und bei den 12- bis 59-Jährigen eine Zielimpfquote von 85 Prozent benötigt, "um die 7-Tage-Inzidenzen unter 100 beziehungsweise 50 Fälle pro 100.000 Personen zu halten." Aktuell wurden 85,4 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft. Bei den 18- bis 59-Jährigen sind es nach Daten des Bundesgesundheitsministeriums 73,3 Prozent und bei den Zwölf- bis 17-Jährigen sogar nur 42,2 Prozent.

Auch die Zahl der Genesenen spielt in dem Gemeinschaftsschutz eine Rolle. Das RKI gibt die Zahl dieser mit ungefähr 4,3 Millionen an. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass deutlich mehr Personen bereits genesen sind, da viele Infektionen nicht erkannt oder registriert werden. Fest steht jedoch auch: "Steigt die Übertragungswahrscheinlichkeit von SARS-CoV-2, muss damit gerechnet werden, dass auch die Notwendigkeit einer höheren Immunität in der Bevölkerung besteht", schreibt das Bundesgesundheitsministerium.