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Investoren lehnen Aktienrückkäufe bei der Deutschen Bank ab

Um ihre Entlastung müssen Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank in diesem Jahr auf der Hauptversammlung wohl nicht bangen. Konflikte gibt es trotzdem.

So viel Nähe zwischen Vorstandschef Christian Sewing (l.) und Aufsichtsratschef Paul Achleitner wird es auf der diesjährigen Online-Hauptversammlung der Deutschen Bank nicht geben. Foto: dpa
So viel Nähe zwischen Vorstandschef Christian Sewing (l.) und Aufsichtsratschef Paul Achleitner wird es auf der diesjährigen Online-Hauptversammlung der Deutschen Bank nicht geben. Foto: dpa

Viele Fragen, wenig Folklore – gemessen an den üblichen Dramen dürfte die Online-Hauptversammlung der Deutschen Bank ungewohnt nüchtern ablaufen. Aktionäre mussten Fragen und Stellungnahmen schon vor dem Aktionärstreffen abliefern. Die mitunter kuriosen Darbietungen vor versammeltem Aktionärspublikum fallen in diesem Jahr Corona-bedingt weg.

Nach den Reden von Aufsichtsratschef Paul Achleitner und Vorstandschef Christian Sewing, die die Bank bereits im Vorfeld veröffentlichte, werden die vorab eingereichten Fragen der Investoren vorgelesen und beantwortet. Insgesamt 54 Aktionäre haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und 366 Fragen gestellt.

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Einige Fondsgesellschaften und Aktionärsvertreter haben ihre Stellungnahmen zu Wochenbeginn öffentlich gemacht. Die Großwetterlage ist damit bekannt – und die Konflikte entzünden sich im Wesentlichen an zwei Tagesordnungspunkten - Aktienrückkäufe und Personalien. So kritisieren mehrere Aktionärsvertreter den Tagesordnungspunkt, der der Bank den Kauf eigener Aktien erlaubt. Das Institut will sich genehmigen lassen, bis zu zehn Prozent der eigenen Anteilsscheine aufzukaufen. Ein solcher Vorratsbeschluss ist unter anderem nötig, um Mitarbeitern einen Teil ihrer Boni in Aktien auszuzahlen.

Die Fondsgesellschaften Deka und Union Investment sowie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) haben angekündigt, dagegen zu stimmen. Union Investment lehnt „Aktienrückkaufprogramme grundsätzlich ab“, wie Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment mitteilte.

DSW-Vizepräsident Klaus Nieding begründet seinen Widerstand damit, dass die Bank in der aktuellen Situation Liquidität und Kapital zusammenhalten müsse. Daher sei im übertragenen Sinne unbedingt „das Pulver trocken zu halten“.

Eine nennenswerte Zahl an Aktionären, die Vorstand oder Aufsichtsrat die Entlastung verweigern wollen, scheint dieses Mal nicht in Sicht. Der amerikanische Stimmrechtsberater ISS unterstützt die Deutsche Bank in allen Tagesordnungspunkten, Deka und Union Investment wollen es ebenso halten. Nur Aktionärsberater Glass Lewis spricht sich explizit gegen die Entlastung von Aufsichtsratschef Paul Achleitner sowie der ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Sylvie Matherat und Garth Ritchie aus.

Dauerhafte Konsequenzen der Coronakrise

Selbstverständlich ist so wenig Konfliktpotenzial nicht. Schließlich hat die Corona-Pandemie die Bank mitten im Umbau erwischt. „In dieser Phase des Umbruchs müssen wir unsere Bank noch wetterfester machen – oder sagen wir besser: sturmfest“, räumt Vorstandschef Sewing in seiner vorab veröffentlichten Rede ein. Und Aufsichtsratschef Paul Achleitner warnt: „Die Coronakrise wird nicht nur länger andauern als zunächst erwartet – sie wird auch dauerhafte Konsequenzen haben.“

Aus Sicht von Fondsmanagerin Annecke ist die Bank „für eine tiefe Rezession nicht gut gerüstet“. Sie könne sich nicht vorstellen, „wie die Deutsche Bank angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise ihre Ertrags- und Renditeziele erreichen will“. Ihr Fazit: „Der Umbau der Bank hätte viel früher kommen müssen, um die Profitabilität rechtzeitig durch Kostensenkungsmaßnahmen zu stärken. Jetzt ist die schwache Profitabilität die größte Achillesferse.“

Doch das ist nicht die einhellige Meinung am Finanzplatz. Deka-Fondsmanager Andreas Thomae etwa glaubt, dass die Bank „mit ihrem moderaten Kreditrisikoprofil und ihrer guten Diversifizierung gut durch die Krise kommen“ wird.

Heiß diskutiert wurde im Vorfeld auch die Kandidatur von Deutsche-Börse-Chef Theo Weimer für den Aufsichtsrat der Bank. Nicht weil jemand Weimer für unqualifiziert gehalten hätte, sondern weil er für den Geschmack einiger Investoren zu viele Ämter auf sich vereint. Aus dem Aufsichtsrat des 1. FC Bayern ist Weimer bereits ausgeschieden, an seiner Wahl in den Aufsichtsrat von Knorr Bremse hält er aber fest. Und er lässt offen, ob er seinen Vorstandsjob bei der Deutschen Börse in zwei Jahren niederlegen könnte, um Achleitner an der Spitze des Aufsichtsrats zu beerben. Um sein Stimmergebnis muss Weimer sich dennoch nicht sorgen, da ihn auch die Kritiker seiner Ämterpolitik wie etwa Union Investment oder Deka wählen wollen.

So bleibt die Frage, ob das nächste physische Aktionärstreffen im kommenden Jahr in Frankfurt oder in einer anderen Großstadt mit mehr als 250.000 Einwohnern stattfinden wird. Die Bank will ihre Satzung ändern, um ihren Versammlungsort flexibler auswählen kann. Einige Aktionäre haben bereits Kritik daran geäußert.