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Investoren im Goldrausch

George Soros will es. Paul Singer will es. Carl Icahn will es. Stanley Druckenmiller will es auch. Die Wall Street-Investoren haben es alle auf abgesehen. Denn die Aktienmärkte wie der Dow Jones notieren derzeit auf Rekordniveau. Anleihen werfen keine oder kaum noch Rendite ab. Mit dem Edelmetall wollen sich nun auch die Stars der Investmentbranche absichern.

Und damit sind sie bei weitem nicht die einzigen, wie aus den Zahlen des am Donnerstag vorgelegten Quartalsberichtes des World Gold Councils hervorgeht. Demnach war die Nachfrage nach Goldbarren, Münzen und mit Gold besicherte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF), im ersten Halbjahr 2016 mit 1.064 Tonnen und einem Wert von 41,6 Milliarden Dollar so groß wie nie. Insgesamt – Privatanleger, Industrie und Notenbanken inbegriffen – lag die Nachfrage in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 2.335 Tonnen.

„Gold ist ein guter Indikator dafür, wie beunruhigt die Investoren sind“, sagt John Mulligan von der Minenlobby World Gold Council. Die Unsicherheiten an den Märkten seien die Haupttreiber für Gold.

Das Niedrigzinsumfeld hat die Renditen von Staatsanleihen in den Keller getrieben, einem bislang sicheren Anlageliebling etwa für Versicherer. Doch wenn selbst zehnjährige Bundesanleihen negativ rentieren, lässt auch so manch großer Investor die Finger davon. So setzt die Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, bereits seit mehreren Jahren auf Gold.

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Nicht zuletzt der Brexit hat Anleger aufgescheucht. Am Tag des Referendums habe sich die Zahl der Google-Anfragen nach „buy gold“ mehr als verfünffacht, bemerkt der Report des World Gold Council. Glaubt man den Edelmetall-Experten, ist ein Ende des Gold-Booms von Großinvestoren noch längst nicht in Sicht. „Wir sehen keinen Grund, warum die Nachfrage nicht weiter steigen sollte“, sagt Mulligan. Es fehlten schlicht die Alternativen: Aktien sind derzeit immens hoch bewertet, so dass Investoren den Einstieg jetzt scheuen.

Und das Niedrigzinsumfeld werde auch noch eine Weile andauern, glaubt Mulligan. Wobei selbst kleine Zinsschritte nach oben, wie sie in den USA für möglich gehalten werden, dem Goldpreis nicht viel anhaben könnten. Im Gegenteil: Erst nach der Zinswende im vergangenen Dezember habe die Goldrally richtig losgelegt, erläutert der Experte des World Gold Council.

Seit Jahresbeginn ist der Wert des Goldes um mehr als ein Viertel auf 1.346 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gestiegen. „Das ist der größte Anstieg seit 1980“, erklärt Mulligan.

Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die Kapitalströme in Gold-ETFs. Laut dem World Gold Council entsprach der Mittelzufluss im ersten Halbjahr 2016 dem Wert von 580 Tonnen Gold. Allein im Juli, dem ersten Monat nach dem Brexit, folgten Investments im Gegenwert von weiteren 80 Tonnen. Mehr als die Hälfte des Kapitals kam aus Europa. Zum Vergleich: 2015 zogen Anleger noch Gold in der Größenordnung von 128 Tonnen aus ETFs ab.


Ende 2016 bis zu 1.500 Dollar je Feinunze

„Es gibt im Moment noch ganz viel Geld an der Seitenlinie, das nur auf den Einstieg wartet“, sagt Ronald-Peter Stöferle, Partner beim liechtensteinischen Geldmanager Incrementum. Zwar seien im Moment auch viele Hedgefonds investiert, was Raum für kurzfristige Rücksetzer ließe. „Doch jeder kleine Rücksetzer wird zum Kaufen genutzt“, schätzt Stöferle.

Derzeit setzen Investoren so stark wie seit den Höchstständen von Gold im Jahr 2011 nicht mehr auf steigende Goldpreise. Damals kostete eine Feinunze noch 1.900 Dollar. Kurz darauf jedoch trat das Edelmetall in einen vier Jahre währenden Sinkflug ein, von dem sich das Edelmetall nun allmählich erholt.

„Nach der vierjährigen Rosskurs hat Gold nun ein stabiles Fundament“, sagt Stöferle. Er blickt optimistisch in die Zukunft. Ähnlich sieht es die italienische Unicredit. „Im Allgemeinen werden die Edelmetallmärkte von weiteren geldpolitischen Lockerungen gestützt“, schreiben Analysten der Bank in einem Kommentar. Dabei führt sie die Bank of England, die jüngst den Leitzins senkte, sowie die Bank of Japan und die Reserve Bank of Australia an.

Bei all dem Gold-Optimismus an den Märkten hat der Report des World Gold Council aber auch schlechte Nachrichten parat: Die Nachfrage nach Goldschmuck ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um vierzehn Prozent eingebrochen. „Gegenwind kommt vor allem aus den sonst starken Ländern Indien und China“, sagt Mulligan. In Indien hätten Sorgen um die Erträge aus der Landwirtschaft dämpfend gewirkt, in China die langsamer wachsende Wirtschaft.

Ernsthaften Grund zur Sorge sieht er darin aber nicht: „Das zweite Quartal ist traditionell schwächer nachgefragt.“ Gegen Ende des Jahres dürfte es wieder aufwärts gehen. Das glaubt auch Stöferle von Incrementum. Für Ende 2016 rechnet er mit einem Goldpreis von bis zu 1.500 Dollar je Feinunze.

KONTEXT

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Goldnachfrage

Die gesamte Goldnachfrage im ersten Quartal 2015 betrug 1079,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage nur um knapp 11 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr (Q1'14: 1089,9) gefallen.

Quelle: World Gold Council

Schmucknachfrage

Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im ersten Quartal 2015 insgesamt 600,8 Tonnen und ist damit um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q1'14: 620,2) gefallen.

Industrienachfrage

Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im ersten Quartal 2015 auf 80,4 Tonnen und fiel, verglichen mit den 81,9 Tonnen im ersten Quartal 2014, um zwei Prozent.

Goldbarren- und Münznachfrage

Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im ersten Quartal 2015 gesunken - auf 253,1 Tonnen. Ein Minus von zehn Prozent im Vergleich zu 2014 (Q1: 281,5).

EFTs und ähnliche Produkte

Die Nachfrage bei den Gold-EFTs betrug im ersten Quartal 2015 25,7 Tonnen. Im ersten Quartal des Vorjahres wurden noch Abflüsse in Höhe von 13,5 Tonnen verzeichnet.

Notenbanken

Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im ersten Quartal 2015 119,4 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr blieb der Wert damit nahezu gleich (Q1'14: 119,8).

Investment gesamt

Die Goldnachfrage im Investment belief sich im ersten Quartal 2015 auf 278,8 Tonnen. Das ist eine Steigerung von vier Prozent, im Vorjahresquartal waren es 268 Tonnen.