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Ein guter Tag macht noch keinen Aufschwung: Anleger sollten auf vorsichtige Erholung hoffen

Für Anleger ist es nicht leicht, sich derzeit an den volatilen Märkten zurechtzufinden. Die Gefahr ist groß, ein paar bessere Börsentage schon für die Wende zu halten.

Ein gigantischer Absturz, dann hin und wieder ein guter Tag: Mehr und mehr erkennen Ökonomen und Investoren, dass die Coronakrise länger dauert und tiefer geht als anfangs gedacht. Auf der anderen Seite schütten die Notenbanken und Regierungen die Wirtschaft mit Geld zu – wobei dann wieder die Frage auftaucht, wie viel davon tatsächlich hilft.

Hinzu kommt: In den kommenden Wochen dürfte es vor allem aus europäischen Ländern und aus den USA erschreckende Zahlen zum Einbruch des Wachstums und dem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit geben. Eigentlich keine Überraschung bei einer bewussten Stilllegung des öffentlichen Lebens, aber die Kurse dürften trotzdem reagieren.

Wichtiger als alles andere bleibt bis auf Weiteres der Verlauf der Krankheit selbst. Eine aktuelle Arbeit von Wissenschaftlern in Oxford besagt, dass das Virus in Italien und Großbritannien wahrscheinlich schon länger unterwegs und weiter verbreitet ist als bisher vermutet. Das wäre eine gute Nachricht, weil es bedeuten würde, dass Europa nicht erst am Anfang der Pandemie steht.

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Für Anleger ist es nicht leicht, sich zurechtzufinden. Die Gefahr, ein paar bessere Börsentage schon für die Wende zu halten, ist groß. Es kann aber etwas Hoffnung geben, dass Investoren offenbar beginnen, Risiken einzeln und genauer zu bewerten. Wenn sich dieses Verhalten durchsetzt, dürfte irgendwann eine etwas ruhigere Marktphase eintreten.

„Die Kapitalströme zeigen, dass Investoren Risiken etwas gezielter auswählen“, sagt Citigroup-Experte Ebrahim Rahbari. Insgesamt sieht er immer noch hohe Schwankungen an den Märkten und warnt davor, dass es 2008 auch einige Aufschwünge am Aktienmarkt gab, die sich später wieder zerschlagen haben.

Kein struktureller Bärenmarkt

Goldman Sachs sieht keinen „strukturellen Bärenmarkt“, wenn es gelingt, das Finanzsystem intakt zu halten. Sollten allerdings steigende Arbeitslosigkeit und Probleme bei Unternehmen die Stabilität der Banken untergraben, könnte nach Meinung der Goldman-Analysten der US-Aktienmarkt noch um ein weiteres Viertel absacken.

Goldman stellt auch fest, dass die Märkte bisher nicht tiefer gefallen sind als bei anderen Krisen – wohl aber schneller. Andererseits merken die Experten an, US-Aktien seien im Vergleich zu Staatsanleihen jetzt billiger als je zuvor – mit dem Vorbehalt, dass niedrige Bewertung eine Voraussetzung, aber allein kein Grund für einen neuen Aufschwung ist.

Sehr intensive Berechnungen präsentieren John Normand und Federico Manicardi von JP Morgan unter der Überschrift „Wann man gedrückte Vermögenswerte kaufen soll“. Sie stellen zunächst auch fest, dass dieses Mal der Absturz besonders schnell kam.

Doch wie weit sind wir von einer Wende entfernt? Ihre Antwort fällt differenziert aus, sprich: uneindeutig. Das liegt schon daran, dass sie mit drei verschiedenen Ansätzen rechnen: Dabei erweist sich der erste als wenig ergiebig. Der zweite zeigt, dass die Wende noch nicht da ist. Der dritte ergibt folgendes Ergebnis: Alle großen Aktien- und Kreditmärkte sind eher eine Kaufempfehlung, wobei vor allem Kreditmärkte in den entwickelten Ländern sich durch eine extrem niedrige Bewertung empfehlen.

Als sehr günstig gelten außerdem sogenannte Value-Aktien, also niedrig bewertete Titel.

Dabei ist gemeint: Sie sind gemessen an der Historie dieses Sektors günstig, nicht nur im Vergleich zu anderen Aktien. Bei Unternehmensbonds kommt es darauf an, welche Branchen man wählt. Laut einer Studie von Goldman Sachs sind Papiere von Firmen, die mit Tourismus und Freizeit zu tun haben, sehr tief gefallen. Banken und andere Finanzdienstleister in den USA stehen ebenfalls unter Druck.

Suche nach ersten positiven Signalen

Telekom- und andere Tech-Werte sowie Einzelhandel haben dagegen recht gut abgeschnitten. Goldman warnt, dass stabilere Anleihen unter Verkaufsdruck kommen können, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen. Speziell bei Hochzinsanleihen, also Papieren von Unternehmen minderer Bonität, könnte es aber schwierig werden, überhaupt Käufer bei Neuemissionen zu finden. Anleger sollten also nicht zu sehr auf bisherige Stabilität vertrauen, aber auch nicht zu große Risiken im Hochzinsbereich eingehen.

Die drei Modelle von JP Morgan sind allein deswegen interessant, weil auf ähnliche Weise in den kommenden Wochen wahrscheinlich öfter argumentiert werden wird.

Das erste Modell folgt der Regel: Kaufe ein Quartal vor dem Ende der Rezession. Erfahrungen aus früheren Rezessionen zeigen, dass fast alle Marktbereiche – von Aktien über Unternehmensanleihen bis zu Staatspapieren – einige Monate vor dem Ende der Rezession ihren Tiefpunkt erreichen. Dabei gibt es allerdings eine große Schwankungsbreite, und in Ausnahmefällen kam der Tiefpunkt nach der wirtschaftlichen Wende. Relativ spät haben meist die Rohstoffpreise reagiert.

Das zweite Modell sucht nach „Green shoots“ – ersten positiven Signalen. Die Experten erwähnen, dass die vor allem von der Entwicklung der Krankheit kommen sollten. Danach diskutieren sie eine Auswertung des hauseigenen Indexes weltweiter Einkaufsmanager und folgern, dass der Wendepunkt noch mindestens zwei Monate entfernt sei.

Der dritte Ansatz untersucht, welche Vermögenswerte besonders tief unter ihre früheren Bewertungen gerutscht sind, bei Aktien gemessen am geschätzten künftigen Kurs-Gewinn-Verhältnis, bei Anleihen unter Einrechnung der Inflation. Ein Sigma Abweichung nach unten gilt dabei als billig, zwei als sehr billig. Der Buchstabe Sigma steht in der Statistik für die Standardabweichung. Bei dieser Berechnung kommen Kreditrisiken und niedrig bewertete Aktien relativ gut weg.