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Investoren betreten mit deutsch-britischem Stromprojekt Neuland

Das Stromnetz der beiden Länder soll direkt miteinander verknüpft werden. Doch noch steht die Verbindung nicht, einige Hürden müssen noch überwunden werden.

Durch ein riesiges Seekabel sollen der deutsche und der britische Strommarkt miteinander verknüpft werden. Foto: dpa
Durch ein riesiges Seekabel sollen der deutsche und der britische Strommarkt miteinander verknüpft werden. Foto: dpa

Mit der geplanten Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), die das Bundeskabinett voraussichtlich an diesem Mittwoch verabschieden wird, soll die Basis für eine Regulierung des Wasserstoffnetzes gelegt werden. Doch neben diesem Hauptzweck verfolgt die EnWG-Novelle unter anderem auch das Ziel, den Weg für „Neuconnect“ zu ebnen.

Hinter der Bezeichnung Neuconnect verbirgt sich eine Stromleitung zwischen Deutschland und Großbritannien, die quer durch die Nordsee führt. In der Fachsprache heißen solche Leitungen Interkonnektoren.

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Das Seekabel soll im niedersächsischen Fedderwarden beginnen und nahe der Themsemündung enden. Neuconnect wird die erste direkte Stromverbindung zwischen den beiden Ländern sein.

Die Regierungen Großbritanniens und Deutschlands begrüßen das Vorhaben. Aus britischer Sicht ist es sinnvoll, von den in Deutschland immer wieder auftretenden Windstromüberschüssen zu profitieren. Großbritannien ist Nettoimporteur von Strom, der britische Strompreis ist durchgehend höher als der Strompreis in Deutschland.

Andererseits muss die Windstromproduktion in Deutschland immer wieder abgeschaltet werden, weil der Strom nicht mehr sinnvoll ins Netz integriert werden kann. Über die neue Leitung könnte der Strom künftig nach Großbritannien verkauft werden. Die zusätzlichen Strommengen könnten sich im Idealfall dämpfend auf das britische Strompreisniveau auswirken. Zugleich würde die Versorgungssicherheit in Großbritannien gestärkt werden.

Nutzen auch fürs Klima?

„Das Projekt dient Windstromerzeugern ebenso wie Stromverbrauchern. Der Nutzen für das Gesamtsystem ist erheblich“, sagte Torsten Garmatz, Projektleiter Deutschland der Neuconnect GmbH, dem Handelsblatt. Man freue sich, dass die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur das ebenso sähen. „Das Projekt ist Bestandteil des Netzentwicklungsplans und des Bundesbedarfsplangesetzes. Damit wird dem Projekt attestiert, dass es dem Gesamtsystem nutzt“, sagte Garmatz.

Zusätzlich verweisen die Investoren auf den Nutzen fürs Klima: Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens FTI sorgt die Leitung über 25 Jahre für eine CO2-Reduktion von 16 Millionen Tonnen. Das entspricht der Menge an CO2, die 400.000 Autos in einem Jahr emittieren.

Die Projektkosten in Höhe von 1,6 Milliarden Euro für die 720 Kilometer lange Leitung werden von einem Konsortium gestemmt, das aus Allianz Capital Partners, dem französischen Infrastrukturinvestor Meridiam und dem japanischen Energieversorgungsunternehmen Kansai Electric Power besteht. Mit seiner Leistung von 1,4 Gigawatt (GW) können rechnerisch 1,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.

Mit einer projektfinanzierten, alleinstehenden Verbindungsleitung, die nicht allein der Engpassbewirtschaftung dient, betritt das Konsortium Neuland. Zwar gibt es mit „Nordlink“ bereits eine vergleichbare Leitung. Sie verknüpft den deutschen mit dem norwegischen Strommarkt.

Doch Nordlink, im Dezember vergangenen Jahres in Betrieb genommen, wurde vom norwegischen Netzbetreiber Statnett, dem deutschen Netzbetreiber Tennet und der staatlichen Förderbank KfW gebaut. Damit sind zwei Netzbetreiber im Boot. Tennet betreibt große Teile des deutschen Stromübertragungsnetzes. Tennet fließen stetig die Entgelte der Netznutzer zu.

Gegenüber solchen klassischen Netzbetreibern, die von einer breiten Einnahmebasis profitieren, sieht sich das Neuconnect-Konsortium benachteiligt. „Neuconnect will wie andere Übertragungsnetzbetreiber auch bei finanziellen Risiken gleich behandelt werden. An dieser Stelle sollte im parlamentarischen Verfahren noch nachgesteuert werden, denn es handelt sich um einen kritischen Faktor für die Realisierung solcher Projekte“, sagte Garmatz.

Im Bundeswirtschaftsministerium erkennt man das Problem und glaubt, mit der EnWG-Novelle bereits die Lösung parat zu haben. „Interkonnektoren sind wichtig für die weitere Integration des europäischen Strombinnenmarkts. Wir haben deshalb ein Interesse daran, dass weitere Interkonnektoren errichtet werden“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. „Das umfasst auch Stand-alone-Projekte, deren Betreiber nur den Interkonnektor betreiben, nicht aber ein Übertragungsnetz, und die sich deshalb nicht über Netzentgelte refinanzieren können. Wir planen deshalb in der EnWG-Novelle einen Finanzierungsmechanismus, mit dem auch Betreiber von Stand-alone-Interkonnektoren in der Lage sind, sich zu refinanzieren.“

In Branchenkreisen heißt es allerdings, die Lösung sei noch nicht ausreichend. Projekte wie „Neuconnect“ seien „noch nicht über den Berg“, weil die Risiken für den einzelnen Projektbetreiber insbesondere bei nicht planmäßigem Projektverlauf unverhältnismäßig höher seien.

Die Vernetzung über Ländergrenzen hinweg wird gerade unter den Nordsee-Anrainerstaaten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine wachsende Rolle spielen. Die EU-Kommission verfolgt das Ziel, die Nordsee zu einem Kraftzentrum der Stromproduktion in Europa zu machen. Dazu ist es erforderlich, Offshore-Windparks miteinander zu verbinden. Ländergrenzen sollen dabei keine Rolle mehr spielen.

„Die Politik hat hohes Interesse daran, dass Neuconnect kein Solitär bleibt. Ziel der Bundesregierung und der EU-Kommission ist es, die europäischen Offshore-Windparks grenzüberschreitend zu vernetzen. Für die Projektierung und Finanzierung solcher Leitungsverbindungen kann der neue Regulierungsrahmen eine Blaupause sein“, sagt Garmatz.