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‘Öl der Zukunft’ spaltet: Hausse oder Baisse bei Lithium?

(Bloomberg) -- Auf dem Lithiummarkt herrscht dicke Luft. Eine umstrittene Prognose von Analysten der Goldman Sachs Group Inc. hat heftige Gegenreaktionen einiger der prominentesten Experten der Branche ausgelöst. Es geht um milliardenschwere Investitionen und Kapitalbeschaffung.

Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für Batterien von Elektrofahrzeugen. Die Aussichten für Angebot, Nachfrage und Preisgestaltung des Materials werden daher immer wichtiger. Einige sagen, im kommenden Jahrhundert werde Lithium so wichtig wie jetzt Öl. Jahrelang hat ein kleiner Kreis von Beratern die Diskussion darüber bestimmt. Doch jetzt, wo die Preise in die Höhe schießen - der Lithiumcarbonatpreis in China ist in diesem Jahr um 72% gestiegen - und die Nachfrage boomt, müssen diese sich das Feld zunehmend mit den Größen der Wall Street teilen.

Goldman machte jüngst Schlagzeilen, als die Bank davor warnte, die Rallye bei Lithium werde sich in diesem Jahr umkehren, da das Angebot durch neue, unkonventionelle Quellen steigen werde. Auch die Credit Suisse Group AG prognostiziert eine Korrektur. Doch Platzhirsche wie die Londoner Benchmark Mineral Intelligence halten lautstark dagegen.

Beide Gruppen spielen wichtige Rollen in der Elektroautoindustrie. Die spezialisierten Beratungsunternehmen erstellen maßgeschneiderte Berichte für Bergbauunternehmen, Batteriehersteller und Autofirmen, die ihnen bei Investitionsentscheidungen zu neuen Projekten helfen. Die Wall-Street-Banken und die Investoren, die deren Berichte lesen, haben dagegen Einfluss auf die Entscheidung, ob die Vorgenannten sich ihre Investitionen überhaupt leisten können.

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Benchmark Mineral widerspricht der Prognose von Goldman, nach der eine Welle von neu gefördertem Lithium bevorsteht und die Preise infolgedessen einbrechen werden. Das Beratungshaus sieht die Preise ebenfalls fallen im Vergleich mit den jüngsten Höchstständen, ist aber deutlich pessimistischer, was neues Angebot angeht. Die Bergbauindustrie sei schlecht darin, selbstgesteckte Produktionsziele zu erreichen, und Lithium berge aufgrund der komplexen technischen Prozesse bei der Herstellung der Endprodukte, die in Batterien verbaut werden, zusätzliche Risiken.

“Da es sich nicht um einen Rohstoff, sondern um Spezialchemie handelt, kommt noch eine zusätzliche Hürde hinzu”, sagte Daisy Jennings-Gray, Preisanalystin bei Benchmark. “Es ist ein zweistufiges Thema, das die traditionellen Probleme der Bergbauindustrie mit den zusätzlichen Herausforderungen kombiniert, denen ein Hersteller von Spezialchemikalien ausgesetzt ist.”

Der Streit mag trivial erscheinen, doch es steht viel auf dem Spiel: Lithium spielt eine entscheidende Rolle bei der Elektrifizierung der Autobranche und im Kampf gegen den Klimawandel.

Bleiben die Defizite bestehen und steigen die Preise weiter, könnte dies auf Kosten der Margen der Autohersteller gehen, deren Gewinne einbrechen lassen und die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen verzögern. Sinken die Preise jedoch deutlich, könnten Bergbauunternehmen neue Großprojekte auf Eis legen und damit die Voraussetzungen für noch größere Preisanstiege und Defizite im nächsten Jahrzehnt schaffen, wenn die Verkäufe von Elektrofahrzeugen die von Verbrennern abhängen müssen, wenn die Branche ihr Netto-Null Ziele erreichen will.

“Die Lithiumindustrie ist in ihrer jetzigen Form noch sehr jung, so dass es schwierig ist, mit Sicherheit zu sagen, wie schnell die Bergbauunternehmen bei neuen Produktionsmengen sein werden”, sagte Peter Hannah von Fastmarkets, einem Beratungsunternehmen. “Vieles hängt von Technologien ab, die noch nicht erprobt sind, und es gibt viele Variablen, die zu berücksichtigen sind. Jede davon könnte sich als falsch erweisen.”

Meinungsverschiedenheiten unter Analysten auf den Rohstoffmärkten sind üblich, aber das Ausmaß der Divergenz bei Batteriemetallen wie Lithium ist besonders hoch. Angebot und Nachfrage wachsen mit halsbrecherischem Tempo. Während Märkte wie der für Kupfer in der Regel mit 2% bis 4% pro Jahr wachsen, rechnen Lithium-Analysten mit mehr als 20% Zuwachs bei Angebot und Nachfrage zwischen 2021 und 2025.

Berechnungsfehler

Das bedeutet, dass geringfügige Unterschiede in den Annahmen der Analysten - etwa hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung von Batterien oder des Zeitpunkts neuer Förderprojekte - große Auswirkungen auf ihre Schätzungen haben können. Dasselbe Problem besteht auch bei den Batteriemetallen Kobalt und Nickel.

George Heppel, der bei der Rohstoffberatungsfirma CRU Group Modelle für die Nachfrage nach solchen Metallen entwickelt hat, bevor er Anfang des Jahres zur BASF SE wechselte, schrieb letzten Monat (höchst unterhaltsam) auf LinkedIn, dass schon ein kleiner Fehler bei der Berechnung der Nickelnachfrage dazu führte, den angenommenen Verbrauch um etwa 30% zu unterschätzten.

“Einige Monate, nachdem ich mein Modell korrigiert hatte, aß ich mit einem Nickelanalysten einer Investmentbank zu Mittag, der sich wütend darüber beschwerte, dass die Zahlen für den Nickelbedarf, die von der Batterieabteilung seiner Bank erstellt wurden, viel zu niedrig waren. Mit großer Genugtuung konnte ich das wahrscheinliche Problem aufdecken”, so Heppel.

Lithiumexperten wie Joe Lowry, Gründer des Beratungsunternehmens Global Lithium, behaupten regelmässig, dass die Wall Street bei ihren Annahmen die Feinheiten der Branche eher übersähe.

Matt Fernley, Geschäftsführer vom Branchendienst Battery Materials Review, sagte, dass die Berichte der Sellside-Analysten “massiv” unterschätzten, wie schwierig es ist, neue Mengen an den Markt zu bringen. Auch die Komplexität, die mit der Inbetriebnahme einer neuen Anlagen einhergehe, sowie die Qualifikationsanforderungen würden nicht berücksichtigt.

“Die Lithiumindustrie muss in den nächsten 10-15 Jahren Hunderte von Milliarden Dollar an Kapital für Expansion aufbringen”, sagte er. “Ein großer Teil davon muss durch Eigenkapital aufgebracht werden, und das wird schwierig, wenn die Aktienkurse aufgrund solcher Berichte unter Druck kommen.”

Überschrift des Artikels im Original:

Red-Hot Lithium Boom Pits Wall Street Against the Wonks (1)

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©2022 Bloomberg L.P.