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Investment-Profis setzen auf ein Comeback der Schwellenländer-Aktien

Es ist ein Hoffnungsschimmer für Anleger, die an den arg gebeutelten Börsen der Schwellenländer zuletzt viel Geld verloren haben: Professionelle Investoren setzen auf ein Comeback der Emerging-Markets-Aktien und fahren den Bestand in ihren Portfolios deutlich hoch. Das geht hervor aus der jüngsten Umfrage der Bank of America (BofA) Merrill Lynch unter mehr als 170 institutionellen Investoren, die zusammen über 500 Milliarden Dollar verwalten.

Demnach hat sich der Anteil von Schwellenländer-Aktien in den Depots der Geldprofis im November fast verdreifacht, auf im Schnitt 13 Prozent. Im Vormonat lag der Anteil bei lediglich fünf Prozent. Umgeschichtet haben die Investmentmanager dabei offenbar vor allem Geld, das zuvor weltweit im Technologiesektor angelegt war. Dessen Anteil sank laut der Erhebung zuletzt auf das niedrigste Niveau seit dem Frühjahr 2009. Nur noch 18 Prozent der Befragten geben an, diesen Sektor überzugewichten – sieben Prozentpunkte weniger als noch im Oktober.

Die Experten rechnen nach den massiven Kurseinbrüchen offenbar zunehmend mit einem möglichen Ende der Talfahrt an den wichtigsten Schwellenländerbörsen. Sie rüsten sich für einen langfristigen Trendwechsel: „Aus Bewertungssicht sind etliche Emerging Markets inzwischen recht attraktiv“, sagt Angelika Millendorfer, Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Raiffeisen Capital.

Hintergrund: Der vielbeachtete Leitindex MSCI-EM hat seit Anfang des Jahres um mehr als 15 Prozent nachgegeben – rund dreimal so viel wie der MSCI World. Allein im Oktober war der Schwellenländerindex um fast neun Prozent eingebrochen, bevor er zur Stabilisierung ansetzte.

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Im hohen Bogen aus den Depots geworfen hatten Investoren in den vergangenen Monaten ihre Schwellenländer-Positionen vor allem wegen der von US-Präsident Donald Trump angezettelten globalen Handelskonflikte sowie der anhaltenden Stärke des Dollars. Denn die Aufwertung der US-Währung erschwert es den oft hochverschuldeten Unternehmen der aufstrebenden Länder ihre Auslandsverbindlichkeiten zu tilgen und drückt gleichzeitig die in Dollar umgerechneten Notierungen der Schwellenländer-Aktien.

Der anhaltende Abverkauf hat dazu geführt, dass Emerging Markets mittlerweile wesentlich günstiger bewertet sind als die meisten Industrieländermärkte: Im Schnitt werden Aktien aus den aufstrebenden Volkswirtschaften derzeit nur mit dem rund 14-fachen laufenden Jahresgewinn der Unternehmen gehandelt. Europäische Anteilsscheine weisen dagegen ein mittleres Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 17 auf. Wall-Street-Titel sind mit einem durchschnittlichen KGV von 23 sogar fast doppelt so hoch bewertet wie Schwellenländer-Aktien.

Der Gegenwind an den Schwellenländerbörsen durch steigende US-Renditen, Liquiditätsverknappung, einen festeren Dollar und die chinesische Wachstumsabschwächung werde laut Millendorfer zunächst zwar noch anhalten. „Eine Erholung ist nach den Kursrückgängen der letzten elf Monate aber jederzeit möglich und zunehmend wahrscheinlich“, sagt die Raiffeisen-Capital-Expertin. Katalysatoren dafür könne eine Erholung der chinesischen Konjunktur sein oder eine nachhaltige Entspannung des Handelskonflikts zwischen den USA und China sein.

„Die Schwellenländer könnten davon stark profitieren, wenn die aktuelle „Risk-off“-Stimmung wieder dreht und die Furcht vieler Investoren wieder größerem Optimismus weicht“, so die Fachfrau. Fraglich sei allerdings, ob die Anfang November eingesetzte Erholung bereits den Start einer solchen Entwicklung markiere.

Im Oktober hatten Fondsmanager im Rahmen der damaligen Umfrage von BofA Merrill Lynch noch mehrheitlich angegeben, dass sie Schwellenländer-Aktien in ihren Portfolio im Vergleich zu anderen Anlageregionen so deutlich untergewichten würden wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten sich mutigen Investoren nun nach Einschätzung von Léon Cornelissen, Chefökonom des niederländischen Vermögensverwalters Robeco, auch aus makroökonomischen Gründen. So werde die zwischen Schwellen- und Industrieländern bestehende Wachstumsdifferenz noch weiter zunehmen. „Anlegern mit größerer Risikobereitschaft bieten die Emerging Markets daher Chancen auf höhere Renditen“, urteilt der Volkswirt.

Acht Prozent Rendite im Schnitt seit der Jahrtausendwende

So ziele etwa Chinas Regierung mit ihrer Politik weiterhin auf eine hohe Wachstumsrate von über sechs Prozent ab – auch wenn sie sich im laufenden Jahr voraussichtlich mit weniger zufrieden geben müsse. Insgesamt seien die Aussichten für die Schwellenländer 2019 „recht gut“.

Behalten die Experten recht, dann dürften Schwellenländer-Aktien trotz der jüngsten Durststrecke ihre langfristige Outperformance auch künftig fortsetzen: Seit dem Jahrtausendwechsel haben die Emerging-Markets im Schnitt eine jährliche Rendite von knapp acht Prozent erzielt, während Anleger an der Wall Street im selben Zeitraum rund fünfeinhalb per annum einfahren konnten. Mit europäischen Dividendenpapieren war im Schnitt nur eine Rendite von dreieinhalb Prozent erreichbar.

Attraktiv erscheinen nach Einschätzung von Marktbeobachtern derzeit vor allem so genannte „Value-Aktien“. Denn die lange Zeit vorherrschende Nachfrage der Investoren nach Engagements in Trendsektoren wie dem Technologie- und Gesundheitssektor habe auch die Bewertungen vieler wachstumsstarker Unternehmen aus den Schwellenländern auf historische Höchststände gebracht, sagt etwa Ernest Yeung, Portfoliomanager bei der globalen Investmentgesellschaft T. Rowe Price, die insgesamt mehr als eine Billion US-Dollar verwaltet.

„Dahingegen haben Investoren das Interesse an traditionellen Value-Sektoren, wie Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen, trotz rasch steigender freier Cashflows verloren“, so Yeung. Der Bewertungsunterschied zwischen Aktien der „Old“ und der „New Economy“ habe inzwischen das höchste Niveau der letzten zwanzig Jahre erreicht.

Doch eine günstige Bewertung alleine reiche nicht aus: In den Industrieländern lägen Investoren den Fokus auf „falling stars“. In den Schwellenländern dagegen könnten günstig bewertete Aktien sehr lange günstig bleiben. „Dies kann an undurchsichtigen Eigentümerstrukturen, einer schwachen Geschäftsführung oder dem Vorherrschen von Familien- oder Staatsbetrieben liegen“, so der Profi. Daher böten sich auch nur wenige Chancen, Titel mit einem wirklich günstigen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis zu kaufen und einfach abzuwarten, bis sich diese Anlagen auszahlen.

„Wir konzentrieren uns auf Qualitätsunternehmen, die von den Anlegern wenig Beachtung finden, aber das Potenzial für eine Neubewertung oder einen Bewertungsanstieg besitzen“, erklärt der Portfoliomanager.

Konkret heißt das: Auf regionaler Ebene sei etwa der Nahe Osten für Anleger besonders attraktiv, denn in vielen Ländern bewegten sich die Aktienbewertungen nahe ihrem historischen Tiefststand. Positive Zeichen kämen zudem auch aus Südafrika, vor allem aus dem Finanzsektor. Sowohl die Nedbank, das viertgrößte Kreditinstitut des Landes als auch der Finanzdienstleister Absa, profitierten von der volkswirtschaftlichen Erholung Südafrikas und wiesen solide Engagements in Kontinentalafrika auf.

Auch staatliche Unternehmen böten gute Möglichkeiten. Ein Beispiel hierfür sei das chinesische Bau- und Ingenieurunternehmen Sinopec Engineering. „Unserer Meinung nach dürfte Sinopec Engineering zunehmend Aufträge für Downstream-Projekte in der chinesischen Öl- und Gasindustrie erhalten“, so Yeung.