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Der innere Kompass: Warum er so wichtig für eure Entscheidungen ist — und wie ihr ihn stärkt

Ganz gleich, ob es sich um eine kleine Alltagsentscheidung handelt („Welche Eissorte soll ich wählen?“) oder um eine große, potenziell wegweisende Entscheidung („Soll ich auswandern oder nicht?“): Wer sich gründlich überlegt, was die eigenen Ziele und Wünsche im Leben sind, welche Vorstellungen von Moral er oder sie hat und wie beides miteinander in Einklang zu bringen ist, der wird seine Wahl mit einem besseren Gefühl treffen. Wer so vorgeht, beachtet nämlich eine wichtige Instanz seiner Psyche: Er oder sie hört auf den eigenen inneren Kompass und stärkt ihn dadurch immer weiter.

Mit diesem inneren Wegweiser haben sich nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev und von der Universität Hongkong in einer Studie beschäftigt. Sie wollten wissen: Welchen Einfluss hat der innere Kompass auf unser Wohlbefinden und unser Selbstwertgefühl? Eines ihrer Ergebnisse: Offenbar leiden Menschen, die über einen verlässlichen inneren Kompass verfügen – also klare Vorstellungen von ihren Wünschen, Werten und Zielen haben – seltener an Depressionen als solche, die innerlich eher schwanken.

Gerade Menschen um die 20 stehen vor vielen wichtigen Entscheidungen – deswegen entschieden sich die Forscherinnen und Forscher dafür, mit jungen Probandinnen und Probanden zu arbeiten. Sie führten eine Reihe von Untersuchungen mit insgesamt 868 Schülerinnen, Schülern und Studierenden aus Hongkong und Israel durch, das Durchschnittsalter lag in einer Gruppe bei etwa 16 Jahren, in einer zweiten bei ungefähr 20. Sie alle steckten gerade in einer Lebensphase, in der viele große Fragen beantwortet werden wollen: Uni, duales Studium oder Ausbildung? WG oder Einzimmerwohnung? Raus in die Großstadt oder bei Mama und Papa auf dem Land bleiben? Bei der Antwortfindung auf solche Fragen ist der innere Kompass besonders gefragt.

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Doch wie misst man, wie gut der innere Wegweiser funktioniert? Schließlich ist er schwierig greif- oder messbar. Die Wissenschaflerinnen und Wissenschaftler entschieden sich dafür, mit einem Fragebogen zu arbeiten. Darin erfragten sie von ihren Testpersonen etwa, wie konkret sie sich ihrer eigenen Ziele bewusst waren, wie willensstark sie sich einschätzten und wie ausgefeilt ihre Pläne waren, mit denen sie ihre Ziele erreichen wollten.

Ein stabiler innerer Kompass führt zu mehr Selbstwirksamkeit

Bei der Auswertung zeigte sich unter anderem: Junge Menschen, die ihre Entscheidungen eher planlos treffen, sind von ihren Auswahlmöglichkeiten häufig überfordert. Insgeheim, so schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, hofften sie darauf, dass jemand ihnen die Entscheidung abnehmen möge.

Diese Menschen hätten ein eher brüchiges inneres Fundament, auf dem sich nur schwierig gute, eigenständige Entscheidungen aufbauen lassen. Deshalb fühlten sie sich in der Folge weniger autonom. Oder, wie die Studienautorinnen und -autoren es beschreiben: „Um uns selbstbestimmt zu fühlen, müssen wir wissen, was uns wirklich wichtig ist.“ Nur so könnten Menschen Entscheidungen treffen, die sich wirklich freiwillig anfühlten.

Außerdem stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass Menschen mit einem belastbaren inneren Kompass auch wesentlich glücklichere Menschen sind. Die Autorinnen und Autoren führen das darauf zurück, dass der innere Wegweiser diesen Menschen ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung gibt – weil sie immer auf eine starke Grundlage zurückgreifen können, die im Wesentlichen aus ihren klaren Zielen und ihrem gefestigtem Wertesystem besteht. Außerdem schreiben die Autorinnen und Autoren, dass Menschen mit einem gut ausgeprägten inneren Kompass auch eher eine gute Selbstwirksamkeit entwickeln: Sie bekommen das Gefühl, dass sie ihre Ziele wirklich erreichen können, weil sie dabei auf ihr inneres Fundament vertrauen können. Und was gibt es Schöneres als zu wissen: „Ich kann mir meine eigenen Wünsche selbst erfüllen“?

Erstmals Zusammenhang zwischen innerem Kompass und Depression hergestellt

Auch das Selbstwertgefühl eines Menschen wächst übrigens, wenn er sich gut auf seinen inneren Kompass verlassen kann, schreibt das Forschungsteam. Genau wie beim gesteigerten Wohlbefinden liegt auch hier die Ursache in der Freiheit, die eigenen Ziele verfolgen zu können und in der Lage dazu zu sein, autonome Entscheidungen zu treffen. Schon bei Kindern und Teenies könne ein gesundes Maß an selbstbestimmten Entscheidungen dazu führen, dass sie zu selbstbewussteren Erwachsenen heranwachsen. Im Zweifel können Eltern ihre Kinder also ruhig öfter selbst Dinge entscheiden lassen – bei welchen Entscheidungen sie dem Nachwuchs Autonomie gewähren, sollte dann natürlich immer abhängig davon sein, wie alt die Kinder sind.

Wie anfangs schon erwähnt, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch zeigen, dass junge Menschen mit einem gut ausgeprägten inneren Kompass seltener an Depressionen litten. Klar: Es erscheint irgendwie logisch, dass Menschen, die zufriedener sind und über ein gutes Selbstwertgefühl verfügen, auch seltener depressiv werden. Doch dieses Ergebnis des Forschungsteams ist trotzdem wegweisend. Die Expertinnen und Experten sind nämlich die Ersten, die den Zusammenhang zwischen innerem Kompass und Depression in einem Experiment nachweisen konnten.

In seiner Studie verweist das Forschungsteam auch darauf, dass die Ergebnisse besonders Psychologinnen und Pädagogen bei ihrer Arbeit helfen könnten. „Es ist wichtig, nicht nur psychologische Freiheit und Willensstärke anzustreben. Ebenso wichtig ist es, daran zu arbeiten, einen inneren Kompass aufzubauen – denn er ist eine Ressource für das Wohlbefinden der Menschen.“ Also fragt euch doch immer wieder mal: Was sind eure Ziele? Welche Werte sind euch wichtig, Ehrlichkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit oder vielleicht Kritikfähigkeit? Wovon träumt ihr? Was wünscht ihr euch? Wenn ihr all das im Blick behaltet und euch eure Antwort darauf regelmäßig ins Gedächtnis ruft, dann werdet auch ihr euch bei der nächsten Entscheidung besser auf euren inneren Kompass verlassen können.