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Inflation und Knappheit machen Gebrauchtes wieder attraktiv

Düsseldorf (dpa) - Egal ob es um ein neues Auto, einen neuen Laptop oder ein neues Outfit geht: Einkaufen macht heute oft keinen Spaß mehr.

Denn steigende Preise und Lieferengpässe bei etlichen Produkten machen den Einkaufsbummel zur Herausforderung für Nerven und Portemonnaie. Doch entdecken immer mehr Verbraucher einen Ausweg: Sie kaufen Produkte aus zweiter Hand.

«Der Secondhand-Einkauf ist salonfähig geworden. Es schämt sich niemand mehr dafür - egal wie dick das Portemonnaie ist», sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH). Gleich drei Entwicklungen geben dem Secondhand-Handel Hudetz zufolge derzeit Rückenwind: die Preissteigerungen, die weltweiten Lieferschwierigkeiten und der Wunsch, nachhaltiger zu leben.

«Ich kann durch den Kauf gebrauchter Produkte in Zeiten hoher Inflation Geld sparen. Ich umgehe so die durch die weltweiten Logistikprobleme verursachten Lieferengpässe, denn die Produkte sind ja sofort verfügbar. Und ich handele nachhaltig, denn die Weiternutzung ist viel umweltschonender als der Kauf von Neuware», sagt der Handelsexperte.

Gründe für den Secondhand-Boom

Vor allem das Thema Sparen trifft einen Nerv. Nach einer Umfrage des IFH hat mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher Angst, aufgrund der Preissteigerungen den Lebensstandard bald nicht mehr halten zu können. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, sie wollten ihre Ausgaben aufgrund der Preissteigerungen verringern. «Textilien oder Elektronik secondhand einzukaufen ist da ein vergleichsweise schmerzloser Weg, das Geld zusammenzuhalten», meint Hudetz.

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Auch der Handelsexperte York von Massenbach von der Unternehmensberatung Atreus ist überzeugt: «Die aktuellen Preissteigerungen und die Lieferengpässe beflügeln das Geschäft mit Secondhand-Ware im Ganzen.» Am größten seien die Auswirkungen bei Elektronikprodukten wie Laptops oder Smartphones. «Hier heizen die Lieferengpässe bei Neuware die Nachfrage nach gebrauchten Produkten so sehr an, dass zuletzt auch gebrauchte Smartphones spürbar teurer wurden.»

Der Chef des vor allem auf den Handel mit Büchern aus zweiter Hand und gebrauchter Kleidung spezialisierten Onlinehändlers Momox, Heiner Kroke, hob zuletzt im Gespräch mit der «Lebensmittel Zeitung» den Heimvorteil der Secondhand-Branche hervor. «Lieferengpässe kennen wir nicht, unsere Produkte bleiben nicht auf Schiffen in Häfen oder im Suezkanal hängen.» Die gebrauchten Produkte kämen direkt aus heimischen Bücher- oder Kleiderschränken in die Lager des Unternehmens.

Tatsächlich dürfte es den mittlerweile zahlreichen Online-Anbietern von Secondhand-Ware erst einmal nicht an Nachschub mangeln. Nach einer vom Wuppertal-Institut im Auftrag der Stadt Berlin und von Ebay Kleinanzeigen erstellten Studie liegen zurzeit in deutschen Haushalten ungenutzte Produkte im Wert von fast 53 Milliarden Euro herum - pro Haushalt also Waren im Wert von rund 1300 Euro. Dabei handele es sich vor allem um Bekleidung, Bücher, CDs und DVDs, aber auch um Elektrogeräte, Smartphones und Tablets.

Ganz bleibt allerdings auch der Gebrauchtwarenhandel von den aktuellen Turbulenzen nicht verschont. Zuerst bekamen das Käufer von Gebrauchtwagen zu spüren. Wie die Deutsche Automobil-Treuhand ermittelte, stiegen die Gebrauchtwagenpreise von 2019 auf 2020 um 18 Prozent und 2021 noch einmal um knapp 7 Prozent. Hauptursache dafür waren laut ADAC die Lieferengpässe bei Neuwagen bedingt durch Produktionsausfälle infolge der Pandemie sowie die Knappheit an Mikrochips. Viele Käufer seien deshalb auf den Gebrauchtwagenmarkt ausgewichen, und das habe die Preise in die Höhe getrieben.

Doch werden solche Preisschübe im Secondhand-Bereich nach Hudetz’ Einschätzung eher die Ausnahme bleiben. «Hier und da wird es auch bei Secondhand-Produkten in der nächsten Zeit Preissteigerungen geben. Aber das betrifft vor allem höherwertige Produkte wie Autos oder Laptops, bei denen Verfügbarkeit eine große Rolle spielt.» Auf breiter Front sei nicht mit Preiserhöhungen zu rechnen. «Es gibt in den deutschen Haushalten einfach noch zu viele ungenutzte Produkte, die darauf warten verkauft zu werden.»