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Wie Indien zum Profiteur des US-China-Konflikts werden will

Indiens Premier Modi buhlt angesichts des Streits der USA mit China um amerikanische Investoren. Die Lieferketten könnten sich von China nach Indien verschieben.

Noch vor Kurzem überschattete der Streit ums Geld das Verhältnis zwischen Indien und Amerika: US-Präsident Donald Trump warf Indien vor, die „schlimmsten Zölle der Welt“ zu erheben, und beklagte noch Anfang des Jahres: „Wir werden von Indien nicht sehr gut behandelt.“ Indien wiederum beschwerte sich über den Wegfall von Handelsvergünstigungen in Amerika und konterte mit zusätzlichen Abgaben auf US-Agrarexporte.

Doch schon wenige Monate nach dem Höhepunkt des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Demokratien der Welt steht nun betonte Harmonie auf der Tagesordnung. Ausschlaggebend für den Stimmungswandel ist ein gemeinsamer Gegner: China.

Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den Regierungen in Washington und Neu-Delhi auf der einen Seite und Peking auf der anderen Seite sucht Indiens Premierminister Narendra Modi die Nähe zu den Amerikanern.

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Er hofft, dass Indien damit zum wirtschaftlichen Profiteur der Auseinandersetzung werden kann. In unverblümter Anspielung auf die Unsicherheiten bei den China-Geschäften präsentierte Modi sein Land amerikanischen Geschäftsleuten diese Woche als „eine Nation, der Sie vertrauen können“.

Indien stehe für die perfekte Kombination aus Offenheit und wirtschaftlichen Möglichkeiten, sagte er bei einer Onlineveranstaltung des amerikanisch-indischen Wirtschaftsrats. „Es hat noch nie eine bessere Zeit gegeben, in Indien zu investieren, als jetzt.“

Die Amerikaner erwidern die Handreichung des indischen Premiers, den die USA noch bis zu seiner Wahl zum Regierungschef wegen seiner umstrittenen Rolle bei antimuslimischen Pogromen mit einer jahrelangen Einreisesperre belegt hatten.

Außenminister Mike Pompeo sagte am Mittwochabend in einer Videoansprache vor Wirtschaftsvertretern, die USA und Indien müssten angesichts der Bedrohung durch Chinas Kommunistische Partei eine enge Bindung aneinander kultivieren.

„Ernste Sicherheitsrisiken für das indische Volk“

Die US-Regierung macht den Indern dabei Hoffnung, dass sich eine klare Positionierung an Amerikas Seite für sie lohnen könnte: „Indien hat die Chance, globale Lieferketten aus China abzuwerben“, sagte Pompeo. In diese Position sei das Land gekommen, weil es sich das Vertrauen von Staaten rund um den Globus erarbeitet habe, unter anderem das der Vereinigten Staaten. Der Außenminister lobte zudem Indiens Entscheidung, die chinesische Video-App Tiktok zu verbieten. Diese berge „ernste Sicherheitsrisiken für das indische Volk“.

Indien hatte Tiktok und Dutzende weitere Smartphone-Anwendungen aus China gesperrt, nachdem es zu einer tödlichen Auseinandersetzung an der indisch-chinesischen Grenze im Himalaja gekommen war, bei der 20 indische Soldaten starben.

Pompeo bezeichnete das Verhalten der chinesischen Armee als inakzeptabel und betonte: „Die USA haben Indiens Sicherheit noch nie stärker unterstützt als jetzt.“ Diese Woche kam es zu gemeinsamen Militärübungen zwischen den beiden Ländern im Indischen Ozean.

Die USA haben bereits zu Beginn von Trumps Präsidentschaft Indien zum Zentrum ihrer sogenannten Indopazifik-Strategie erklärt, mit der sie in Asien ein Gegengewicht zu China schaffen wollen.

Dass die Amerikaner die strategische Bedeutung der Beziehungen für zunehmend wichtig erachten, weckt in Indien die Hoffnung, dass die wirtschaftlichen Meinungsverschiedenheiten nun schnell ausgeräumt werden können.

Indiens Handelsminister Piyush Goyal sagte diese Woche, dass eine Handelsvereinbarung mit den Amerikanern kurz vor dem Abschluss stehe: „Ich glaube, es sind nur noch ein paar Anrufe nötig.“ Anschließend würden sich die Länder einem umfassenden Freihandelsvertrag widmen, versprach er.

Auch indische Unternehmensvertreter zeigen sich optimistisch, dass es dazu kommt. Natarajan Chandrasekaran, Chef der Tata-Gruppe, sagte vor dem amerikanisch-indischen Unternehmertreff, dass er an eine Vereinbarung noch vor den US-Wahlen im November glaube. Er fügte hinzu: „Indien kann ein sehr wichtiger Partner in den Lieferketten amerikanischer Unternehmen werden.“

Nach Angaben der amerikanisch-indischen Organisation USISPF haben Unternehmen aus den Vereinigten Staaten in diesem Jahr Investitionen von rund 40 Milliarden Dollar in Indien zugesagt. Dazu zählen auch Milliardensummen, die Facebook und Google in den vergangenen Monaten in die Telekomtochter Jio des indischen Konzerns Reliance steckten.

Donald Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow bezeichnete die Investitionen vergangene Woche als bemerkenswert. Sie zeigten aus seiner Sicht, dass die Unternehmer das Vertrauen in China verlieren. „Und Indien wird zum großen Wettbewerber.“